Zahlungsverzug: Definition, Voraussetzungen & Rolle der Mahnung
- Zahlungsverzug tritt bei Krediten ein, wenn Sie eine fällige Rate trotz Fälligkeit und Mahnung nicht begleichen, oder automatisch, wenn der Zahlungstermin kalendermäßig bestimmt war.
- Die Folgen eines Verzugs umfassen Verzugszinsen sowie zusätzliche Gebühren für Mahnungen und Inkasso, was die Gesamtschuld deutlich erhöht.
- Die gravierendste Konsequenz ist die mögliche Kündigung des gesamten Kreditvertrages durch die Bank, was oft zu Vollstreckungsmaßnahmen und einem negativen SCHUFA-Eintrag führt.
6 Min. Lesezeit | Kredite
Selbst die beste Finanzplanung kann durch unerwartete Ereignisse ins Wanken geraten und die Einhaltung Ihrer Kreditverpflichtungen plötzlich gefährden. Die entscheidende Frage ist: Ab welchem Moment kippt die Zahlungsversäumnis von einem einfachen Fehler zu einer ernsten rechtlichen Bedrohung für Ihre gesamte finanzielle Zukunft?
Definition: Was ist Zahlungsverzug bei Krediten?
Der Zahlungsverzug bei Krediten wird gesetzlich im BGB §280 und §286 geregelt und beschreibt eine "schuldhafte Nichtleistung trotz Möglichkeit, Fälligkeit und Mahnung".
Einfach ausgedrückt: Sie geraten in Zahlungsverzug, wenn Sie Ihre Kreditrate nicht rechtzeitig bezahlen, obwohl Sie dazu in der Lage wären. Die rechtlichen Folgen können bei Krediten besonders schwerwiegend sein, da die Bank den gesamten Kredit kündigen kann.
Voraussetzungen für Zahlungsverzug bei Krediten:
Ein gültiger Kreditvertrag mit festgelegten Ratenzahlungen muss bestehen.
Die Ratenzahlung ist möglich, aber der Kreditnehmer hat dennoch nicht bezahlt.
Es liegt eine fällige Kreditrate vor.
Eine Mahnung wurde ausgesprochen (außer bei kalendermäßig bestimmten Raten).
Wann tritt der Zahlungsverzug bei Krediten ein?
Bei Krediten ist der Verzugseintritt meist klar geregelt, da die Ratentermine im Kreditvertrag festgelegt sind. Der Zeitpunkt hängt somit in erster Linie von der Art der Vereinbarung ab.
Typische Szenarien bei Kreditverträgen:
Feste Ratentermine: Wenn im Kreditvertrag ein bestimmter Tag für die Ratenzahlung vereinbart ist (z.B. "jeden 15. des Monats"), tritt der Verzug automatisch am Folgetag ein - ohne Mahnung.
Lastschriftverfahren: Bei gescheiterten Lastschriften beginnt der Verzug meist am Tag nach dem vereinbarten Abbuchungstermin, sofern der Kreditnehmer ausreichend Deckung hatte.
Unbestimmte Zahlungstermine: Nur bei unklaren Vereinbarungen ist eine Mahnung erforderlich, um den Verzug auszulösen.
Wann beginnt der Zahlungsverzug ohne feste Termine?
Haben beide Vertragsparteien den Tag der Zahlung nicht ausdrücklich vereinbart, gelten andere Regelungen. In solchen Fällen muss der Gläubiger den säumigen Zahler mit einer Mahnung in Verzug setzen, wenn dieser das Zahlungsziel nicht eingehalten hat.
Ohne die Zusendung einer Mahnung gilt wiederrum die 30-Tage-Regel: Sobald der Rechnungsempfänger das Zahlungsziel um mehr als 30 Tage überschreitet, befindet er sich automatisch im Verzug. Handelt es sich beim Schuldner um einen privaten Verbraucher, muss der Gläubiger ihn mit einem Hinweis auf der Rechnung ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Zahlungsverzug automatisch bei einer mehr als 30-tägigen Überschreitung des Zahlungsziels beginnt.
Bei Krediten ist jedoch in den meisten Fällen das genaue Datum bereits angegeben, womit grundsätzlich bereits der Tag nach dem vereinbarten Datum der Zahlungsverzug eintritt.
Verzugszinsen beim Kreditverzug für 2025
Die Kosten bei Zahlungsverzügen von Krediten können schnell außer Kontrolle geraten und die finanzielle Belastung drastisch erhöhen.
Aktuell richten sich die gesetzlichen Verzugszinsen für Verbraucher nach dem Basiszinssatz gemäß § 247 BGB, der halbjährlich (jeweils zum 1. Januar und 1. Juli) neu festgelegt wird. Seit dem 1. Juli 2025 beträgt dieser Referenzzinssatz 1,27%.
Dies führt zu einem effektiven jährlichen Verzugszinssatz von 6,27% (Basiszinssatz plus fünf Prozentpunkte). Dieser Satz fällt somit zusätzlich zu Ihren regulären Kreditzinsen an, berechnet auf die überfällige Rate, was die finanzielle Schieflage signifikant verschärfen kann.
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Weitere Kosten beim Kreditverzug im Überblick
Allerdings sind die Verzugszinsen selten die einzigen Zusatzkosten, mit denen Kreditnehmer in Zahlungsverzug konfrontiert werden.
Vielmehr entstehen neben den Zinsen oft weitere Gebühren, die die finanzielle Belastung noch zusätzlich steigern können:
Mahngebühren: 5-15€ pro Mahnung (meist ab der zweiten Mahnung)
Rücklastschriftgebühren: 5-10€ bei gescheiterten Abbuchungen
Inkassokosten: Variable Gebühren je nach Forderungshöhe und Aufwand
Rechtsanwaltskosten: Nach RVG-Gebührenordnung bei gerichtlichen Schritten
Gerichtskosten: Mindestens 38€ für Mahnverfahren (seit Juni 2025)
Wann wird der Zahlungsverzug zur Kreditkündigung?
Die schwerwiegendste Folge von Zahlungsverzug ist das drohende Ende der Geschäftsbeziehung: Die mögliche Kündigung des gesamten Kreditvertrags durch die Bank. Dieser extreme Schritt verwandelt die überfällige Rate in eine sofort fällige Gesamtforderung und stellt damit die ultimative Eskalationsstufe dar.
Wann kann die Bank kündigen?
Zwei aufeinanderfolgende Raten sind ganz oder teilweise unbezahlt
Rückstand entspricht mindestens 10% der Kreditsumme bei Laufzeiten über 3 Jahren
Rückstand entspricht mindestens 5% der Kreditsumme bei kürzeren Laufzeiten
Erfolglose Mahnung mit mindestens zweiwöchiger Nachfrist
Androhung der Kündigung in der Mahnung
SCHUFA-Eintrag bei Kreditverzug: Neue Regelungen im Überblick
Weit über die direkten Mehrkosten hinaus hat der Zahlungsverzug eine ernste, langfristige Konsequenz: den negativen SCHUFA-Eintrag, der Ihre gesamte finanzielle Zukunft massiv beeinträchtigen kann.
Erfreulicherweise gelten seit 2025 verbesserte Regelungen, die in bestimmten Fällen für eine schnellere Löschung sorgen.
Verkürzte Speicherfrist: 18 Monate statt bisher 36 Monate
Bedingung: Bezahlung innerhalb von 100 Tagen nach der Mahnung
Sofortige Löschung: Bei Zahlung innerhalb der 100-Tage-Frist
Rückwirkende Löschungen: Bereits bestehende Einträge können gelöscht werden
Die Neuregelung der Speicherfristen bietet Verbraucherinnen und Verbrauchern, die rasch ihre versäumte Zahlung nachholen, die Chance, schneller ihre Bonität zu verbessern.
Tanja Birkholz Vorstandsvorsitzende Schufa Holding AG
Was kann man bei Zahlungsschwierigkeiten tun?
Wenn sich abzeichnet, dass Sie Ihre Kreditraten nicht fristgerecht zahlen können, ist sofortiges Handeln entscheidend.
Zögern Sie nicht, Kontakt zu Ihrer Bank aufzunehmen – denn frühe und offene Kommunikation kann in vielen Fällen die schlimmsten Konsequenzen wie Mahnverfahren oder die Kreditkündigung erfolgreich abwenden.
Sofortmaßnahmen bei Zahlungsproblemen:
Sofort die Bank kontaktieren
Informieren Sie Ihre Bank bereits vor dem Zahlungstermin über Ihre Schwierigkeiten. Viele Banken zeigen sich kulant, wenn Sie proaktiv kommunizieren.
Stundung oder Ratenpause beantragen
Fragen Sie nach einer vorübergehenden Aussetzung der Raten oder einer Stundung. Viele Banken bieten solche Lösungen an.
Umschuldung prüfen
Bei dauerhaften Problemen kann eine Umschuldung zu günstigeren Konditionen oder längeren Laufzeiten helfen.
Schuldnerberatung aufsuchen
Kostenlose Schuldnerberatungsstellen helfen bei der Verhandlung mit Banken und der Entwicklung von Lösungsstrategien.
Rechtliche Besonderheiten und Verbraucherschutz bei Krediten
Gerade bei Verbraucherkrediten greifen besondere Schutzvorschriften, die nicht nur die Transparenz erhöhen, sondern auch Ihre Rechte als Kreditnehmer im Falle von Zahlungsschwierigkeiten und -verzügen signifikant stärken.
Wichtige Verbraucherschutzregeln:
Widerrufsrecht: Das Widerrufsrecht ermöglicht es Ihnen, den Kreditvertrag – ohne Angabe von Gründen – innerhalb einer Frist von 14 Tagen nach dem wirksamen Vertragsschluss und vollständigem Erhalt aller Pflichtinformationen formell zu widerrufen.
Vorzeitige Rückzahlung: Grundsätzlich ist die vorzeitige Ablösung des Kredits jederzeit möglich, wobei lediglich eine Vorfälligkeitsentschädigung bis zu 1% anfallen darf. Immer mehr Anbieter gehen jedoch darüber hinaus und ermöglichen ihren Kunden kostenlose Sondertilgungen oder sogar die vollständige kostenfreie Ablösung der Restschuld.
Kündigungsschutz: Der Gesetzgeber hat sehr strenge Voraussetzungen für die Kreditkündigung durch die Bank festgelegt. Diese dienen dem Schutz des Verbrauchers und stellen sicher, dass eine Kündigung nur das allerletzte Mittel bei gravierenden und wiederholten Pflichtverletzungen darstellt.
Transparenzpflicht: Die Bank ist gesetzlich dazu verpflichtet, dem Kreditnehmer alle anfallenden Kosten (einschließlich des effektiven Jahreszinses) sowie die möglichen Folgen eines Zahlungsverzugs von Anfang an klar, verständlich und vollständig aufzuzeigen.
Beratungspflicht: Die Bank ist verpflichtet, eine angemessene Kreditberatung durchzuführen. Dies bedeutet, dass sie die finanzielle Situation des Kunden berücksichtigen und ihn aktiv über die Risiken sowie geeignete Kreditprodukte aufklären muss.
Häufig gestellte Fragen zum Zahlungsverzug bei Krediten
Wann tritt bei Krediten der Zahlungsverzug ein?
Bei Krediten tritt der Zahlungsverzug meist automatisch am Tag nach dem vereinbarten Ratentermin ein, da die Zahlungstermine vertraglich festgelegt sind. Eine Mahnung ist in den meisten Fällen nicht erforderlich.
Wie hoch sind die Verzugszinsen bei Krediten 2025?
Die Verzugszinsen betragen aktuell 6,27% pro Jahr für Verbraucher (Basiszinssatz + 5 Prozentpunkte). Diese kommen zusätzlich zu den normalen Kreditzinsen hinzu und werden auf die überfällige Rate berechnet.
Kann die Bank meinen Kredit wegen einer verspäteten Rate kündigen?
Nein, nicht sofort. Die Bank kann erst kündigen, wenn zwei aufeinanderfolgende Raten unbezahlt sind und der Rückstand mindestens 10% der Kreditsumme (bei Laufzeiten über 3 Jahren) beträgt. Zudem muss eine erfolglose Mahnung mit Kündigungsandrohung erfolgen.
Was passiert nach einer Kreditkündigung?
Nach einer Kreditkündigung wird die gesamte Restschuld sofort fällig. Die Bank kann dann die komplette Summe auf einmal fordern und bei Nichtzahlung Vollstreckungsmaßnahmen einleiten.
Wie lange bleibt ein Kreditverzug in der Schufa gespeichert?
Seit 2025 werden Zahlungsverzüge nur noch 18 Monate gespeichert, wenn Sie innerhalb von 100 Tagen nach der Mahnung zahlen. Vorher waren es 36 Monate.
Was soll ich tun, wenn ich meine Kreditrate nicht zahlen kann?
Kontaktieren Sie sofort Ihre Bank, noch bevor die Rate fällig wird. Viele Banken bieten Lösungen wie Ratenpausen, Stundungen oder Umschuldungen an. Frühe Kommunikation ist der Schlüssel.
Können Kreditforderungen verjähren?
Ja, Kreditforderungen verjähren nach 3 Jahren. Jede einzelne Rate verjährt separat zum 31. Dezember des Jahres, in dem sie fällig wurde. Titulierte Forderungen verjähren erst nach 30 Jahren.
Fazit: Kommunikation als Schlüssel gegen Zahlungsverzug
Der Zahlungsverzug ist eine ernstzunehmende Situation, die jedoch durch proaktives Handeln oft entschärft werden kann. Die Einhaltung der Transparenzpflichten und der gesetzliche Kündigungsschutz stärken Ihre Position als Verbraucher.
Dennoch ist die Offene Kommunikation mit Ihrer Bank der Schlüssel: Banken sind oft bereit, bei vorübergehenden Schwierigkeiten Lösungen wie Stundungen oder Umschuldungen zu finden – aber nur, wenn Sie rechtzeitig das Gespräch suchen, bevor der Verzug eintritt sowie rechtliche Schritte unumgänglich werden.
Quellenverzeichnis:
Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
SCHUFA: Neue 100-Tage-Regelung
rvg-Rechner: Das Gebührensystem des RVG
KLS Rechtsanwälte: Gesetz zur Bekämpfung von Zahlungsverzug


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