Kredit zurückzahlen oder sparen?
- 30. September 2024
- 11 Minuten Lesezeit
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Wenn Sie durch einen Geldsegen unverhofft an eine größere Menge Geld gekommen sind und noch einen offenen Kredit bedienen müssen, stellt sich die Frage, wie der Betrag genutzt werden sollte.
Kreditnehmer haben die Qual der Wahl:
Entweder wird mit dem Geld ein Teil des Kredits in Form einer Sondertilgung abbezahlt – oder man nutzt die Finanzspritze, um Geld anzulegen.
In diesem Beitrag klären wir die Vorteile sowie Nachteile beider Optionen auf, damit Sie das nötige Wissen haben, um eine gut fundierte Entscheidung für Ihre finanzielle Zukunft zu treffen.
Wie funktioniert eine Sondertilgung überhaupt?
Bei der Sondertilgung handelt es sich um eine außerplanmäßige Zahlung an die Bank, mit der Sie Ihre Restschuld reduzieren und Zinsen sparen.
Durch die getätigten Zahlungen verringert sich die Kreditlaufzeit, wodurch Sie schneller wieder schuldenfrei sind.
Grundsätzlich bietet jede Bank die Möglichkeit einer Sondertilgung, doch nicht immer ist diese kostenlos.
Es kann durchaus vorkommen, dass eine Vorfälligkeitsentschädigung anfällt oder eine Tilgung nur zu einem geringen Prozentanteil (5% – 10% des Gesamtkreditbetrages) kostenlos möglich ist.
Bevor Sie die Entscheidung treffen, ob Sie eine Sondertilgung vornehmen oder das überschüssige Geld anlegen, sollten Sie einen Blick in Ihren Vertrag werfen, um die Konditionen zu prüfen.
Sondertilgung oder Geld anlegen – Was lohnt sich mehr?
Bei einem Kredit sollte das Ziel immer lauten, die Rate umso schneller beglichen zu haben, um schuldenfrei zu leben – in der Theorie.
Doch was lohnt sich in Wahrheit mehr, wenn Sie durch eine unerwartete Situation an Geld kommen – Sondertilgung oder Anlegen?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern muss stets abhängig von den Kreditkonditionen und den Zinsen für die Geldanlage betrachtet werden.
Durch eine Sondertilgung sinkt, wie bereits erwähnt, die Restschuld gegenüber der Bank, wodurch sich die Kreditlaufzeit sowie die Zinshöhe reduziert.
Wenn in Ihrem Kreditvertrag die Möglichkeit einer kostenlosen Sondertilgung verankert ist, ist es durchaus sinnvoll, diese in Anspruch zu nehmen.
Mit der Zinswende haben sich die Zeiten geändert und das Sparen ist für Verbraucher heute wesentlich attraktiver im Vergleich zu den vergangenen Jahren.
Das bedeutet, dass sich mit den Zinsen bei der Geldanlage (Festgeld oder auch ETF) womöglich mehr Geld sparen lässt als mit der Sondertilgung.
Um zu ermitteln was mehr lohnt, raten wir Ihnen dazu, die Kosten gegenüberzustellen und basierend auf der Kalkulation eine Entscheidung zu treffen.
Wenn Sie sich für die Option “Festgeld” entscheiden sollten, empfehlen wir Ihnen kürzere Laufzeiten von 12 Monaten. Einer der wesentlichen Gründe dafür ist, dass Sie flexibel bleiben.
Die Zinsen steigen weiterhin (der aktuelle Leitzins liegt bei 4,5%) und mit einer kurzen Laufzeit haben Sie die Möglichkeit, schnell auf bessere Angebote zu wechseln.
Kreditnehmer verringert die Gesamtlaufzeit des Darlehens
Sondertilgung ist bei vielen Banken kostenlos möglich
Restschuld ist geringer und somit auch die Zinskosten
Sondertilgung kann unter Umständen günstiger als Geldanlage sein
Vorteile der Sondertilgung im Überblick
Festgeldkonto lohnt sich aufgrund höherer Zinsen endlich wieder
Hohe Diversifizierungsmöglichkeiten durch ETF
Kreditnehmer bildet Vermögen bereits vor Ablauf des Darlehens
Geldanlage lohnt je nach Kreditkonditionen mehr als Sondertilgung
Vorteile der Geldanlage im Überblick
Investieren anstatt abbezahlen: Möglichkeiten
Wenn Sie sich gegen eine Sondertilgung entschieden haben und investieren möchten, stellt sich nun die Frage, für welche Art der Geldanlage Sie sich entscheiden sollten.
Wir präsentieren Ihnen drei beliebte Anlagemöglichkeiten der Deutschen, die nicht sehr riskant sind und trotzdem das Potenzial haben, eine gute Rendite einzufahren.
ETF
ETF ist die Abkürzung für den englischen Begriff Exchange Traded Funds. Bei ETFs handelt es sich um Fonds verschiedener Aktienindizes, die auf den bekanntesten und größten Börsenindizes basieren.
ETFs sind ein etabliertes Produkt, das sich durch seine Diversifizierungsmöglichkeiten als sehr krisenresistent erwiesen hat und eine gute Rendite verspricht.
Die Ordergebühren sind verhältnismäßig niedrig und es gibt zahlreiche Broker, bei denen Sie problemlos von zu Hause aus ein Depot eröffnen können.
Dadurch, dass Sie darüber entscheiden, wie viel Geld Sie monatlich in Ihren Sparplan einzahlen, sind ETFs äußerst flexibel.
Wir raten Ihnen dazu, die Anlage umso länger zu halten, um eine höhere Rendite einzufahren.
Festgeld
Trotz vieler neuer Anlagemöglichkeiten, die sich in den letzten Jahren zunehmender Popularität erfreuen, gehört das Festgeld nach wie vor zu den beliebtesten Anlageformen der Deutschen.
Seit der Zinswende vor zwei Jahren sind für das Festgeldkonto auch wieder höhere Sparzinsen jenseits der 3%-Marke erhältlich.
Das Geld wird über einen vereinbarten Zeitraum bei der Bank zu einem festen Zinssatz angelegt (in der Regel zwischen einem Jahr und mehreren Jahren).
Im Vergleich zum Tagesgeld ermöglicht dies dem Sparer, den Zinsertrag bereits im Voraus zu kalkulieren – jedoch mangelt es beim Festgeldkonto an Flexibilität.
Bedingt durch die hohen Zinsen lohnt es sich womöglich mehr, das Geld zu investieren, anstatt den Kredit zu tilgen.
Aktien
Wenn Sie zwiegespalten sind, ob Sie den Kredit abbezahlen oder Geld anlegen, dann sind auch Aktien eine mögliche Form der Geldanlage.
Der Anteil der Aktienbesitzer lag laut Statista im Jahr 2023 in der deutschen Bevölkerung bei 17,3%. Das Depot eröffnen Sie entweder bei Ihrer Hausbank oder bei einem der zahlreichen Online-Broker.
Wir raten Ihnen dazu, einen Broker-Vergleich durchzuführen, um die Ordergebühren gering zu halten.
Sie sollten nicht in ein einziges Wertpapier investieren, sondern Ihr Portfolio diversifizieren, um das Risiko eines Verlustes möglichst gering zu halten.
Eine gründliche Recherche ist sehr wichtig, um erfolgreich Aktien zu handeln. Zudem sollten Sie nie impulsive Entscheidungen treffen und schnell verkaufen, wenn sich Ihre Aktien gerade im Abwärtstrend befinden.
Kredit schneller abbezahlen – Tipps und Tricks
Ein Kredit ist nicht nur eine große finanzielle Verantwortung, sondern auch eine Belastung für den Verbraucher. Kein Wunder, dass die meisten Kreditnehmer sich wünschen, den Kredit umso schneller abzubezahlen.
Im Folgenden zeigen wir Ihnen drei verschiedene Möglichkeiten, wie sich der Kredit schneller tilgen lässt:
Sondertilgung
Die erste Möglichkeit ist, wie bereits erwähnt, die Sondertilgung. Diese ermöglicht Ihnen, einen Teilbetrag des Kredits (oder unter Umständen sogar die gesamte Restschuld) zu tilgen.
Während einige Kreditinstitute kostenlose Sondertilgungen anbieten, fällt bei anderen Banken eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung an. Prüfen Sie daher gründlich Ihre Unterlagen, um Kosten zu vermeiden.
Durch die Sondertilgung verringern Sie nicht nur die Laufzeit Ihres Darlehens, sondern auch die Zinskosten.
Erhöhung der Rate
Eine weitere Möglichkeit, den Kredit schneller abzubezahlen, besteht darin, die monatliche Tilgung zu erhöhen.
Bei Rahmen- oder Abrufkrediten ist dies ohne Weiteres möglich. Bei Immobilien- oder Ratenkrediten müssen Sie auf Kulanz seitens der Bank hoffen.
Unsere Empfehlung lautet, das Gespräch mit dem Kreditinstitut zu suchen, Ihre Lage zu schildern und selbstverständlich zu beweisen, dass Sie finanziell in der Lage sind, auch mit einer höheren monatlichen Rate umzugehen.
Umschuldung
Wenn sich die Bank nicht als besonders kooperativ erweist und Sie ohnehin günstigere Zinsen für Ihren Kredit sichern können, ist auch eine Umschuldung möglich.
Es gibt gleich mehrere Vorteile – Sie können bei guter Bonität niedrigere Zinsen erhalten, eine flexiblere Lösung finden und eine neue Kreditlaufzeit wählen, die an Ihre finanziellen Bedürfnisse angepasst ist.
Tilgen oder Anlegen? Häufig gestellte Fragen zum Thema
Welchen Kredit sollte ich zuerst tilgen?
Wenn Sie mehrere Kredite bedienen müssen, empfehlen Experten, das Darlehen nach dem sogenannten Hochzinsprinzip zu tilgen. Das bedeutet, dass Sie zuerst das teuerste Darlehen (mit dem höchsten Zinssatz) tilgen sollten – das ist in der Regel der Dispositionskredit bei der Bank.
Gegebenenfalls lohnt es sich, eine Umschuldung vorzunehmen und so alle Kredite in einen großen Kredit zusammenzufassen. Wenn sich Ihre Bonität im Laufe der Zeit verbessert hat, lassen sich Zinsen sparen.
Lohnt sich die Sondertilgung?
Bei der Sondertilgung handelt es sich um zusätzliche Zahlungen neben Ihrer monatlichen Rate für den Kredit. Wenn Sie ausreichend Geld zur Verfügung haben, lohnt sich eine Sondertilgung, um den Kredit schneller abzubezahlen.
Sie sollten aber darauf achten, dass die Bank Ihnen die Möglichkeit einräumt, kostenlose Sondertilgungen vorzunehmen – ansonsten entstehen zusätzliche Gebühren.
Wenn Sie den Kredit zu sehr günstigen Konditionen haben, kann es sich eventuell mehr lohnen, das Geld zu investieren. Wir raten Ihnen, die Zinsersparnisse einer Sondertilgung mit den Zinsen eines Festgeldkontos zu vergleichen, um eine gute Entscheidung zu treffen.
Welche Strategie sollte ich beim Kredit verfolgen – schnell oder langsam abbezahlen?
Wenn Sie den Kredit abbezahlen, können Sie zwei verschiedene Strategien verfolgen:
- Geringe Laufzeit mit hoher monatlicher Rate
- Lange Laufzeit mit geringer monatlicher Rate
In der Folge fragen sich viele Verbraucher, ob es sich mehr lohnt, den Kredit schnell oder langsam abzubezahlen.
Fakt ist, dass jeder Kreditnehmer gerne umso schneller schuldenfrei ist und dass eine lange Laufzeit höhere Zinskosten birgt. Dennoch gibt es keine “richtige oder falsche” Antwort auf diese Frage.
Wichtig ist, dass die monatliche Rate Ihre Finanzen nicht allzu sehr belastet und Sie in der Lage sind, diese stets zu zahlen. Zudem sollten Sie immer ausreichend Puffer einplanen, um Geld für unerwartete Rechnungen zu haben.
Was lohnt sich mehr, Sondertilgung oder Festgeld?
Die Inflation hat dazu geführt, dass die Europäische Zentralbank den Leitzins mehrfach angepasst hat. Somit sind die Sparzinsen auf dem höchsten Stand seit 15 Jahren, wodurch die Frage nach Sondertilgung oder Festgeld durchaus berechtigt ist. Bei vielen Banken können Sie mittlerweile Zinsen jenseits der 3%-Marke erhalten.
Wenn Sie einen Kredit während der Niedrigzinsphase aufgenommen haben, sind die Zinskosten für Ihr Darlehen ohnehin gering.
Aufgrund der steigenden Zinsen gibt es beim Festgeldkonto eventuell eine höhere Rendite, als eine Zinsersparnis durch eine Sondertilgung zu erzielen ist. Somit kann sich die Eröffnung eines Festgeldkontos mehr lohnen als eine Sondertilgung.
Wir raten dazu, sich einen guten Überblick über die aktuellen Zinsen sowie Kreditkonditionen zu verschaffen und Angebote zu vergleichen, da Sie auf diese Art und Weise optimale Bedingungen für Ihre Finanzen schaffen.