Stecken Sie in einem finanziellen Engpass und besitzen gleichzeitig ein gut gefülltes Wertpapierdepot? Ein Lombardkredit könnte die Lösung sein!
Lesen Sie weiter, um alles über diese spezielle Kreditform zu erfahren – von der Definition über Voraussetzungen bis hin zu Vor- und Nachteilen.
Definition: Was ist ein Lombardkredit?
Ein Lombardkredit – häufig auch als Wertpapierkredit bezeichnet – ist ein kurzfristiger Kredit, bei dem Wertpapiere als Sicherheit dienen.
Diese Kreditform hat eine lange Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Damals machten Kaufleute aus der italienischen Region Lombardei diese Art der Finanzierung populär, was zur Namensgebung führte.
Bei einem modernen Lombardkredit verpfändet der Kreditnehmer Aktien, Anleihen oder Fonds aus seinem Depot an die Bank. Die Höhe des Kredits orientiert sich am aktuellen Marktwert der Wertpapiere, wobei typischerweisen 50% bis 75% des Depotwertes als Darlehen gewährt werden.
Diese Flexibilität macht den Lombardkredit zu einem interessanten Instrument für Anleger, die kurz- oder mittelfristig Geld leihen möchten, ohne ihre Wertpapierbestände verkaufen zu müssen.
Lombardkredite als Mittel der kurz- und mittelfristigen Finanzierung
Lombardkredite vereinen Elemente von Dispo- bzw. Kontokorrentkrediten und klassischen Krediten.
Diese Hybridstruktur bietet bemerkenswerte Flexibilität bei der Rückzahlung. Sie können den Kredit nach Bedarf nutzen und zurückzahlen, wobei Zinsen nur für den tatsächlich genutzten Betrag anfallen.
Allerdings bringt diese Flexibilität auch Ungewissheit bezüglich der Kreditlaufzeit mit sich, was die langfristige Finanzplanung erschweren kann.
Wichtig zu beachten
Bei fallenden Kursen der hinterlegten Wertpapiere kann Ihr Broker den Kreditrahmen reduzieren oder streichen. Sie müssten dann umgehend den geliehenen Betrag samt Zinsen zurückzahlen.
Diese Möglichkeit einer plötzlichen Rückforderung macht Lombardkredite für langfristige Planungen riskant.
Voraussetzungen für einen Lombardkredit
Um einen Lombardkredit zu erhalten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:
- Volljährigkeit: Wie bei allen Kreditverträgen müssen Sie mindestens 18 Jahre alt sein.
- Wertpapierdepot: Sie benötigen ein Depot mit ausreichend verpfändbaren Wertpapieren.
- Mindestdepotwert: Viele Banken setzen einen Mindestdepotwert voraus, oft im Bereich von 5.000 bis 10.000 Euro.
- Beleihungsfähige Wertpapiere: Nicht alle Wertpapiere eignen sich als Sicherheit. Aktien und Anleihen sind in der Regel akzeptiert, bei spekulativen Papieren wie Optionsscheinen kann es Einschränkungen geben.
Keine SCHUFA-Auskunft erforderlich
Ein signifikanter Vorteil des Lombardkredits liegt in der bonitätsunabhängigen Kreditprüfung. Im Gegensatz zu konventionellen Kreditformen ist eine SCHUFA-Auskunft in der Regel nicht erforderlich.
Die Kreditwürdigkeit basiert primär auf dem Wert der verpfändeten Wertpapiere, die als Sicherheit fungieren. Dieser Ansatz eröffnet Finanzierungsmöglichkeiten für Anleger, unabhängig von ihrer persönlichen Kredithistorie oder ihrem Schufa-Score.
Berechnung der Kredithöhe beim Lombardkredit
Die Höhe eines Lombardkredits hängt maßgeblich von der Zusammensetzung Ihres Wertpapierdepots ab.
Grundsätzlich können verschiedene Wertpapierarten als Sicherheit dienen, darunter Aktien, Anleihen, Fonds und in manchen Fällen auch Zertifikate oder Kryptowährungen.
Aktien: 45% bis 75% der aktuellen Marktwerte
Anleihen: 45% bis 80% der aktuellen Marktwerte
Fonds: 50% bis 80% der aktuellen Marktwerte
Der Beleihungswert variiert je nach Wertpapiertyp und dessen Risikoprofil:
Dabei gilt: Je stabiler und liquider ein Wertpapier, desto höher der mögliche Beleihungswert. Blue-Chip-Aktien werden in der Regel höher bewertet als volatile Nebenwerte.
Kreditinstitute berücksichtigen dabei auch die prognostizierte Wertentwicklung der Papiere. Spekulative Wertpapiere mit hohem Verlustrisiko werden oft nur zu einem geringen Teil oder gar nicht als Sicherheit akzeptiert.
Beispiel: So funktioniert ein Lombardkredit
Um die Funktionsweise eines Lombardkredits besser zu verstehen, betrachten wir ein konkretes Beispiel anhand eines typischen Ablaufs:
- Antragstellung: Frau Müller besitzt ein Wertpapierdepot im Wert von 100.000 €, bestehend aus Blue-Chip-Aktien und Staatsanleihen. Sie beantragt bei ihrer Bank einen Lombardkredit mit einem Beleihungswert von 60%.
- Kreditgewährung und Nutzung: Die Bank bewilligt Frau Müller einen Kreditrahmen von 60.000 €. Sie nutzt davon 40.000 €, um weitere Wertpapiere zu kaufen. Für diesen Betrag fallen Zinsen von 4% p.a. an.
- Rückzahlung: Nach einem Jahr hat Frau Müller durch Dividenden und Kursgewinne 42.000 € erwirtschaftet. Sie zahlt den Kredit vollständig zurück: 40.000 € Hauptsumme plus 1.600 € Zinsen (4% von 40.000 €).
- Ergebnis: Frau Müller hat nach Abzug der Kreditkosten einen Gewinn von 400 € erzielt (42.000 € – 40.000 € – 1.600 € = 400 €) und behält ihre ursprünglichen sowie die neu erworbenen Wertpapiere.
Dieses Beispiel zeigt, wie ein Lombardkredit zur Hebelwirkung genutzt werden kann, verdeutlicht aber auch das damit verbundene Risiko.
Wichtig zu beachten
Hätten die Wertpapiere an Wert verloren, wäre Frau Müller möglicherweise gezwungen gewesen, zusätzliche Sicherheiten zu stellen oder Teile ihres Depots zu verkaufen.
Welche Arten von Lombardkrediten gibt es?
Lombardkredite basieren grundsätzlich auf der eingereichten Sicherheit und funktionieren im Großen und Ganzen ähnlich.
Dennoch gibt es verschiedene Arten, die sich nach dem hinterlegten Pfand unterscheiden:
- Effektenlombardkredit: Dies ist die häufigste Form. Hier dienen Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds als Sicherheit. Der Kreditrahmen orientiert sich am aktuellen Marktwert der Papiere, wobei typischerweise 45% bis 75% des Depotwertes als Kredit gewährt werden.
- Warenlombardkredit: Bei dieser Variante werden Waren als Sicherheit hinterlegt. Unternehmen nutzen dies oft zur Vorfinanzierung von Lagerbeständen. Die Beleihung erfolgt über Lagerscheine oder Konnossemente und beträgt meist bis zu 60% des Warenwertes.
- Wechsellombardkredit: Hier dienen Wechsel als Sicherheit. Diese Form wird hauptsächlich zwischen Banken zur kurzfristigen Refinanzierung genutzt. Die Beleihungshöhe hängt von der Bonität des Wechselausstellers ab.
- Edelmetalllombardkredit: Gold, Silber oder andere Edelmetalle fungieren als Pfand. Der Kreditbetrag orientiert sich am aktuellen Marktwert des Metalls, wobei üblicherweise 70% bis 80% des Wertes beliehen werden. Diese Art von Lombardkredit wird meist von Pfandleihäusern zur Verfügung gestellt.
- Kryptolombardkredit: Eine neuere Form, bei der Kryptowährungen als Sicherheit dienen. Diese gelten als die risikoreichsten Lombardkredite aufgrund der hohen Volatilität von Kryptowährungen. Die Beleihungsquoten sind entsprechend niedrig, oft nur 20% bis 40% des aktuellen Wertes.
So sparen Sie €30,00 der Kreditkosten
Der Preisunterschied für einen in Höhe von €1.500,00 in 90 Tagen liegt bei €30,00.
Lombardkredit Zinssatz: Aktuelle Angebote im Vergleich
Lombardkredite punkten oft mit attraktiven Zinssätzen, die in der Regel unter denen herkömmlicher Ratenkredite liegen.
Ein wichtiger Aspekt: Die Zinsen sind in der Regel variabel. Das bedeutet, sie können je nach Marktlage jederzeit angepasst werden. Dies bietet einerseits Flexibilität, erfordert andererseits aber auch Ihre ständige Aufmerksamkeit für mögliche Zinsänderungen.
Die Zinssätze setzen sich typischerweise aus einem Referenzzinssatz (oft der EURIBOR) plus einem individuellen Aufschlag zusammen. Dieser Aufschlag kann fix sein oder von Faktoren wie der Bonität des Kreditnehmers und der Qualität der hinterlegten Sicherheiten abhängen.
Um Ihnen einen Überblick über die aktuelle Marktsituation zu geben, werfen wir einen kurzen Blick auf einige Angebote im deutschen Markt:
Broker | Eff. Zinssatz* | Belastung | Min. Depotwert | Beleihung | Schufa | |
---|---|---|---|---|---|---|
7,50% | vierteljährlich | 3.000 € | Aktien: bis 75% Fonds: bis 80% Anleihen: bis 80% | Ja | Zum Angebot | |
6,67% | vierteljährlich | 1.000 € | Aktien: bis 75% Fonds: bis 75% Anleihen: bis 80% | Nein | Zum Angebot | |
6,88% | vierteljährlich | 1.000 € | Aktien: bis 80% Fonds: bis 80% Anliehen: bis 80% | Nein | Zum Angebot | |
6,01% | vierteljährlich | 1.000 € | Aktien: bis 75% Fonds: bis 75% Anliehen: bis 75% | Nein | Zum Angebot |
Die Zinsberechnung basiert dabei üblicherweise auf einem Bankjahr von 360 Tagen, was der gängigen Praxis im Finanzsektor entspricht.
Lombardkredit Vor- und Nachteile im Überblick
Schnelle Liquidität: Lombardkredite ermöglichen einen raschen Zugang zu Bargeld, in der Regel innerhalb weniger Tage.
Keine Zweckbindung: Die Kreditsumme kann oft flexibel für verschiedene Zwecke verwendet werden, sei es für Investitionen oder private Ausgaben.
Günstige Zinsen: Im Vergleich zu unbesicherten Krediten bieten Lombardkredite oft niedrigere Zinssätze.
Keine Bonitätsprüfung: Da das Wertpapierdepot als Sicherheit dient, ist meist keine umfangreiche Kreditwürdigkeitsprüfung erforderlich.
Beibehaltung der Anlagestrategie: Anleger müssen ihre Wertpapiere nicht verkaufen und können von potenziellen Wertsteigerungen weiterhin profitieren.
Flexible Rückzahlung: Die Tilgung kann oft flexibel gestaltet werden, was eine individuelle Anpassung an die finanzielle Situation ermöglicht.
Vorteile:
Risiko der Nachschusspflicht: Bei fallenden Kursen kann die Bank zusätzliche Sicherheiten fordern oder Wertpapiere verkaufen.
Variable Zinssätze: Die Zinsen können sich ändern, was zu höheren Kosten führen kann.
Komplexität: Die Struktur von Lombardkrediten kann für unerfahrene Anleger schwer zu durchschauen sein.
Beschränkter Zugang: Lombardkredite setzen ein ausreichend großes Wertpapierdepot voraus, was sie nicht für jeden zugänglich macht.
Nachteile:
Fazit: Lombardkredit – Schnelle Finanzierung mit Risiken
Lombardkredite bieten eine attraktive Möglichkeit für flexible und schnelle Finanzierungen, insbesondere für erfahrene Anleger mit einem soliden Wertpapierdepot. Sie ermöglichen es, schnell an Geld zu kommen, ohne bestehende Anlagen auflösen zu müssen.
Allerdings bergen sie auch erhebliche Risiken, vor allem bei volatilen Märkten. Potenzielle Kreditnehmer sollten die Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen und ihre Fähigkeit, mit möglichen Marktschwankungen umzugehen, realistisch einschätzen.
Letztendlich eignen sich Lombardkredite am besten für diejenigen, die die damit verbundenen Risiken verstehen und managen können.
Häufig gestellte Fragen zum Lombardkredit
Welche Sicherheiten werden beim Lombardkredit akzeptiert?
Beim Lombardkredit werden vorwiegend leicht verwertbare Vermögenswerte als Sicherheiten akzeptiert. Dazu gehören Wertpapiere wie Aktien und Anleihen, aber auch Edelmetalle, Schmuck oder Kunstgegenstände. Die genauen Beleihungssätze variieren je nach Bank und Sicherheitsart.
Wie sicher ist ein Lombardkredit für den Kreditnehmer?
Ein Lombardkredit birgt für den Kreditnehmer gewisse Risiken. Das Hauptrisiko besteht darin, dass bei einem Wertverlust der hinterlegten Sicherheiten Nachschusspflichten entstehen können. Zudem besteht die Gefahr, dass bei Zahlungsunfähigkeit die Sicherheiten verwertet werden. Allerdings ist der Kredit durch die Begrenzung auf den Beleihungswert der Sicherheiten für die Bank relativ risikoarm, was sich in günstigen Zinssätzen widerspiegeln kann.
Kann man einen Lombardkredit vorzeitig zurückzahlen?
Ja, Lombardkredite können in der Regel vorzeitig zurückgezahlt werden. Dies ist oft ohne oder mit nur geringen Vorfälligkeitsentschädigungen möglich, was einen Vorteil gegenüber vielen anderen Kreditarten darstellt. Die genauen Bedingungen für eine vorzeitige Rückzahlung sollten jedoch im Kreditvertrag festgehalten sein. Kreditnehmer sollten beachten, dass die Flexibilität der vorzeitigen Rückzahlung ein wichtiger Aspekt bei der Wahl eines Lombardkredits sein kann.
Wie unterscheidet sich ein Lombardkredit von einem normalen Bankkredit?
Ein Lombardkredit unterscheidet sich von einem normalen Bankkredit hauptsächlich durch die Art der Besicherung. Während normale Bankkredite oft unbesichert sind oder Immobilien als Sicherheit nutzen, basieren Lombardkredite auf leicht verwertbaren Vermögenswerten. Dadurch bieten Lombardkredite oft niedrigere Zinssätze und flexiblere Rückzahlungsbedingungen. Zudem ist die Kreditvergabe bei Lombardkrediten meist schneller, da die Bonität des Kreditnehmers eine geringere Rolle spielt.