Lombardkredit: Was es ist, wie es funktioniert & Risiken enthüllt
- Ein Lombardkredit, oft auch Wertpapierkredit genannt, ist ein kurzfristiger Kredit, bei dem Wertpapiere (Aktien, Fonds, Anleihen usw.) als Sicherheit dienen.
- Er ermöglicht es Ihnen, schnell Liquidität zu erhalten, ohne das Depot verkaufen zu müssen. Die Kredithöhe beträgt typischerweise 40-75% des Depotwertes und die Zinsen sind im Vergleich zu Ratenkrediten oft geringer.
- Das zentrale Risiko sind die variablen Zinssätze und die Gefahr einer Nachschusspflicht. Bei stark fallenden Kursen kann die Bank zusätzliche Sicherheiten fordern oder im schlimmsten Fall Ihre Wertpapiere zwangsverkaufen.
8 Min. Lesezeit | Kredite
Stecken Sie in einem finanziellen Engpass, möchten aber Ihre profitablen Wertpapiere nicht verkaufen? Dann könnte der Lombardkredit die Lösung sein: Er ermöglicht Ihnen, schnell Liquidität zu beschaffen, indem Sie Ihr Depot beleihen, ohne Ihre Anlagestrategie unterbrechen zu müssen.
Definition: Was ist ein Lombardkredit?
Ein Lombardkredit - häufig auch als Wertpapierkredit bezeichnet - ist ein kurzfristiger Kredit, bei dem Wertpapiere als Sicherheit dienen.
Diese Kreditform hat eine lange Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Damals machten Kaufleute aus der italienischen Region Lombardei diese Art der Finanzierung populär, was zur Namensgebung führte.
Bei einem modernen Lombardkredit verpfändet der Kreditnehmer Aktien, Anleihen oder Fonds aus seinem Depot an die Bank. Die Höhe des Kredits orientiert sich am aktuellen Marktwert der Wertpapiere, wobei typischerweise 40-75% des Depotwertes als Kredit gewährt werden.
Diese Flexibilität macht den Lombardkredit zu einem interessanten Instrument für Anleger, die kurz- oder mittelfristig Geld leihen möchten, ohne ihre Wertpapierbestände verkaufen zu müssen.
Lombardkredite als Mittel der kurz- und mittelfristigen Finanzierung
Lombardkredite vereinen Elemente von Dispo- bzw. Kontokorrentkrediten und klassischen Privatkrediten. Diese Hybridstruktur bietet bemerkenswerte Flexibilität bei der Rückzahlung. Sie können den Kredit nach Bedarf nutzen und zurückzahlen, wobei Zinsen nur für den tatsächlich genutzten Betrag anfallen.
Allerdings kann diese Flexibilität auch Ungewissheit bezüglich der Kreditlaufzeit mit sich bringen, was die langfristige Finanzplanung deutlich erschweren kann.
Welche Voraussetzungen für einen Lombardkredit gibt es?
Um einen Lombardkredit zu erhalten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:
Volljährigkeit: Wie bei allen Kreditverträgen müssen Sie mindestens 18 Jahre alt sein.
Wertpapierdepot: Sie benötigen ein Depot mit ausreichend verpfändbaren Wertpapieren.
Mindestdepotwert: Viele Broker setzen einen Mindestdepotwert voraus, oft im Bereich von 1.000 bis 5.000 Euro.
Beleihungsfähige Wertpapiere: Nicht alle Wertpapiere eignen sich als Sicherheit. Aktien und Anleihen werden in der Regel akzeptiert, bei spekulativen Papieren wie Optionsscheinen kann es Einschränkungen geben.
Keine SCHUFA-Auskunft erforderlich
Ein signifikanter Vorteil des Lombardkredits liegt in der bonitätsunabhängigen Kreditprüfung. Im Gegensatz zu konventionellen Kreditformen ist eine SCHUFA-Auskunft in der Regel nicht erforderlich.
Die Kreditwürdigkeit basiert primär auf dem Wert der verpfändeten Wertpapiere, die als Sicherheit fungieren. Dieser Ansatz eröffnet Finanzierungsmöglichkeiten für Anleger, unabhängig von Ihrer persönlichen Kredithistorie oder Ihrem SCHUFA-Score.
Wie wird der Lombardkredit berechnet?
Die Höhe eines Lombardkredits hängt maßgeblich von der Zusammensetzung Ihres Wertpapierdepots ab. Grundsätzlich können verschiedene Wertpapierarten als Sicherheit dienen, darunter Aktien, Anleihen, Fonds und in manchen Fällen auch Zertifikate oder Kryptowährungen.
Der Beleihungswert variiert je nach Wertpapiertyp und dessen Risikoprofil:
Aktien: 40-70% der aktuellen Marktwerte
Anleihen: 50-80% der aktuellen Marktwerte
Fonds/ETFs: 50-80% der aktuellen Marktwerte
Dabei gilt: Je stabiler und liquider ein Wertpapier, desto höher der mögliche Beleihungswert. Blue-Chip-Aktien werden in der Regel höher bewertet als volatile Nebenwerte. Kreditinstitute berücksichtigen dabei auch die prognostizierte Wertentwicklung der Papiere. Spekulative Wertpapiere mit hohem Verlustrisiko werden oft nur zu einem geringen Teil oder gar nicht als Sicherheit akzeptiert.
Welche Arten von Lombardkrediten gibt es?
Lombardkredite basieren grundsätzlich auf der eingereichten Sicherheit und funktionieren im Großen und Ganzen ähnlich.
Dennoch gibt es verschiedene Arten, die sich somit in erster Linie nach dem hinterlegten Pfand unterscheiden:
Effektenlombardkredit: Dies ist die häufigste Form. Hier dienen Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds als Sicherheit. Der Kreditrahmen orientiert sich am aktuellen Marktwert der Papiere, wobei typischerweise 40% bis 75% des Depotwertes als Kredit gewährt werden.
Warenlombardkredit: Bei dieser Variante werden Waren als Sicherheit hinterlegt. Unternehmen nutzen dies oft zur Vorfinanzierung von Lagerbeständen. Die Beleihung erfolgt über Lagerscheine oder Konnossemente und beträgt meist bis zu 60% des Warenwertes.
Wechsellombardkredit: Hier dienen Wechsel als Sicherheit. Diese Form wird hauptsächlich zwischen Banken zur kurzfristigen Refinanzierung genutzt. Die Beleihungshöhe hängt von der Bonität des Wechselausstellers ab.
Kryptolombardkredit: Eine neuere Form, bei der Kryptowährungen als Sicherheit dienen. Diese gelten als die risikoreichsten Lombardkredite aufgrund der hohen Volatilität von Kryptowährungen. Die Beleihungsquoten sind entsprechend niedrig, oft nur 20% bis 40% des aktuellen Wertes.
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Lombardkredit Zinssatz: Aktuelle Angebote im Vergleich
Lombardkredite punkten oft mit attraktiven Zinssätzen, die in der Regel unter denen herkömmlicher Ratenkredite liegen.
Die Zinssätze setzen sich typischerweise aus einem Referenzzinssatz (oft dem EURIBOR) plus einem individuellen Aufschlag zusammen. Aktuell liegt der 3-Monats-EURIBOR bei 2,082% (Stand: Dezember 2025).
Um Ihnen einen Überblick über die aktuelle Marktsituation zu geben, werfen wir einen kurzen Blick auf einige Angebote im deutschen Markt:
| Broker | Eff. Zinssatz | Belastung | Min. Depotwert | Beleihung |
|---|---|---|---|---|
| comdirect | 6,19% | Vierteljährlich | 3.000€ | Aktien: bis 75%, Fonds: bis 75%, Anleihen: bis 80% |
| Scalable Capital | 3,24% oder 4,24% | Vierteljährlich | 1.000€ | Aktien: bis 75%, Fonds: bis 75%, Anleihen: bis 80% |
| Flatex | 6,40% | Vierteljährlich | Keine Angaben | Aktien: bis 70%, Fonds: bis 80%, Anleihen: bis 80% |
| Traders Place | 5,44% | Vierteljährlich | Keine Angaben | Aktien: bis 75%, Fonds: bis 75%, Anleihen: bis 80% |
| SMARTBROKER+ | 5,52% | Vierteljährlich | Keine Angaben | Aktien: bis 70%, Fonds: bis 75%, Anleihen: bis 80% |
Lombardkredit im Detail: Ein konkretes Anwendungsbeispiel
Um die Funktionsweise eines Lombardkredits besser zu verstehen, betrachten wir ein konkretes Beispiel anhand eines typischen Ablaufs:
Antragstellung: Frau Müller besitzt ein Wertpapierdepot im Wert von 100.000€, bestehend aus Blue-Chip-Aktien und Staatsanleihen. Sie beantragt bei ihrem Broker einen Lombardkredit mit einem Beleihungswert von 60%.
Kreditgewährung und Nutzung: Der Broker bewilligt Frau Müller einen Kreditrahmen von 60.000€. Sie nutzt davon 40.000€, um weitere Wertpapiere zu kaufen. Für diesen Betrag fallen Zinsen von 4% p.a. an.
Rückzahlung: Nach einem Jahr hat Frau Müller durch Dividenden und Kursgewinne 42.000 € erwirtschaftet. Sie zahlt den Kredit vollständig zurück: 40.000 € Hauptsumme plus 1.600 € Zinsen (4% von 40.000 €).
Ergebnis: Frau Müller hat nach Abzug der Kreditkosten einen Gewinn von 400 € erzielt (42.000 € - 40.000 € - 1.600 € = 400 €) und behält ihre ursprünglichen sowie die neu erworbenen Wertpapiere.
Margin Call: Das größte Risiko beim Lombardkredit
Ein Margin Call ist die größte Gefahr bei Lombardkrediten und tritt ein, wenn das Verhältnis zwischen Kreditbetrag und Depotwert (Loan-to-Value Ratio) einen kritischen Schwellenwert überschreitet.
Wenn Ihre Bank eine maximale LTV von 60% vorschreibt, erhalten Sie einen Margin Call. Sie haben dann meist nur 24-48 Stunden Zeit für eine der folgenden Optionen:
Ignorieren Sie den Margin Call, verkauft die Bank automatisch Ihre Wertpapiere - möglicherweise zu Tiefstpreisen.
Nachschuss leisten: Zusätzliche Wertpapiere oder Bargeld einzahlen
Kredit teilweise tilgen: Den Kreditbetrag reduzieren
Verkauf von Positionen: Wertpapiere verkaufen (oft zum ungünstigen Zeitpunkt)
Ignorieren Sie den Margin Call, verkauft die Bank automatisch Ihre Wertpapiere - möglicherweise zu Tiefstpreisen.
Vor- und Nachteile des Lombardkredits im Überblick
Vorteile:
Schnelle Liquidität: Lombardkredite ermöglichen einen raschen Zugang zu Bargeld, in der Regel innerhalb weniger Tage.
Keine Zweckbindung: Die Kreditsumme kann oft flexibel für verschiedene Zwecke verwendet werden, sei es für Investitionen oder private Ausgaben.
Günstige Zinsen: Im Vergleich zu unbesicherten Krediten bieten Lombardkredite oft niedrigere Zinssätze.
Keine Bonitätsprüfung: Da das Wertpapierdepot als Sicherheit dient, ist meist keine umfangreiche Bonitätsprüfung erforderlich.
Beibehaltung der Anlagestrategie: Anleger müssen ihre Wertpapiere nicht verkaufen und können von potenziellen Wertsteigerungen weiterhin profitieren.
Flexible Rückzahlung: Die Tilgung kann oft flexibel gestaltet werden, was eine individuelle Anpassung an die finanzielle Situation ermöglicht.
Nachteile:
Risiko der Nachschusspflicht: Bei fallenden Kursen kann die Bank zusätzliche Sicherheiten fordern oder Wertpapiere verkaufen.
Variable Zinssätze: Die Zinsen können sich ändern, was zu höheren Kosten führen kann.
Komplexität: Die Struktur von Lombardkrediten kann für unerfahrene Anleger schwer zu durchschauen sein.
Beschränkter Zugang: Lombardkredite setzen ein ausreichend großes Wertpapierdepot voraus, was sie nicht für jeden zugänglich macht.
Psychologisches Risiko: Die Hebelwirkung kann zu emotionaleren und riskanteren Anlageentscheidungen verführen.
Erzwungene Verkäufe: Bei Margin Calls müssen möglicherweise Wertpapiere zum ungünstigen Zeitpunkt verkauft werden.
Lombardkredit vs. andere Finanzierungsformen
Um die Attraktivität von Lombardkrediten besser einschätzen zu können, lohnt sich ein Vergleich mit anderen beliebten Finanzierungsformen:
| Kriterium | Lombardkredit | Dispokredit | Ratenkredit |
|---|---|---|---|
| Zinssatz | 3,24-6,40% | 6,49-17,20% | 3,29-10,99% |
| Bonitätsprüfung | Nein | Ja | Ja |
| Laufzeit | Unbefristet | Unbefristet | Befristet |
| Flexibilität | Sehr hoch | Hoch | Niedrig |
| Sicherheiten | Wertpapiere | Keine | Keine |
| Nachschussrisiko | Hoch | Niedrig | Niedrig |
Ein wesentlicher Unterschied liegt in der Besicherung und den Kosten: Im Gegensatz zum Dispositionskredit, der unbesichert ist und durch seine sehr hohen Zinsen die teuerste Flexibilität bietet, ist der Ratenkredit zwar planbar und günstiger, erfordert jedoch feste monatliche Tilgungen.
Der Lombardkredit hingegen ist automatisch durch Ihr Wertpapierdepot besichert. Dies ermöglicht oft attraktive Zinssätze, allerdings trägt er das bereits besprochene Risiko eines Margin Calls bei fallenden Depotwerten – ein Risiko, das bei den unbesicherten Dispo- und Ratenkrediten entfällt.
Häufig gestellte Fragen zum Lombardkredit
Welche Sicherheiten werden beim Lombardkredit akzeptiert?
Beim Lombardkredit werden vorwiegend leicht verwertbare Vermögenswerte als Sicherheiten akzeptiert. Dazu gehören Wertpapiere wie Aktien und Anleihen, aber auch Edelmetalle, Schmuck oder Kunstgegenstände. Die genauen Beleihungssätze variieren je nach Bank bzw. Broker sowie Sicherheitsart.
Wie sicher ist ein Lombardkredit für den Kreditnehmer?
Ein Lombardkredit birgt für den Kreditnehmer gewisse Risiken. Das Hauptrisiko besteht darin, dass bei einem Wertverlust der hinterlegten Sicherheiten Nachschusspflichten entstehen können. Zudem besteht die Gefahr, dass bei Zahlungsunfähigkeit die Sicherheiten verwertet werden. Allerdings ist der Kredit durch die Begrenzung auf den Beleihungswert der Sicherheiten für die Bank relativ risikoarm, was sich in günstigen Zinssätzen widerspiegeln kann.
Kann man einen Lombardkredit vorzeitig zurückzahlen?
Ja, Lombardkredite können in der Regel vorzeitig zurückgezahlt werden. Dies ist oft ohne oder mit nur geringen Vorfälligkeitsentschädigungen möglich, was einen Vorteil gegenüber vielen anderen Kreditarten darstellt. Die genauen Bedingungen für eine vorzeitige Rückzahlung sollten jedoch im Kreditvertrag festgehalten sein. Kreditnehmer sollten beachten, dass die Flexibilität der vorzeitigen Rückzahlung ein wichtiger Aspekt bei der Wahl eines Lombardkredits sein kann.
Wie unterscheidet sich ein Lombardkredit von einem normalen Bankkredit?
Ein Lombardkredit unterscheidet sich von einem normalen Bankkredit hauptsächlich durch die Art der Besicherung. Während normale Bankkredite oft unbesichert sind oder Immobilien als Sicherheit nutzen, basieren Lombardkredite auf leicht verwertbaren Vermögenswerten. Dadurch bieten Lombardkredite oft niedrigere Zinssätze und flexiblere Rückzahlungsbedingungen. Zudem ist die Kreditvergabe bei Lombardkrediten meist schneller, da die Bonität des Kreditnehmers eine eher geringere Rolle spielt.
Was passiert bei einem Margin Call?
Ein Margin Call tritt ein, wenn der Wert Ihrer Wertpapiere so stark fällt, dass das Verhältnis zwischen Kredit und Depotwert einen kritischen Punkt überschreitet. Sie haben dann meist 24-48 Stunden Zeit, um entweder zusätzliche Sicherheiten zu stellen, den Kredit teilweise zu tilgen oder Wertpapiere zu verkaufen. Reagieren Sie nicht rechtzeitig, verkauft die Bank automatisch Teile Ihres Depots.
Fazit: Lombardkredit - Schnelle Finanzierung mit Risiken
Lombardkredite bieten eine attraktive Möglichkeit für flexible und schnelle Finanzierungen, insbesondere für erfahrene Anleger mit einem soliden Wertpapierdepot. Sie ermöglichen es, schnell an Geld zu kommen, ohne bestehende Anlagen auflösen zu müssen.
Allerdings sollten potenzielle Kreditnehmer die Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen und ihre Fähigkeit, mit möglichen Marktschwankungen umzugehen, realistisch einschätzen.
Letztendlich eignen sich Lombardkredite am besten für diejenigen, die die damit verbundenen Risiken verstehen und effektiv managen können.
Quellenverzeichnis:
comdirect: Wertpapierkredit
Scalable Capital: Scalable Credit
Börsen Radio Network: Wann lohnt sich ein Lombardkredit?
Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)


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