Wiki

Dispokredit: Bedeutung, Funktionsweise & Vor- und Nachteile enthüllt

  • Der Dispokredit ist ein mit der Bank vereinbarter Überziehungsrahmen auf Ihrem Girokonto, der Ihnen als dauerhafter, flexibler Finanzpuffer zur Verfügung steht.
  • Er greift automatisch bei fehlender Kontodeckung, verursacht jedoch tagesgenaue Zinsen, die mit durchschnittlich über 11 % deutlich über denen klassischer Kredite liegen.
  • Trotz der hohen Flexibilität droht bei dauerhafter Nutzung die teure Dispofalle, weshalb der Rahmen nur kurzfristig beansprucht und bei längerem Bedarf durch günstigere Alternativen ersetzt werden sollte.
Verfasst von Ivan Bevanda

- 26. Dez. 2025

Wir folgen unserer
Geprüft von Sven Wilke

6 Min. Lesezeit | Kredite

Am Ende des Monats ist das Konto leer, aber die Miete muss noch bezahlt werden? In solchen Situationen greifen viele Deutsche zum Dispokredit – einer flexiblen, aber teuren Lösung für kurzfristige Geldnöte. Der Dispokredit kann eine praktische Überbrückung sein, kann sich aber schnell zur Kostenfalle entwickeln.

Definition: Was ist ein Dispokredit?

Der Dispokredit (kurz für Dispositionskredit) beschreibt einen vertraglich vereinbarten Überziehungsrahmen auf Ihrem Girokonto. Er fungiert als flexibler Puffer, mit dem Sie Ihr Konto bei Bedarf bis zu einem festgelegten Limit ins Minus führen können.

Dadurch profitieren Sie von sofortiger Liquidität ohne erneute Prüfung des Kredits oder bürokratischen Aufwand. Diese hohe Flexibilität hat jedoch ihren Preis, da die Zinsen für den Dispo deutlich über denen klassischer Ratenkredite liegen. Im November 2025 betrug der Durchschnittszins beispielsweise 11,31%, weshalb sich die Nutzung primär für den kurzfristigen Ausgleich finanzieller Engpässe eignet.

Laut neuesten Studien waren im Januar 2025 10,3% aller Erwachsenen mit ihrem Girokonto im Minus - das sind 14% mehr als im Vorjahr. Besonders betroffen sind Familien mit Kindern (17,9%) und die Altersgruppe der 40-49-Jährigen.

Wie hoch kann ein Dispo sein?

Die Höhe Ihres Dispokredits hängt hauptsächlich von Ihrem monatlichen Einkommen ab. Banken gewähren in der Regel das 2- bis 3-fache Ihres Nettomonatsgehalts als Disporahmen. Bei 2.000 EUR netto stehen Ihnen also meist 4.000-6.000 EUR zur Verfügung.

Mehr Details zu Dispohöhen, grundlegenden Bestimmungsfaktoren sowie Voraussetzungen für die Dispoerhöhung finden Sie in unseren Beiträgen

Wie funktioniert ein Dispokredit?

Der größte Vorzug des Dispos liegt in seiner unkomplizierten Handhabung, da er nach der einmaligen Freischaltung ohne weiteren Papierkram im Hintergrund bereitsteht.

  • Die Bereitstellung: Meist räumt die Bank Ihnen den Kreditrahmen automatisch ein, sobald über einige Monate hinweg regelmäßige Gehaltseingänge verbucht wurden. Die Höhe richtet sich dabei nach Ihrer Bonität und Ihrem Einkommen.

  • Der nahtlose Übergang: Sobald eine Lastschrift oder Kartenzahlung Ihr aktuelles Guthaben übersteigt, greift der Dispo sofort. Sie bleiben dadurch jederzeit handlungsfähig, ohne dass Überweisungen mangels Deckung zurückgewiesen werden.

  • Die Zinsberechnung: Kosten entstehen nur für den Betrag und den Zeitraum, in dem Sie sich tatsächlich im Minus befinden. Die Bank berechnet diese Zinsen tagesgenau, wobei meist ein Bankjahr von 360 Tagen als Kalkulationsbasis dient.

  • Flexible Rückzahlung: Es gibt keine festen monatlichen Raten. Jede Gutschrift auf Ihrem Konto verringert die Schuldsumme sofort und automatisch, was Ihnen maximale Freiheit bei der Tilgung lässt.

Vorsicht bei der geduldeten Überziehung: Sollten Sie über Ihr vereinbartes Limit hinaus Geld ausgeben, rutschen Sie in den Bereich der "geduldeten Überziehung". Da dies für die Bank ein höheres Risiko darstellt, liegen die Zinsen hierfür im Schnitt um 4,26 Prozentpunkte höher als beim regulären Dispo.

Für die Kontoüberziehung berechnen Banken vergleichsweise hohe Zinsen. Das Konto sollte daher nur kurze Zeit im Minus sein. Je weiter das Konto überzogen ist und je länger man für die Rückzahlung braucht, desto eher lohnt sich eine Umschuldung auf einen günstigeren Ratenkredit.

Alexander Artopé CEO smava.de

Eingeräumter Dispo vs. geduldete Überziehung

Viele Verbraucher setzen beide Formen der Kontoüberziehung gleich, doch rechtlich und finanziell besteht ein erheblicher Unterschied zwischen dem vereinbarten Rahmen und der Überschreitung desselben.

Sicherheit durch den eingeräumten Dispokredit

Der klassische Dispo basiert auf einer festen vertraglichen Vereinbarung mit Ihrer Bank. Innerhalb dieses Rahmens genießen Sie volle Rechtssicherheit und kalkulierbare Kosten, da die Zinssätze klar definiert sind. Solange Sie sich in diesem vereinbarten Limit bewegen, bleibt Ihre finanzielle Planung stabil und die Bank kann den Kreditrahmen nicht ohne triftigen Grund kurzfristig entziehen.

Kostenfalle durch die geduldete Überziehung

Gefährlich wird es, wenn Sie den vereinbarten Spielraum überschreiten, da Banken hierfür oft einen saftigen Zinsaufschlag verlangen. Diese sogenannte geduldete Überziehung kostet im Durchschnitt 4,26 Prozentpunkte mehr Zinsen, sodass Gesamtsätze von 15-16% keine Seltenheit sind.

Da etwa 44 % aller Girokonten solche unterschiedlichen Zinssätze führen, riskieren Sie hier nicht nur unnötig hohe Gebühren, sondern auch eine plötzliche Kündigung der Überziehung oder negative Auswirkungen auf Ihren SCHUFA-Score.

Unser Tipp:

Behalten Sie Ihr Limit stets im Blick. Sollten Sie den vereinbarten Rahmen doch einmal sprengen, ist schnelles Handeln gefragt, um das Konto zeitnah wieder in den günstigeren Dispobereich zu führen.

Wer kann einen Dispokredit erhalten?

Damit eine Bank Ihnen einen Disporahmen einräumt, müssen Sie bestimmte Kriterien erfüllen, die ihre Sicherheit gewährleisten. Hier sind die wichtigsten Bedingungen und wie Sie mit Hürden bei der Schufa umgehen.

Die Voraussetzungen für Ihren finanziellen Spielraum

Damit der Dispo gewährt wird, prüft die Bank im Hintergrund meist vier zentrale Punkte:

  • Volljährigkeit und Wohnsitz: Sie müssen mindestens 18 Jahre alt sein und Ihren festen Wohnsitz in Deutschland haben.

  • Das richtige Konto: Ein aktives Girokonto ist die Basis, wobei die Bank meist eine Historie von mindestens drei Monaten voraussetzt.

  • Regelmäßiges Einkommen: Ein verlässlicher Geldeingang aus Gehalt oder Rente signalisiert der Bank, dass Sie den Kredit auch zurückzahlen können.

  • Positive Bonität: Im Rahmen einer SCHUFA-Abfrage stellt die Bank sicher, dass keine gravierenden Zahlungsausfälle in Ihrer Vergangenheit vorliegen.

Wichtige Änderungen durch die neue EU-Verbraucherkreditrichtlinie:

Ab 20. November 2026 gelten strengere Regeln für Dispokredite. Banken müssen dann eine 30-tägige Kündigungsfrist einhalten und Ihnen die Möglichkeit geben, den Dispo in 12 gleichen Monatsraten zurückzuzahlen. Auch die Bonitätsprüfung wird noch zusätzlich verschärft.

Ist ein Dispo trotz negativer SCHUFA möglich?

Grundsätzlich ist die Vergabe bei einem negativen SCHUFA-Score schwierig, da Banken das Risiko minimieren möchten. Dennoch ist es unter bestimmten Umständen nicht unmöglich, einen kleinen Rahmen zu erhalten.

Dabei kommt es vor allem auf die Art des Eintrags an: Sogenannte „weiche“ Merkmale (wie eine vergessene Handyrechnung) wiegen weniger schwer als ein massiver Zahlungsverzug.

Zudem spielt die individuelle Geschäftsbeziehung eine Rolle. Wenn Sie langjähriger Kunde sind und Ihr aktuelles Einkommen stabil ist, zeigen sich manche Institute gesprächsbereit. Entscheidend sind hier die internen Richtlinien der jeweiligen Bank, die den Spielraum für Einzelfallentscheidungen festlegen.

Unser Tipp:

Falls Ihr Kreditantrag abgelehnt wird, verlangen Sie eine Auskunft über den konkreten Grund. Oft sind veraltete oder fehlerhafte Daten bei der SCHUFA die Ursache, die Sie mit einer Korrektur bereinigen und so Ihren Weg zum Dispo ebnen können.

Wie Sie Ihren SCHUFA-Score eigenständig verbesseren können, erfahren Sie in unserem Beitrag "Wie kann man SCHUFA-Einträge löschen?" mehr dazu.

Ihre Wünsche warten nicht?

Entdecken Sie jetzt Ihren passenden Privatkredit – mit unserem schnellen Vergleich finden Sie mühelos die beste Finanzierungslösung für Ihre Ziele.

Zum Privatkredit-Vergleich!
About hero image

Gesetzliche Beratungspflicht: Ihr Schutz bei dauerhafter Disponutzung

Viele Verbraucher wissen nicht: Banken sind gesetzlich dazu verpflichtet, Ihnen aktiv eine Beratung anzubieten, wenn Ihre Kontonutzung kritische Grenzen überschreitet.

Diese Pflicht greift in folgenden Fällen:

  • Hohe Ausnutzung: Sie nutzen Ihren Dispo über drei Monate hinweg im Schnitt zu mehr als 75 %

  • Lange Überschreitung: Eine geduldete Überziehung besteht länger als drei Monate am Stück. Hohe Summen: Die Über

  • Hohe Summen: Die Überziehung übersteigt 50 % Ihrer monatlichen Einkünfte.

In diesem Gespräch erfahren Sie alles über die tatsächlichen Kosten Ihrer Überziehung und erhalten Informationen zu günstigeren Alternativen. Ziel ist meist eine Umschuldung auf einen klassischen Ratenkredit, der durch niedrigere Zinsen und feste Raten eine schnellere Schuldenfreiheit ermöglicht.

Zudem unterstützt Sie die Bank bei der Budgetplanung, um Ihr Konto langfristig wieder ins Plus zu führen. Warten Sie dabei nicht auf die Bank, sondern fordern Sie diese kostenlose Hilfe aktiv ein, wenn Sie merken, dass die Zinslast zur Belastung wird.

Welche Alternativen zum Dispokredit gibt es?

Ein Dispokredit ist zwar bequem, aber nicht immer die wirtschaftlichste Lösung für finanzielle Engpässe. Je nach Verwendungszweck können Ratenkredite, Rahmenkredite oder Kreditkarten deutlich günstigere Konditionen bieten und Ihre Zinslast spürbar senken.

Eine detaillierte Übersicht sinnvoller Alternativen mit Vor- und Nachteilen finden Sie in unserem Beitrag "Welche Alternativen zum Dispokredit gibt es?".

Vor- und Nachteile des Dispokredits

Vorteile:

  • Sofortige Verfügbarkeit: Kein zusätzlicher Antrag, keine Wartezeit, das Geld steht sofort zur Verfügung

  • Maximale Flexibilität: Keine festen Raten, keine Laufzeit, Rückzahlung jederzeit möglich

  • Automatische Tilgung: Jeder Geldeingang reduziert automatisch die Schulden

  • Keine Sicherheiten nötig: Ihr regelmäßiges Einkommen reicht als Sicherheit aus

  • Zinsen nur bei Nutzung: Sie zahlen nur für den tatsächlich genutzten Betrag

Nachteile:

  • Sehr hohe Zinsen: Mit 11,31 % im Durchschnitt einer der teuersten Kredite überhaupt

  • Variable Zinsen: Die Bank kann die Zinsen jederzeit erhöhen

  • Dispofalle-Risiko: Viele Verbraucher bleiben dauerhaft im Minus und zahlen permanent hohe Zinsen

  • Kündigung möglich: Die Bank kann den Dispo jederzeit kündigen und sofortige Rückzahlung verlangen

  • Konsumverführung: Der einfache Zugang verleitet zu unnötigen Ausgaben

Wie kann man aus der Dispofalle herauskommen?

Obwohl die ständige Überziehung des Kontos oft wie eine ausweglose Situation wirkt, gibt es effektive Strategien, um sich aus der sogenannten Dispofalle zu befreien. Wichtig ist dabei die Erkenntnis, dass dieser Weg Zeit, Geduld und eine gewisse finanzielle Disziplin erfordert – eine Lösung über Nacht gibt es leider nicht.

In unserem detaillierten Ratgeber „Wie entkommt man der Dispofalle?“ erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Ausgaben optimieren, teure Zinsen durch Umschuldung senken und Ihr Konto langfristig wieder auf ein gesundes Fundament stellen.

Häufig gestellte Fragen zum Dispokredit

Welche Voraussetzungen muss ich für einen Dispokredit erfüllen?

Sie benötigen ein Girokonto mit regelmäßigen Geldeingängen, müssen volljährig sein, einen Wohnsitz in Deutschland haben sowie über eine positive Bonität verfügen. Die Bank prüft automatisch Ihre SCHUFA und räumt bei positiver Bewertung einen Disporahmen ein.

Wie lange darf man den Dispokredit nutzen?

Grundsätzlich gibt es keine zeitliche Begrenzung für die Nutzung des Dispokredits. Allerdings sollten Sie ihn nur kurzfristig (maximal 2-3 Monate) nutzen, da die hohen Zinsen schnell zu einer Kostenfalle werden. Bei dauerhafter Überziehung ist eine Umschuldung auf einen günstigeren Ratenkredit sinnvoll.

Kann man einen Ratenkredit erhalten, obwohl man im Dispo ist?

Ja, das ist grundsätzlich möglich, besonders wenn Sie über ein regelmäßiges Einkommen verfügen. Die reine Nutzung des eingeräumten Dispos hat keine negativen Auswirkungen auf Ihre SCHUFA. Problematisch wird es erst bei dauerhafter geduldeter Überziehung oder wenn Sie den Dispo nicht mehr ausgleichen können.

Welche Risiken hat der Dispokredit?

Die Hauptrisiken sind die verhältnismäßig hohen Zinsen, die Gefahr einer Schuldenspirale bei dauerhafter Nutzung, mögliche Zinserhöhungen durch die Bank und das Risiko einer fristlosen Kündigung. Zudem verleitet der einfache Zugang oft zu unnötigen Ausgaben.

Fazit: Dispokredit nur für Notfälle nutzen

Der Dispokredit bietet zwar wertvolle Flexibilität für echte Notfälle, sollte aufgrund der hohen Zinskosten jedoch niemals als dauerhafte Finanzspritze genutzt werden. Schon bei einer Überziehung von 2.000 EUR verlieren Sie jährlich über 240 EUR, weshalb sich der schnelle Umstieg auf günstigere Alternativen oder der Aufbau eines Notgroschens finanziell sofort auszahlt.

Denken Sie daran: Je kürzer Sie im Minus bleiben, desto mehr Spielraum behalten Sie für die Dinge, die Ihnen wirklich wichtig sind.

Kommentare

Treten Sie Financer Stacks bei - Ihr wöchentlicher Ratgeber für die Beherrschung der Geldgrundlagen, zusätzliches Einkommen und die Schaffung eines Lebens, in dem Geld für Sie arbeitet.