Dispokredit als gute Lösung?
Es kann durchaus vorkommen, dass am Ende des Monats nicht mehr ausreichend Geld zur Verfügung steht, um anfallende Ausgaben zu decken. Um für Liquidität zu sorgen, nutzen viele Verbraucher daher den von der Bank eingeräumten Dispokredit.
Laut einer Umfrage der Verbraucherzentrale haben 14 % aller Verbraucher angegeben, kürzlich den Dispo genutzt zu haben. Auf den ersten Blick ergeben sich durch den Dispokredit einige Vorteile, jedoch kann sich dieser auch zur Kostenfalle entwickeln.
In diesem Beitrag erfahren Sie, worauf Sie beim Überziehungskredit achten müssen, welche Risiken und welche kostengünstigen Alternativen es gibt.
Was ist ein Dispo?
Der Begriff „Dispo“ ist eine Kurzform von Dispositionskredit. Dabei handelt es sich um einen Überziehungsrahmen, der einem Kunden auf seinem Girokonto eingeräumt wird.
Somit bietet die Bank dem Kunden die Möglichkeit, das eigene Konto mit der EC-Karte zu überziehen und ins Minus zu rutschen.
Diese Kreditart ist sehr beliebt, da es sich um eine sehr unbürokratische und flexible Kreditform ohne feste Rückzahlungsfrist handelt.
Sie müssen keinen Antrag bei der Bank stellen und das Geld steht Ihnen ohne Zweckbindung zur Verfügung.
Allerdings ist diese Darlehensform auch mit zahlreichen Risiken verbunden. Zum einen müssen sich Verbraucher im Klaren darüber sein, dass der Dispo der teuerste Kredit mit einem durchschnittlichen Zinssatz von rund 10 % ist.
Der durchschnittliche effektive Jahreszins für einen herkömmlichen Kredit ist um einiges niedriger. Außerdem besteht die Gefahr einer Schuldenfalle, wenn das Konto regelmäßig über einen längeren Zeitraum überzogen wird.
Wie viel Dispokredit kann man erhalten?
Die Höhe des Disporahmens ist begrenzt und hängt davon ab, wie viel Geld monatlich auf Ihr Konto eingeht. In der Regel gewährt Ihnen die Bank zwei bis drei Nettomonatsgehälter.
Außerdem spielt insbesondere die Kreditwürdigkeit, beziehungsweise die Bonität des Verbrauchers eine große Rolle dabei, wie hoch der Verfügungskredit ausfällt.
Die Bank achtet auf folgende Parameter:
- Höhe Ihres Einkommens
- Höhe der monatlichen Ausgaben
- Art der Beschäftigung (Festanstellung oder Freiberufler)
Wie hoch sind die Zinsen beim Dispokredit?
Ein wichtiger Punkt, den Sie beachten müssen, sind die Dispozinsen, die wesentlich höher als bei anderen Kreditarten sind.
Die Banken begründen die hohen Zinsen damit, dass dem Verbraucher ein äußerst flexibler Kredit ohne bürokratischen Antrag eingeräumt wird.
Die tatsächliche Höhe der Zinsen unterscheidet sich von Bank zu Bank, jedoch müssen Sie in der Regel mit mindestens 10 % rechnen. Manchmal können die Zinsen sogar bis zu 15 % oder mehr betragen.
Seit 2016 müssen Banken die Zinsen für den Dispokredit offenlegen – diese sind entweder auf dem Kontoauszug oder dem Preis- und Leistungsverzeichnis auf der Webseite zu entnehmen.
Bearbeitungsgebühren sowie andere Kosten abseits des Zinssatzes dürfen von der Bank nicht erhoben werden.
Aufgrund der hohen Zinsen raten wir Ihnen davon ab, den Dispositionskredit langfristig zu nutzen und empfehlen, auf andere Kreditformen umzusteigen, wie zum Beispiel den Ratenkredit oder Sofortkredit.
Welche Bank bietet die besten Dispozinsen?
Im Folgenden liefern wir eine Übersicht mit den Dispozinsen der beliebtesten Banken in Deutschland (stand 17.04.2023). Beachten Sie, dass es in der Zwischenzeit Anpassungen hinsichtlich des Sollzinssatzes gegeben haben kann.
Wie Sie sehen werden, liegen die Zinsen häufig jenseits der 10-%-Marke:
Name der Bank | Sollzinssatz Dispo | Sollzinssatz geduldete Überziehung |
---|---|---|
Deutsche Bank | 12,79 % p. a. | 15,15 % p. a. |
Postbank | 11,39 % p. a. | 14,95 % p. a. |
Targobank | 8,77 % p. a. | 8,77 – 16,73 % p. a. |
Sparkasse | je nach Sparkasse, mindestens 10 % | je nach Sparkasse, maximal 19 % |
Commerzbank | 12,20 % p. a. | 12,20 % p. a. |
DKB | 9,89 % p. a. | Keine Angabe |
ING | 8,99 % p. a. | 8,99 % p. a. |
Volksbank / Raiffeisen | 11,26 % p. a. | 16,26 % p. a. |
Consorsbank | 9,5 % – 10,75 % p. a. | Keine Angabe |
Norisbank | 11,85 % p. a. | 13,25 % p. a. |
Wie werden Dispozinsen berechnet?
Die Höhe der Dispozinsen hängt von diversen Faktoren ab, zum Beispiel der Bonität des Kunden und dem individuellen Zinssatz, der von jeder Bank festgelegt wird.
Es gibt keine festen Laufzeiten für die eingeräumte Kontoüberziehung, wodurch die Zinsen in der Regel täglich steigen.
Die meisten Banken berechnen die Zinsen auf Basis von 360 Tagen im Jahr und am Monatsende werden sie auf dem Kontoauszug ausgewiesen und abgerechnet.
Folgende Formel kann zur Berechnung der Zinsen für den Dispo verwendet werden:
Zinssatz x Überziehungsbetrag x Anzahl der Tage der Überziehung / 360 Tage
Vorteile und Nachteile des Dispo
Der wesentliche Vorteil des Dispositionskredites ist, dass er eine nützliche Finanzierungsoption darstellt, um kurzfristige finanzielle Engpässe zu überbrücken – insbesondere in Zeiten steigender Lebensmittelkosten.
Es gibt jedoch auch zahlreiche Risiken und Nachteile, die Sie auf dem Schirm haben sollten, wenn Sie einen Dispokredit beantragen.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der Vorteile und Nachteile von Dispositionskrediten:
- Flexibilität – Der Dispo ist schnell verfügbar und kann vom Verbraucher ohne größere Hürden zur freien Verfügung in Anspruch genommen werden.
- Laufzeit – Es gibt keine festgelegte Laufzeit, somit kann der Dispokredit jederzeit getilgt werden, wenn wieder ausreichend Geld auf dem Konto ist.
- Sicherheiten – Anders als bei manchen Kreditarten sind keine Sicherheiten erforderlich, da eine positive Bonitätsprüfung bereits ausreicht.
- Hohe Zinsen – Die eingeräumte Kontoüberziehung gehört zu den teuersten Krediten auf dem Markt mit variablen Zinsen. Das bedeutet, dass die Bank die Zinsen beim Dispo anheben kann.
- Auswirkung auf die Bonität – Ein Dispo beeinflusst Ihre Schufa nicht negativ. Wenn Sie nicht in der Lage sind, die Raten zu tilgen, wirkt sich dies negativ auf Ihre Bonität aus.
- Risiko einer Dispofalle – Wenn Sie dauerhaft nicht in der Lage sind, das Konto auszugleichen, landen Sie in der Dispofalle und zahlen dafür hohe Zinsen.
- Kündigung durch Bank möglich – Die Bank darf den Überziehungskredit kündigen und sogar vom Pfändungsrecht Gebrauch machen, wenn Sie den Dispo nicht ausgleichen.
- Gefahr vor übermäßigem Konsum – Wer nicht diszipliniert ist, nutzt den Dispo, um unnötige Konsumwünsche zu erfüllen, was zu einer Verschuldung führen kann.
Ist ein Dispo trotz Schufa möglich?
Die Schufa ist eine Wirtschaftsauskunftei, in der neben persönlichen Daten auch finanzielle Informationen vermerkt werden – zum Beispiel laufende Verträge, Kredite, aber auch Mahnungen sowie mögliche Zahlungsausfälle.
Die Schufa bietet einen wichtigen Baustein für Ihre Kreditwürdigkeit – ein negativer Schufa-Eintrag beeinträchtigt Chancen auf eine Kreditbewilligung, da das Risiko eines Zahlungsausfalles als zu hoch eingeschätzt wird.
Bei vielen Banken gestaltet sich der Dispo trotz Schufa somit schwierig. Dennoch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, wenn Sie über einen weichen negativen Schufa-Eintrag verfügen und ein geregeltes Einkommen.
Die Kreditkarte eignet sich lediglich als Alternative, wenn Sie in der Lage sind, das Konto zum Buchungstag der Kreditkarte wieder auszugleichen.
Ansonsten riskieren Sie auch hier eine Schuldenspirale, da Zinsen anfallen, wenn der Saldo der Kreditkarte nicht ausgeglichen wird.
Wie kann ich den Dispo erhöhen?
In der Regel beträgt der Disporahmen das Doppelte oder Dreifache Ihres Nettomonatseinkommens. Wenn Sie also 1.700,- EUR netto pro Monat verdienen, stehen Ihnen in der Regel zwischen 3.400,- EUR und 5.100,- EUR zur Verfügung.
Wenn Sie Ihren Dispo erhöhen möchten, ist dies unter Umständen möglich, jedoch müssen Sie einen Antrag bei der Bank ausfüllen, der anschließend geprüft wird. Ob die Bank die Erhöhung der eingeräumten Kontoüberziehung bewilligt, hängt von Ihrer Bonität ab.
Ein guter Schufa-Score und regelmäßige Geldeingänge erhöhen Ihre Chancen auf eine positive Zusage. Wenn Sie Ihren Dispo erhöhen, dauert das in der Regel einige Werktage.
Alternativen: So vermeiden Sie den Dispo
Für die Überbrückung finanzieller Engpässe ist der Dispokredit eine flexible, bedingt durch die Kosten aber sehr teure Lösung. Wir zeigen Ihnen im Folgenden einige Alternativen, die ein niedrigeres Risiko einer Überschuldung bergen?
Dispo oder Kreditkarte – was ist besser?
Neben dem Dispo ist auch die Kreditkarte eine Möglichkeit, um finanzielle Engpässe zu überbrücken. Es gibt Banken, die Kreditkarten ohne Zinsen zur Verfügung stellen, mit denen Sie sich Geld leihen können.
Die Kreditkarte lohnt sich besonders als Alternative zum Dispo, wenn Sie häufig Einkäufe online tätigen oder im Ausland unterwegs sind und weltweit Akzeptanz benötigen.
Kredit oder Dispo?
Dispo oder Kredit – was ist besser? Diese Frage stellen sich zahlreiche Verbraucher. Beide Finanzierungsformen haben Vor- und Nachteile, jedoch ist der Ratenkredit auf jeden Fall eine sinnvolle und günstigere Alternative zum Dispokredit.
Dadurch, dass die EZB den Leitzins angehoben hat, bewegt sich der durchschnittliche Zinssatz für einen Ratenkredit auf einem Rekordhoch – ist aber dennoch günstiger als die Zinsen für Dispokredite.
Außerdem ist die Kreditsumme wesentlich höher als beim Dispo, wodurch sich größere Anschaffungen finanzieren lassen.
Der Ratenkredit bietet eine klare Rückzahlungsstruktur (mit Kreditsumme sowie festgelegtem effektiven Jahreszins) und ermöglicht eine langfristige Finanzierung von Anschaffungen.
Der erhebliche Vorteil des Dispos ist, dass Sie keinen formellen Antrag stellen müssen, um an das Geld zu gelangen.
Wenn Sie sich für einen Ratenkredit entscheiden, empfehlen wir Ihnen, einen Kreditvergleich durchzuführen, um sich einen Überblick über die Konditionen der Banken zu verschaffen und ein günstiges Angebot für Ihr Finanzierungsvorhaben zu finden.
So sparen Sie €30,00 der Kreditkosten
Der Preisunterschied für einen in Höhe von €1.500,00 in 90 Tagen liegt bei €30,00.
Der Dispo lohnt sich – nur unter Umständen
Wenn am Ende des Monats unerwartete Kosten entstehen und nicht ausreichend Geld auf dem Konto zur Verfügung steht, kann der Dispo eine schnelle sowie flexible Lösung sein.
Die Nutzung dieser Finanzierungsform ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, da sie mit einigen Risiken verbunden ist.
Sie sollten darauf achten, diese eingeräumte Kontoüberziehung nur über einen kurzen Zeitraum zu nutzen, da die Zinskosten sehr hoch sind und die finanzielle Belastung somit sehr groß sein kann.
Bevor Sie sich für die Kontoüberziehung entscheiden, sollten Sie ausrechnen, wann Sie in der Lage sind, das Geld zurückzuzahlen.
Außerdem sollten Sie recherchieren, ob es gegebenenfalls günstigere Alternativen gibt – einen Ratenkredit oder eine Kreditkarte mit niedrigem Zinssatz.
Häufig gestellte Fragen zum Dispo
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um einen Dispo zu erhalten?
Das Girokonto mit Zahlungseingängen (Gehalt oder sonstige Einkünfte) ist eine Grundvoraussetzung für die Gewährung des Darlehens.
Außerdem müssen Sie folgende Bedingungen erfüllen:
- Volljährigkeit
- Wohnsitz und Bankkonto in Deutschland
- Geregeltes Einkommen
- Eine gute Bonität
Wenn die Bank ablehnt, einen Überziehungsrahmen einzuräumen, empfehlen wir Ihnen, nach dem Grund zu fragen. Gegebenenfalls liegt ein fehlerhafter Schufa-Eintrag vor, der sich bereinigen lässt und womit sich Ihre Bonität verbessert.
Wie lange darf ich den Disporahmen überziehen?
Es gibt keinen festgelegten Zeitraum, innerhalb dessen Sie den Dispokredit zurückzahlen müssen. Somit dürfen Sie das Girokonto solange überziehen, wie Sie möchten.
Wir raten Ihnen jedoch, den Betrag schnellstmöglich zurückzuzahlen – ansonsten besteht die Gefahr, dass Sie dauerhaft im Dispo sind und nicht mehr in der Lage, die Schulden zu begleichen.
Kann ich einen Kredit trotz Dispo erhalten?
Aufgrund der hohen Zinskosten beim Dispo entscheiden sich viele Menschen für eine Umschuldung. Doch ist es überhaupt möglich, einen Kredit trotz Dispo zu erhalten?
Ja, grundsätzlich ist das möglich, insbesondere wenn Sie über ein regelmäßiges Einkommen verfügen.
Die Überziehung des Kontos hat nämlich keinerlei negativen Auswirkungen auf Ihre Bonität. Es wird erst problematisch, wenn Sie Ihren Dispo überziehen und nicht mehr in der Lage sind, den Betrag auszugleichen. In solch einer Situation kann es zu einem negativen Schufa-Eintrag kommen, wodurch Ihre Chancen auf den Erhalt eines Darlehens sinken.
Welche Risiken gibt es beim Dispokredit?
Der Dispokredit ist an einige Risiken gebunden, die Sie beachten sollten. Zum einen handelt es sich aufgrund der hohen Zinsbelastung (fast immer im zweistelligen Bereich) um einen teuren Kredit, der die Rückzahlung erschwert. Das kann dazu führen, dass der Verbraucher in eine Schuldenspirale gerät und nicht mehr in der Lage ist, das Konto auszugleichen.
Außerdem besteht die Gefahr, dass Sie sich an die Kontoüberziehung gewöhnen und Sie dauerhaft auf Geld zugreifen, das Ihnen überhaupt nicht zur Verfügung steht.