Kredit zu zweit: Chancen, Haftung & Wichtiges zur gemeinsamen Aufnahme
Die Bank lehnt Ihren Kreditantrag ab – zu geringes Einkommen oder ein ungünstiger SCHUFA-Eintrag machen Ihnen einen Strich durch die Rechnung. Doch es gibt eine bewährte Strategie, die Ihre Chancen auf eine Kreditzusage dramatisch verbessern kann: Ein zweiter Name auf dem Kreditvertrag kann Türen öffnen, die Ihnen allein verschlossen bleiben würden.
5 Min. Lesezeit | Kredite
Das Wichtigste im Überblick:
Mit einem zweiten Kreditnehmer verdoppeln Sie nicht nur die Einkommensgrundlage, sondern erhöhen auch deutlich Ihre Chancen auf einen Kredit sowie günstigere Konditionen. Beide Antragsteller haften jedoch gleichermaßen mit ihrem gesamten Vermögen.
Während der Mitantragsteller vollwertiger Vertragspartner mit Mitspracherecht und Zugriff auf die Kreditsumme wird, springt der Bürge erst ein, wenn Sie als Hauptkreditnehmer zahlungsunfähig werden. Die Bank kann sich beim Mitantragsteller-Modell direkt an beide Parteien wenden.
Negative SCHUFA-Einträge, schwankendes Einkommen als Selbstständiger oder Arbeitslosigkeit – ein zweiter Kreditnehmer mit guter Bonität und festem Einkommen kann in solchen Situationen den entscheidenden Unterschied für eine Kreditzusage machen.
Mitantragsteller oder Bürge: Welche Option passt zu Ihrer Situation?
Bei der gemeinsamen Kreditaufnahme stehen Ihnen zwei grundlegend verschiedene Wege offen und die Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen für alle Beteiligten:
Der Mittantragsteller wird vollwertiger Vertragspartner der Bank. Das bedeutet: Er haftet vom ersten Tag an mit seinem gesamten Vermögen, hat aber auch volle Mitspracherechte und Zugriff auf die Kreditsumme. Beide Kreditnehmer sind gleichberechtigt – die Bank kann sich bei Zahlungsausfall an jeden der beiden wenden, unabhängig davon, wer das Geld tatsächlich verwendet.
Der Bürge hingegen bleibt zunächst außen vor. Er tritt erst dann auf den Plan, wenn Sie als Hauptkreditnehmer Ihre Raten nicht mehr bedienen können. Die Bank muss zunächst versuchen, das Geld von Ihnen einzutreiben, bevor sie den Bürgen in Anspruch nimmt. Er fungiert als Sicherheitsnetz – ohne Zugriff auf das Geld, aber mit vollem Haftungsrisiko im Ernstfall. Mehr hierzu erfahren Sie in unserem Beitrag "Kredit mit Bürgen".
Die praktische Auswirkung: Mit einem zweiten Kreditnehmer verbessern Sie Ihre Chancen auf eine Kreditzusage deutlich stärker als mit einem Bürgen. Banken bewerten zwei Einkommen und zwei Bonitäten – das erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer Zusage, sondern kann Ihnen auch bessere Zinsen sichern. Ein Bürge dient primär als zusätzliche Absicherung, verbessert die Konditionen aber meist weniger stark.
Wer kann als zweiter Kreditnehmer fungieren?
Bei der Wahl des zweiten Kreditnehmers gibt es keine gesetzlichen Einschränkungen. Dennoch sollten Sie diese Entscheidung sorgfältig treffen und daberi zwischenmenschliche Beziehungen stark berücksichtigen.
Typische Beispiele für zweite Kreditnehmer sind:
Ehepartner oder Lebenspartner
Eltern für ihre studierenden Kinder
Enge Freunde oder Verwandte
Es ist entscheidend, dass der zweite Kreditnehmer eine Person Ihres Vertrauens ist. Die gemeinsame Kreditaufnahme schafft eine finanzielle Verbindung, die über Jahre nicht nur bestehen kann, sondern bestehen muss.
Wann macht ein zweiter Kreditnehmer Sinn?
Die Einbeziehung eines zweiten Kreditnehmers kann in verschiedenen Situationen sinnvoll sein. Besonders dann, wenn die kreditsuchende Person allein nicht kreditwürdig genug ist, um einen Kredit zu erhalten oder gute Konditionen zu bekommen.
Hier sind drei typische Szenarien:
Szenario 1: Negative SCHUFA-Einträge
Negative SCHUFA-Einträge sind häufig ein Grund für Kreditablehnungen. Banken sehen darin ein erhöhtes Risiko. Mit einem zweiten Kreditnehmer, der eine positive SCHUFA-Auskunft hat, steigen die Chancen auf eine Zusage deutlich.
Interessant: Laut einer Studie von Statista verfügten lediglich 8,9% aller Verbraucher in Deutschland über mindestens einen SCHUFA-Negativeintrag.
Falls ein ungünstiger SCHUFA-Eintrag das Problem ist, Sie aber über ein regelmäßiges Einkommen verfügen, können Sie sich über sogenannte Kredite ohne SCHUFA informieren. Diese werden von Kreditvermittlern angeboten und über Kreditinstitute aus dem Ausland finanziert.
Szenario 2: Arbeitslosigkeit
Theoretisch kann auch eine arbeitslose Person mit einem zweiten Kreditnehmer einen Kredit aufnehmen. Allerdings muss der zweite Antragsteller über eine ausgezeichnete Bonität verfügen. In der Praxis ist dies allerdings selten der Fall.
Szenario 3: Schwankendes Einkommen
Dies betrifft hauptsächlich Selbstständige und Freelancer. Herkömmliche Kreditinstitute stufen sie oft als weniger kreditwürdig ein. Bei Krediten wird in der Regel ein nachweisbares Einkommen aus einer nicht-selbstständigen Tätigkeit bevorzugt.
Nichtdestotrotz kann ein zweiter Kreditnehmer mit festem Einkommen auch hier die Chancen auf eine Kreditgenehmigung deutlich verbessern.
Was sind die Voraussetzungen für einen Kredit zu zweit?
Die Voraussetzungen für einen gemeinsamen Kredit unterscheiden sich im Kern nicht von denen eines Einzelkredits – mit einem entscheidenden Vorteil: Die Bank betrachtet zwei Bonitäten statt einer.
Mindestens eine Person muss über ausreichende Sicherheiten verfügen – idealerweise in Form eines regelmäßigen Einkommens und eines soliden SCHUFA-Scores. Je besser die Bonität beider Antragsteller, desto günstiger fallen in der Regel die Zinsen aus.
Die grundlegenden Voraussetzungen im Überblick:
- Volljährigkeit: Beide Kreditnehmer müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Dies ist eine zwingende gesetzliche Voraussetzung.
- Deutsches Girokonto: Ein Girokonto bei einer deutschen Bank ist erforderlich, da hierüber die Kreditauszahlung und die Ratenzahlungen abgewickelt werden.
- Fester Wohnsitz in Deutschland: Beide Antragsteller müssen einen nachweisbaren Wohnsitz in Deutschland haben. Die Bank benötigt eine Meldebestätigung als Nachweis.
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Kann man den zweiten Kreditnehmer oder Bürgen aus dem Vertrag streichen?
Das Entfernen eines Mitantragstellers oder Bürgen aus einem bestehenden Kreditvertrag ist grundsätzlich möglich – allerdings nur unter strengen Voraussetzungen, die beide Konstellationen betreffen:
- Bei einem Mitantragsteller muss der verbleibende Hauptkreditnehmer nicht nur bereit, sondern auch finanziell in der Lage sein, die gesamte Restschuld allein zu schultern. Die Bank wird Ihre Bonität erneut unter die Lupe nehmen, als würden Sie heute einen völlig neuen Kredit beantragen.
- Bei einem Bürgen gestaltet sich die Situation ähnlich. Sie müssen nachweisen können, dass Sie den Kredit ohne diese zusätzliche Absicherung bedienen können. Die Bank verliert schließlich ihre Sicherheit und wird dies nicht ohne weiteres akzeptieren.
Selbst wenn Sie alle Voraussetzungen erfüllen, liegt die endgültige Entscheidung ausschließlich bei der Bank – eine Garantie für die Zustimmung zur Vertragsänderung gibt es nicht. Banken sind nicht verpflichtet, einer solchen Änderung zuzustimmen, selbst wenn Ihre Bonität einwandfrei ist.
Was geschieht bei Tod oder Trennung der Kreditnehmer?
Ein besonders kritischer Aspekt, wenn Sie einen Kredit zu zweit aufnehmen, sind unvorhergesehene Lebensereignisse – und deren finanzielle Folgen:
Todesfall: Die volle Last trägt der Überlebende
Im Todesfall eines Kreditnehmers geht die gesamte Restschuld auf den überlebenden Partner über. Die Bank fordert weiterhin die volle Rate – auch wenn der Kredit ursprünglich auf zwei Einkommen kalkuliert war. Diese Situation kann den Hinterbliebenen in erhebliche finanzielle Bedrängnis bringen, insbesondere wenn gleichzeitig andere Kosten anfallen.
Trennung oder Scheidung: Die vertragliche Bindung bleibt
Auch bei Trennung oder Scheidung bleibt die vertragliche Bindung bestehen. Die Bank interessiert sich nicht für persönliche Umstände – beide Kreditnehmer haften weiterhin gemeinsam für die volle Summe. Eine Vertragsänderung erfordert die Zustimmung aller Beteiligten sowie der Bank und ist in der Praxis oft schwierig umzusetzen.
Vor- und Nachteile eines Kredits zu zweit
Vorteile:
Höhere Kreditsummen: Durch das kombinierte Einkommen zweier Antragsteller können oft größere Summen bewilligt werden. Dies kann besonders bei Baufinanzierungen von Vorteil sein.
Bessere Zinssätze: Banken bewerten das Risiko bei zwei Kreditnehmern oft niedriger, was zu günstigeren Konditionen führen kann.
Erhöhte Chancen auf Zusage: Selbst wenn einer der Antragsteller eine schwächere Bonität hat, kann die Gesamtbewertung positiv ausfallen.
Verteilung der finanziellen Last: Die monatlichen Raten können zwischen den Kreditnehmern aufgeteilt werden, was die individuelle Belastung reduziert.
Flexibilität bei der Rückzahlung: Im Notfall kann der andere Kreditnehmer einspringen, was das Risiko eines Zahlungsausfalls minimiert.
Nachteile:
Gesamtschuldnerische Haftung: Beide Kreditnehmer haften für die gesamte Schuld. Das bedeutet, die Bank kann die volle Summe von jedem Einzelnen einfordern.
Einschränkung der finanziellen Freiheit: Der Kredit belastet die Kreditwürdigkeit beider Parteien, was künftige eigene Kreditaufnahmen erschweren kann.
Beziehungsrisiko: Bei Trennung oder Streit kann die gemeinsame finanzielle Verpflichtung zu Problemen führen.
Komplexe Ausstiegsmöglichkeiten: Es ist schwierig, einen Kreditnehmer aus dem laufenden Vertrag zu entlassen.
Häufig gestellte Fragen zum Kredit zu zweit
Können Unverheiratete Paare einen Kredit zu zweit Aufnehmen?
Ja, unverheiratete Paare können gemeinsam einen Kredit aufnehmen. Banken berücksichtigen dabei die finanzielle Situation beider Partner. Die kombinierte Bonität kann die Chancen auf eine Kreditzusage und möglicherweise bessere Konditionen erhöhen. Wichtig zu beachten ist, dass beide Partner gesamtschuldnerisch für den Kredit haften, unabhängig vom Beziehungsstatus.
Wie läuft die SCHUFA-Prüfung bei einem gemeinsamen Kredit ab?
Bei einem gemeinsamen Kreditantrag prüft die Bank die SCHUFA-Einträge beider Antragsteller individuell. Positive Einträge beider Partner können sich vorteilhaft auf die Gesamtbewertung der Kreditwürdigkeit auswirken. Allerdings können negative Einträge eines Partners die Kreditvergabe erschweren oder zu ungünstigeren Konditionen führen. Die SCHUFA-Prüfung ist ein wesentlicher Bestandteil der Bonitätsprüfung.
Können Freunde einen Kredit zu zweit beantragen?
Während Freunde rechtlich einen gemeinsamen Kredit beantragen können, verlangen Banken oft nähere Bindungen. Allerdings ist dies ab 2026 stärker reguliert: Banken müssen nachweisen, dass beide Kreditnehmer wirklich die Rückzahlungsfähigkeit haben. Besonders bei Freunden wird diese Prüfung intensiver ausfallen, da Banken das Ausfallrisiko höher einschätzen.
Lohnt Sich bei einem Kredit mit 2 Personen eine Restschuldversicherung?
Für die meisten Kreditnehmer lohnt sich eine Restschuldversicherung nicht, da die hohen Prämien die Gesamtkosten des Kredits erheblich steigern. Obwohl sie bei einem Kredit zu zweit zur Absicherung der Rückzahlung im Notfall sinnvoll sein kann, ist eine sorgfältige Abwägung unerlässlich. Prüfen Sie alternative Absicherungen und beachten Sie die neue Regelung, die den Abschluss erst eine Woche nach dem Kreditvertrag erlaubt.
Fazit: Lohnt sich ein Kredit zu zweit?
Die Antwort ist eindeutig: Ein Kredit zu zweit eröffnet Ihnen finanzielle Spielräume, die allein oft unerreichbar bleiben – höhere Kreditsummen, günstigere Zinsen und bessere Chancen auf eine Zusage.
Doch diese Vorteile haben ihren Preis: Beide Antragsteller haften mit ihrem gesamten Vermögen und finanzielle Schwierigkeiten können persönliche Beziehungen auf eine harte Probe stellen.
Wägen Sie deshalb sorgfältig ab, ob die finanziellen Chancen die möglichen Risiken für Ihre Beziehung rechtfertigen, und führen Sie vor der Entscheidung ein offenes Gespräch mit Ihrem potenziellen Mitantragsteller bzw. Bürgen.
Quellenverzeichnis:
Bayerischer Rundfunk: Neuer SCHUFA-Score: Lässt sich die Prüfung jetzt nachvollziehen?


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