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Nominalzins: Definition, Berechnung und Vergleich mit anderen Zinsarten

Das Wichtigste im Überblick

  • Der Nominalzins ist der grundlegende Zinssatz für Kredite und Geldanlagen, ohne Berücksichtigung zusätzlicher Kosten oder Effekte.
  • Bei Krediten unterscheidet sich der Nominalzins vom Effektivzins, der zusätzliche Kosten einbezieht. Der Effektivzins ist für Kreditnehmer aussagekräftiger und muss laut Gesetz neben dem Nominalzins angegeben werden.
  • Bei Geldanlagen kann der Zinseszinseffekt die tatsächliche Rendite über den Nominalzins hinaus steigern, besonders bei häufiger Zinsgutschrift. Allerdings muss zur Beurteilung der realen Wertsteigerung auch die Inflation berücksichtigt werden.
Autor  Ivan Bevanda
Überprüft von  Sven Wilke
Zuletzt aktualisiert: 6. Dezember 2024

Wissen Sie, was es wirklich bedeutet, wenn Ihre Bank einen Nominalzins von 6% anbietet? In diesem Beitrag erläutern wir, was ein nominaler Zinssatz ist, welche Formel zur Berechnung der Nominalzinsen verwendet wird und wie er sich von anderen Zinssätzen unterscheidet.

Tauchen wir ein in die Welt der Zinsen und entschlüsseln wir gemeinsam diesen wichtigen finanziellen Begriff.

Definition: Was ist der Nominalzins?

Der Nominalzins, auch bekannt als Nominalverzinsung oder nominaler Jahreszins, ist der grundlegende Zinssatz, der auf einen Kredit oder eine Geldanlage angewendet wird.

Er wird in Prozent pro Jahr (p.a.) ausgedrückt und gibt an, wie viel Zinsen auf den Nennwert eines Finanzprodukts berechnet werden, ohne potenzielle zusätzliche Kosten oder Gebühren zu berücksichtigen.

Wo findet der Nominalzins Anwendung?

Der Nominalzins kommt in zwei Hauptbereichen zur Anwendung:

  1. Kredite: Hier wird der Nominalzins in der Regel als Sollzins bezeichnet. Er gibt an, wie viel Zinsen Kreditnehmer jährlich auf die geliehene Summe zahlen müssen.
  2. Sparkonten: Für Sparer ist der Nominalzins der Prozentsatz, den sie jährlich auf ihre Einlagen erhalten. Dies gilt für verschiedene Sparprodukte wie Tagesgeld- und Festgeldkonten. In Zeiten hoher Zinsen, wie nach der Corona-Krise, können Tagesgeldkonten mit attraktiven Nominalzinsen eine sinnvolle Option für kurzfristige Anlagen sein.

Welche Arten von Nominalzinsen gibt es?

Bei Nominalzinsen unterscheidet man grundsätzlich drei Arten:

  1. Fixer Nominalzins: Dieser bleibt über einen festgelegten Zeitraum oder die gesamte Laufzeit eines Kredits oder einer Anlage unverändert. Er bietet Planungssicherheit, da die Zinskosten oder -erträge vorhersehbar sind.
  2. Variabler Nominalzins: Dieser Zinssatz kann sich im Laufe der Zeit ändern, oft in Abhängigkeit von einem Referenzzinssatz wie dem Euribor. Dieser wird er in der Regel alle 3, 6 oder 12 Monate angepasst. Variable Zinsen sind häufiger bei Sparkonten anzutreffen, insbesondere bei Tagesgeldkonten. Sie ermöglichen eine flexible Anpassung an Marktbedingungen, bieten aber weniger Planungssicherheit.
  3. Stufenzins: Bei dieser Art von Nominalzins gibt es geplante Zinsanpassungen zu festgelegten Terminen während der Vertragslaufzeit. Der Stufenzins kombiniert Elemente von festen und variablen Zinssätzen, indem er Perioden mit stabilen Zinsen und vorbestimmte Änderungen vereint.

Wichtig zu beachten

Variable Zinssätze werden seltener bei Kreditfinanzierungen verwendet und beziehen sich hauptsächlich auf Sparkonten.

Bei Tagesgeldkonten können die Zinsen jederzeit angepasst werden, was die Berechnung der langfristigen Rendite erschwert.

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So entstehen die Nominalzinsen

Bei der Festlegung von Nominalzinsen spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle. Banken und Finanzinstitute berücksichtigen eine Vielzahl von Elementen, um wettbewerbsfähige und faire Zinssätze anzubieten.

Hier sind die Hauptfaktoren, die die Höhe des Nominalzinses beeinflussen:

  • Referenzzinssätze: Der EZB-Leitzins und Interbankenzinssätze wie der Euribor dienen als Ausgangspunkt für die Zinsberechnung.
  • Inflationsrate: Eine höhere Inflation führt oft zu höheren Nominalzinsen, um den realen Wert des Geldes zu erhalten.
  • Bonität des Kreditnehmers: Ein besserere Kreditwürdigkeiten führt in der Regel zu niedrigeren Zinssätzen, da das Risiko für die Bank geringer ist.
  • Kredithöhe und Laufzeit: Sowohl größere Kreditsummen als auch längere Laufzeiten führen in den meisten Fällen zu höheren Nominalzinsen. Bei größeren Beträgen steigt das absolute Risiko für die Bank, während längere Laufzeiten die Unsicherheit erhöhen.
  • Angebot und Nachfrage: Die allgemeine Marktsituation und die Wettbewerbsfähigkeit der Angebote spielen eine Rolle bei der Zinsgestaltung.
  • Refinanzierungskosten der Banken: Die Kosten, zu denen Banken selbst Geld leihen können, beeinflussen die angebotenen Zinssätze.

Nominalzins berechnen: Diese Formeln helfen Ihnen

Der Nominalzins wird transparent als Prozentsatz angegeben, bezogen auf das ursprünglich investierte oder geliehene Kapital.

Zur Berechnung können Sie folgende Formel verwenden:

Nominalzins Formel (Berechnung des Zinses)

Nominalzins (%) = (Jährliche Zinszahlung / Ursprüngliches Kapital) x 100

Diese Formel zeigt den Nominalzins als Prozentsatz des Ausgangskapitals. Die Zinszahlung bezieht sich dabei auf den jährlichen Zinsbetrag.

Beispiel: Bei einem Kredit von 10.000 € und einer jährlichen Zinszahlung von 500 € ergibt sich ein Nominalzins von 5% (500 € / 10.000 € × 100 = 5%).

Möchten Sie jedoch die jährlichen Zinskosten für einen bestimmten Nominalzins ermitteln, können Sie diese Formel nutzen:

Nominalzins Formel (Berechnung der Zinskosten)

Jährliche Zinskosten = Kreditbetrag x (Nominalzins x 100)

Für monatliche Zinskosten teilen Sie das Ergebnis durch 12.

Praxisbeispiel: Bei einem Kredit von 5.000 € und einem Nominalzins von 4% betragen die jährlichen Zinskosten 200 € (5.000 € × 0,04 = 200 €). Monatlich wären das etwa 16,67 € (200 € / 12).

Falls Sie die Kosten Ihres Kredits oder die potenzielle Rendite Ihres Sparkontos berechnen möchten, können Sie kostenlos unsere Finanzrechner nutzen: Tilgungsrechner und Zinsrechner.

Unterschied erklärt: Nominal- und Effektivzins

Der Nominalzins und der Effektivzins sind zwei wichtige Kennzahlen – insbesondere bei der Kreditaufnahme.

Während der Nominalzins die reinen Zinskosten angibt, berücksichtigt der Effektivzins zusätzliche Kosten und bietet somit einen umfassenderen Überblick über die tatsächlichen Kreditkosten.

Hier eine Tabelle, die den Unterschied zwischen Nominal- und Effektivzins bei verschiedenen Banken veranschaulicht:

BankNominalzinsEffektivzinsAnbieterseite
6,74%6,95%Zum Anbieter
5,30%5,43%Zum Anbieter
8,45%8,79%Zum Anbieter
6,39%6,59%Zum Anbieter
8,61%8,96%Zum Anbieter
Unterschied Nominalzins und Effektivzins im Überblick

* Hinweis: Diese Werte stammen aus den repräsentativen Beispielen. Die tatsächlichen Zinssätze können je nach individueller Bonität und anderen Faktoren variieren.

Der Effektivzins ist somit beim Kreditvergleich aussagekräftiger, da er neben den reinen Zinskosten auch zusätzliche Gebühren berücksichtigt. Laut § 16 Preisangabenverordnung (PAngV) müssen Anbieter beide Zinssätze transparent offenlegen, um Verbrauchern eine fundierte Entscheidung zu ermöglichen.

Wichtig zu beachten

Selbst der Effektivzins deckt nicht immer alle potenziellen Kosten ab:

  1. Bei Ratenkrediten können beispielsweise Optionen wie Sondertilgungen oder Restschuldversicherungen zusätzliche Kosten verursachen.
  2. Bei Minikrediten können Gebühren für Blitzauszahlungen oder Laufzeitverlängerungen anfallen.

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Effektiver und Nominaler Zinssatz beim Geldanlegen

Im Gegensatz zu Krediten, wo der Effektivzins oft höher als der Nominalzins ausfällt, sind bei Geldanlagen wie Tagesgeld- oder Festgeldkonten der nominale und effektive Zinssatz in der Regel identisch. Anbieter machen hier üblicherweise keine zweideutigen Angaben.

Allerdings kann der Zinseszinseffekt die tatsächliche Rendite beeinflussen, insbesondere bei Tagesgeldkonten. Hier werden Zinsen oft täglich oder monatlich berechnet und dem Konto gutgeschrieben.

Dies führt letztendlich dazu, dass nicht nur auf das ursprüngliche Kapital, sondern auch auf die bereits gutgeschriebenen Zinsen neue Zinsen berechnet werden.

Betrachten wir ein Beispiel

Nehmen wir als Beispiel eine Anlagesumme von 10.000 €, einen Nominalzins von 3% p.a. und eine Laufzeit von 5 Jahren.

1. Bei jährlicher Zinsgutschrift:

  • Nach 5 Jahren: 11.592,74
  • Gesamtertrag: 1.592,74

2. Bei monatlicher Zinsgutschrift:

  • Nach 5 Jahren: 11.616,17
  • Gesamtertrag: 1.616,17


Der Unterschied von 23,43 € mag klein erscheinen, aber bei größeren Summen und längeren Laufzeiten wird der Effekt deutlicher. Bei aktuellen Tagesgeldangeboten mit Zinssätzen von bis 4% p.a. kann dieser Effekt noch stärker ausfallen.

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Nominalzins vs. Realzins: Inflation als grundlegender Faktor

Während der Nominalzins die reine Verzinsung angibt, berücksichtigt der Realzins die Inflation.

Der Realzins ergibt sich, indem man die Inflationsrate vom Nominalzins abzieht. Bei hoher Inflation kann der Realzins negativ ausfallen, was bedeutet, dass die Kaufkraft des Geldes trotz positiver Nominalverzinsung sinkt.

Ein Beispiel:

  • Nominalzins: 2% p.a.
  • Inflationsrate: 3% p.a.
  • Realzins: 2% – 3% = -1% p.a.

In diesem Fall verliert das Geld trotz positiver Verzinsung an Wert. Bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von 5,9% in Deutschland im Jahr 2023 wären sogar Nominalzinsen von 6% nötig gewesen, um einen positiven Realzins zu erzielen. 

Dies unterstreicht die Bedeutung, bei Geldanlagen nicht nur den Nominalzins, sondern auch die Inflation zu berücksichtigen.

Häufig gestellte Fragen zum Nominalzins

Warum ist der Nominalzins meist niedriger als der effektive Jahreszins?

Der Nominalzins ist oft niedriger als der effektive Jahreszins, weil er zusätzliche Kosten nicht berücksichtigt. Während der Nominalzins nur den reinen Zinssatz angibt, umfasst der effektive Jahreszins alle Nebenkosten wie Bearbeitungsgebühren oder Kontoführungskosten. Diese Zusatzkosten können den tatsächlichen Zinssatz um mehrere Prozentpunkte erhöhen.

Was bedeutet ein negativer Nominalzins für Sparer?

Ein negativer Nominalzins bedeutet für Sparer, dass sie de facto Geld verlieren. Statt Zinsen zu erhalten, müssen Sparer Gebühren für die Aufbewahrung ihres Geldes auf Girokonten zahlen. Dies kann zu einem realen Wertverlust des Ersparten führen, insbesondere wenn die Inflation berücksichtigt wird. In Deutschland haben etwa 30% der Banken Negativzinsen für Privatkunden eingeführt, wobei die Freibeträge meist zwischen 50.000 und 100.000 Euro liegen.

Wie entwickelt sich der Nominalzins bei steigender Inflation?

Bei steigender Inflation erhöhen Zentralbanken in der Regel den Nominalzins, um die Geldwertstabilität zu sichern. Historisch betrachtet steigt der Nominalzins oft um 1-1,5 Prozentpunkte für jeden Prozentpunkt Inflationsanstieg. Dies soll die Kaufkraft des Geldes erhalten und übermäßige Preissteigerungen bremsen. Allerdings kann es zu einer Verzögerung kommen, da Zentralbanken die Wirtschaftsentwicklung genau beobachten, bevor sie den Leitzins anpassen.

Was bedeutet ein hoher Nominalzins für die Wirtschaft?

Ein hoher Nominalzins kann das Wirtschaftswachstum bremsen. Er verteuert Kredite für Unternehmen und Verbraucher, was Investitionen und Konsum dämpft. Studien zeigen, dass eine Erhöhung des Nominalzinses um 1% das BIP-Wachstum um etwa 0,5-1% reduzieren kann. Gleichzeitig macht ein hoher Nominalzins Spareinlagen attraktiver, was die Sparquote erhöhen und den Konsum weiter reduzieren kann. Dies kann zu einer Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität führen.

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Autor Ivan Bevanda

Seit September 2021 ist Ivan Bevanda als Country Manager bei Financer Deutschland tätig. Mit über 100 verfassten Finanzbeiträgen, mehr als 1 Million Klicks und praktischer Erfahrung im Finanzsektor aus verschiedenen Studienprojekten strebt er danach, durch fundierte und informative Inhalte einen nachhaltigen Beitrag zur finanziellen Bildung und Beratung zu leisten.

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