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Stablecoin Definition und Überblick der aktuellen Marktführer

Verfasst von Ivan Bevanda

- 30. Okt. 2025

Geprüft von Sven Wilke

19 Min. Lesezeit | Krypto

  • Marktkapitalisierung auf Wachstumskurs: Mit einer zunehmenden Marktkapitalisierung von über 280 Milliarden US-Dollar im August 2025 wird eine signifikante Expansion erwartet, welche die 400-Milliarden-Dollar-Grenze im Jahr 2026 übertreffen soll.
  • Impressives Transkationsvolumen: Jährliches Transaktionsvolumen von über 46 Billionen US-Dollar – fast das Dreifache von Visa. Etwa 25% des gesamten DeFi-Volumens beinhaltet Stablecoin-Transaktionen.
  • Dominanz des US-Dollars: 99 % aller Stablecoins sind an den US-Dollar gekoppelt, wobei USDC und USDT historisch für über 99 % des gesamten Transaktionsvolumens in diesem Segment verantwortlich sind.
  • Regulierung im Vordergrund: Reguliert durch die MiCA-Verordnung in der EU seit 30. Juni 2024 und den GENIUS Act in den USA. Für deutsche Nutzer gilt: BaFin, Deutsche Bundesbank und EZB überwachen die Einhaltung der MiCA-Vorschriften.

Was ist ein Stablecoin? Definition und Grundlagen

Ein Stablecoin ist eine Kryptowährung, deren Wert durch aktive oder automatische Mechanismen an eine nationale Währung (meist US-Dollar), einen Währungskorb oder andere Vermögenswerte gekoppelt ist.

Anders als Bitcoin oder Ethereum, die ihren Wert durch Knappheit und Spekulation erhalten, sind Stablecoins als Brückeninstrumente konzipiert. Sie verbinden die Stabilität traditioneller Währungen mit den Vorteilen der Blockchain-Technologie.

Der fundamentale Unterschied liegt in der Preisstabilität: Während Bitcoin an einem Tag 10% steigen oder fallen kann, sollte ein an den US-Dollar gekoppelter Stablecoin theoretisch immer einen Wert von einem US-Dollar (ca. 0,92 Euro) haben. Diese Stabilität macht Stablecoins praktisch nutzbar für alltägliche Transaktionen, grenzüberschreitende Zahlungen und als Wertspeicher.

Stablecoins: Vom Nischenprodukt zur globalen Finanzmacht

Die Geschichte der Stablecoins beginnt 2014 mit der Einführung von Tether (USDT), ursprünglich unter dem Namen Realcoin. Die Gründer wollten das praktische Problem der Krypto-Volatilität lösen: Wie kann man die Vorteile der Blockchain nutzen, ohne ständig Wertschwankungen ausgesetzt zu sein? Die Antwort war eine Kryptowährung mit stabiler Kaufkraft.

Seither ist der Markt explosionsartig gewachsen. Der Stablecoin-Markt hat eine Marktkapitalisierung von über 280 Milliarden US-Dollar erreicht. Das jährliche Transaktionsvolumen liegt ebenfalls bei impressiven 46 Billionen US-Dollar.

Diese Zahlen bestätigen: Stablecoins sind längst kein Nischenprodukt mehr, sondern ein ernstzunehmender Teil der globalen Finanzinfrastruktur.

Wie funktionieren Stablecoins? Die verschiedenen Arten

Stablecoins nutzen unterschiedliche Mechanismen, um ihre Preisstabilität zu gewährleisten. Es gibt vier Hauptkategorien, jede mit eigenen Vor- und Nachteilen.

1. Fiat-besicherte Stablecoins (USDT, USDC)

Dies ist die verbreitetste Kategorie. Für jeden ausgegebenen Token wird ein entsprechender Betrag in traditionellen Währungen oder hochliquiden Äquivalenten wie US-Schatzwechseln hinterlegt.

Die Idee dahinter ist recht simpel: Wenn Sie einen USDT-Token besitzen, sollte irgendwo ein US-Dollar als Sicherheit liegen.

Die Reserve-Struktur variiert zwischen den Emittenten erheblich:

  1. Tether hält über 75% seiner Reserven in US-Treasury Bills (kurzfristige Staatsanleihen), nur 0,12% in tatsächlichem Bargeld und etwa 15% in Bitcoin, Edelmetallen wie Gold und Silber sowie besicherten Krediten. Diese Zusammensetzung sorgt allerdings für Diskussionen über Transparenz und Risiko.
  2. USD Coin von Circle verfolgt einen konservativeren Ansatz: 10% Bargeld und 90% kurzfristige US-Staatsanleihen. Diese Struktur wird monatlich von unabhängigen Wirtschaftsprüfern attestiert, was USDC im Direktvergleich als transparenter gelten lässt.

2.Kryptobesicherte Stablecoins (DAI)

Diese Stablecoins nutzen andere Kryptowährungen als Sicherheit. Da Kryptowährungen volatil sind, wird eine Überbesicherung von 150-300% verlangt. Wenn Sie einen DAI-Stablecoin im Wert von 100 US-Dollar erhalten möchten, müssen Sie beispielsweise Ethereum im Wert von 150-200 US-Dollar hinterlegen.

Smart Contracts überwachen kontinuierlich den Wert der Sicherheiten. Fällt der Wert unter einen bestimmten Schwellenwert, werden die hinterlegten Assets automatisch liquidiert, um die Stabilität des Stablecoins zu gewährleisten. Dieser Mechanismus funktioniert ohne zentrale Autorität, ist aber komplexer und kapitalineffizienter.

3.Rohstoffbesicherte Stablecoins (Pax Gold, Tether Gold)

Jeder Token repräsentiert typischerweise eine Feinunze Gold, die physisch in gesicherten Lagerhäusern hinterlegt ist. Diese Kategorie verbindet die Vorteile der Blockchain wie schnelle Übertragbarkeit und Teilbarkeit mit der historischen Wertstabilität von Edelmetallen. Allerdings ist der Marktanteil dieser Kategorie deutlich kleiner als bei Dollar-gekoppelten Stablecoins.

4.Algorithmische Stablecoins

Diese Kategorie nutzt Angebotsanpassungsmechanismen ohne externe Besicherung. Algorithmen erhöhen oder verringern das Angebot automatisch, um den Preis stabil zu halten. Steigt der Preis über einen US-Dollar, werden neue Token ausgegeben. Fällt er darunter, werden Token aus dem Umlauf genommen.

Das katastrophale Beispiel ist Terra/UST: Im Mai 2022 kollabierte dieser algorithmische Stablecoin und löschte 40 Milliarden US-Dollar an Marktwert aus. Der Gründer Do Kwon bekannte sich später der Verschwörung und des Betrugs schuldig. Dieses Debakel zeigt die Grenzen rein algorithmischer Ansätze.

Das Stablecoin-Trilemma

Jeder Stablecoin muss zwischen drei Zielen abwägen: Dezentralisierung (keine zentrale Kontrollinstanz), Kapitaleffizienz (minimale Überbesicherung) und Preisstabilität (verlässliche Wertanbindung).

In der Praxis können jedoch maximal zwei dieser drei Ziele gleichzeitig erreicht werden:

  1. Fiat-besicherte Stablecoins opfern Dezentralisierung für Stabilität und Effizienz.
  2. Kryptobesicherte Stablecoins opfern hingegen Kapitaleffizienz für Dezentralisierung und Stabilität.
  3. Algorithmische Stablecoins versuchen, Dezentralisierung und Effizienz zu erreichen, scheitern aber oft an der Stabilität.

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Die wichtigsten Stablecoins im Überblick

Der Stablecoin-Markt wird von wenigen großen Akteuren dominiert. Hier sind die wichtigsten Vertreter.

1. Tether (USDT)

Tether ist der unangefochtene Marktführer mit über 180 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung. Seit der Gründung 2014 (ursprünglich als Realcoin) hat sich USDT zur meistgenutzten Kryptowährung für Transaktionen entwickelt. Besonders auf dezentralen Börsen und in Schwellenländern ist Tether die bevorzugte Wahl.

Die Geschichte von Tether ist allerdings kontrovers. Das Unternehmen war lange intransparent über seine Reserven. 2021 zahlte Tether eine Geldbuße von 18,5 Millionen US-Dollar, weil es Anleger über die tatsächliche Deckung irregeführt hatte.

Bis heute gibt es keine vollständige, von einem der Big-4-Wirtschaftsprüfer zertifizierte Jahresprüfung, obwohl Verhandlungen mit großen Prüfungsgesellschaften laufen sollen. Trotz dieser Bedenken bleibt Tether extrem beliebt.

Die aktuelle Reserve-Zusammensetzung zeigt:

  • 75% in US-Treasury Bills
  • 15% in Bitcoin, Edelmetallen und besicherten Darlehen
  • 0,12% in tatsächlichem Bargeld

Diese Struktur ist profitabel für Tether, da Treasury Bills Zinsen abwerfen, wirft aber Fragen zur Liquidität in Krisenzeiten auf.

2. USD Coin (USDC)

USDC ist der zweitgrößte Stablecoin mit über 70 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung. Ausgegeben wird er von Circle in Partnerschaft mit Coinbase.

USDC gilt als transparenter als Tether: Circle veröffentlicht monatliche Attestierungen durch unabhängige Wirtschaftsprüfer.

Die Reserve-Struktur ist konservativ: 10% Bargeld und 90% kurzfristige US-Staatsanleihen. Diese Zusammensetzung soll Anlegern maximale Sicherheit und Liquidität gewährleisten.

Allerdings zeigte sich im März 2023, dass auch USDC nicht immun gegen externe Schocks ist. Nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank, bei der Circle 8% seiner Reserven (3,3 Milliarden US-Dollar) hinterlegt hatte, verlor USDC bis zu 20% seines Wertes.

Der sogenannte "Depeg" (Abkopplung vom Dollar-Kurs) dauerte mehrere Tage. Letztlich erholte sich USDC vollständig, da die US-Regierung alle Einlagen der SVB garantierte, aber der Vorfall zeigte die Risiken auch bei scheinbar sicheren Stablecoins.

3. DAI

DAI ist der prominenteste dezentrale Stablecoin, ausgegeben von MakerDAO. Anders als USDT oder USDC wird DAI durch Kryptowährungen besichert, hauptsächlich Ethereum und andere digitale Assets. Die Marktkapitalisierung ist deutlich kleiner als bei den fiat-besicherten Konkurrenten, aber DAI gilt als wichtigstes Beispiel für einen wirklich dezentralen Stablecoin.

Der Mechanismus ist hierbei deutlich komplexer: Nutzer hinterlegen Kryptowährungen in Smart Contracts und erhalten dafür DAI. Die Überbesicherung (typisch 150-200%) schützt vor Volatilität. Bei Wertverlust der Sicherheiten werden diese automatisch liquidiert. Dieser Ansatz opfert Kapitaleffizienz für Dezentralisierung.

Weitere relevante Stablecoins

  1. Binance USD (BUSD) war lange der drittgrößte Stablecoin, wurde aber nach regulatorischen Problemen in den USA weitgehend eingestellt.
  2. Tether Euro (EURT) ist an den Euro gekoppelt, hat aber nur einen kleinen Marktanteil.
  3. PayPal USD (PYUSD), im August 2023 eingeführt, nutzt die massive Nutzerbasis von PayPal für potenzielle Mainstream-Adoption.
  4. Ripple USD (RLUSD) wurde Ende 2024 eingeführt und soll in das Ripple-Zahlungsnetzwerk integriert werden.

Anwendungsfälle: Wofür werden Stablecoins genutzt?

Stablecoins haben sich in verschiedenen Bereichen als praktische Alternative zu traditionellen Zahlungssystemen etabliert. Die Anwendungsfälle gehen weit über reine Spekulation hinaus.

Grenzüberschreitende Zahlungen

Ein US-Unternehmen möchte einen Freelancer in Argentinien bezahlen. Mit traditionellen Banküberweisungen dauert die Transaktion 3-5 Werktage, kostet 25-50 US-Dollar an Gebühren und der Wechselkurs ist oft ungünstig. Mit USDC oder USDT wird der Wert innerhalb von Minuten transferiert, die Gebühren liegen unter einem US-Dollar.

Für Millionen von Wanderarbeitern, die Geld in ihre Heimatländer schicken, sind die Einsparungen erheblich. Traditionelle Remittance-Services wie Western Union oder MoneyGram verlangen 5-10% Gebühren. Stablecoins reduzieren diese Kosten drastisch. Die Blockchain-Börse Bitso berichtete, dass Stablecoin-Transaktionen 39% aller Käufe im Jahr 2024 ausmachten, besonders in Lateinamerika.

Schutz vor Inflation in volatilen Währungsräumen

In Argentinien liegt die jährliche Inflation bei über 100%. Ein Gehalt in argentinischen Pesos verliert monatlich massiv an Kaufkraft. Viele Argentinier konvertieren deshalb ihr Einkommen sofort in USDC oder USDT. Diese Dollar-gekoppelten Stablecoins bewahren den Wert, während die lokale Währung verfällt.

Ähnliche Adoption findet sich in Venezuela (jahrelange Hyperinflation), Libanon (Bankensystemkollaps 2019-2020), Nigeria (Naira-Abwertung), Türkei (Lira-Volatilität) und Indien. Für Menschen in diesen Ländern sind Stablecoins kein spekulatives Investment, sondern ein praktisches Werkzeug zum Werterhalt.

DeFi-Liquidität und Zinserträge

Stablecoins sind das Rückgrat dezentraler Finanzprotokolle (DeFi). Auf Plattformen wie Aave, Compound oder Curve können Nutzer Stablecoins verleihen und dafür 3-5% jährliche Rendite erhalten. Diese Zinsen stammen von Kreditnehmern, die Stablecoins für Hebelgeschäfte oder Liquiditätsbereitstellung benötigen.

Alternativ können Stablecoins als Sicherheit für Kredite genutzt werden, ohne sie verkaufen zu müssen. Ein Nutzer hinterlegt 10.000 USDC und leiht sich 7.000 DAI, um weitere Investitionen zu tätigen. Der gesamte Prozess läuft über Smart Contracts, ohne Banken oder Kreditprüfungen.

Etwa 25% des gesamten DeFi-Volumens beinhaltet Stablecoin-Transaktionen. Ohne Stablecoins würde das DeFi-Ökosystem in seiner jetzigen Form nicht funktionieren können.

Tokenisierung realer Vermögenswerte (RWA)

Stablecoins dienen als Transaktionswährung für tokenisierte Immobilien, Kunstwerke, Anleihen und andere reale Vermögenswerte. Wenn ein Investor Anteile an einer tokenisierten Immobilie in Dubai kaufen möchte, erfolgt die Zahlung typischerweise in USDC oder USDT.

Der RWA-Markt näherte sich 2025 einem Volumen von 300 Milliarden US-Dollar. Große Finanzinstitute wie Goldman Sachs und BNY Mellon experimentieren aktiv mit dieser Technologie. Stablecoins ermöglichen 24/7-Handel mit Vermögenswerten, die traditionell nur während Börsenzeiten handelbar wären.

Metaverse und virtuelle Wirtschaften

Virtuelle Welten wie Decentraland, The Sandbox oder Axie Infinity nutzen zunehmend USDC oder USDT als primäre Transaktionswährung. Spieler können virtuelle Grundstücke, Avatare oder Items kaufen, ohne sich um die Volatilität nativer Krypto-Token sorgen zu müssen.

Diese Anwendung mag spielerisch erscheinen, aber für manche Nutzer in Schwellenländern sind Play-to-Earn-Spiele eine echte Einkommensquelle. Die Auszahlung in Stablecoins statt volatilen Gaming-Token macht das Einkommen planbar.

Finanzielle Inklusion

Etwa 1,7 Milliarden Erwachsene weltweit haben keinen Zugang zu Bankdienstleistungen. Stablecoins bieten eine Alternative: Mit nur einem Smartphone und Internetverbindung kann jeder ein Wallet erstellen und Stablecoins empfangen, senden oder aufbewahren.

In Ländern mit unterentwickelter Bankeninfrastruktur, aber guter Mobilfunkabdeckung, können Stablecoins Grundfunktionen wie Wertspeicherung, Zahlungsabwicklung und Zugang zu globalen Märkten ermöglichen. Die Hürden sind deutlich niedriger als bei traditionellen Banken, die oft Mindesteinlagen, Gebühren und umfangreiche Dokumentation verlangen.

Regulierung von Stablecoins in Deutschland und der EU

Die regulatorische Landschaft für Stablecoins hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Für deutsche Nutzer und Unternehmen ist besonders die EU-Regulierung relevant.

Die MiCA-Verordnung

Die Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCA) ist seit 30. Juni 2024 in Kraft und schafft den ersten einheitlichen EU-Regulierungsrahmen für Kryptowährungen. Dies ist ein Meilenstein: Erstmals gelten in allen 27 EU-Mitgliedstaaten dieselben Regeln.

MiCA unterscheidet zwischen zwei Kategorien von Stablecoins:

  1. E-Money-Token: direkt an Fiat-Währungen wie Euro oder US-Dollar gekoppelt
  2. Vermögensreferenzierte Token: an Körbe von Vermögenswerten oder Rohstoffe gebunden.

Zentrale Anforderungen für Emittenten

Emittenten müssen entweder als Kreditinstitut oder als E-Money-Institut (EMI) zugelassen sein. Diese Zulassungspflicht stellt sicher, dass nur regulierte Unternehmen Stablecoins ausgeben dürfen.

Die wichtigsten Anforderungen umfassen:

  1. 1:1 Deckung mit hochliquiden Vermögenswerten: Für jeden ausgegebenen Stablecoin-Token muss ein entsprechender Wert in Reserven gehalten werden. Diese Reserven müssen getrennt vom Vermögen des Emittenten verwahrt werden.
  2. Regelmäßige Berichtspflichten gegenüber den Aufsichtsbehörden: Emittenten müssen transparente Informationen über ihre Reserve-Zusammensetzung veröffentlichen.
  3. Rücknahmerechte für Nutzer: Jeder Inhaber eines Stablecoins muss das Recht haben, diesen jederzeit zum Nennwert gegen Fiat-Währung einzutauschen.
  4. Verbot der Incentivierung durch Zinserträge: Emittenten dürfen keine Zinsen auf gehaltene Stablecoins zahlen. Diese Regel soll verhindern, dass Stablecoins als Anlageinstrumente statt als Zahlungsmittel positioniert werden. Zinserträge könnten Nutzer dazu verleiten, große Summen in Stablecoins zu halten, was systemische Risiken für das traditionelle Bankensystem schaffen würde.

Aufsichtsbehörden in Deutschland

Mehrere Institutionen überwachen die Einhaltung der MiCA-Vorschriften:

  1. Die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) ist die primäre Aufsichtsbehörde für Finanzdienstleister in Deutschland. Sie erteilt Lizenzen und überwacht die Einhaltung der Vorschriften.
  2. Die Deutsche Bundesbank arbeitet mit der BaFin zusammen, besonders bei Fragen der Finanzstabilität.
  3. Die Europäische Zentralbank (EZB) spielt eine koordinierende Rolle auf EU-Ebene, besonders bei systemisch wichtigen Stablecoins.
  4. Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) und die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) entwickeln technische Standards und koordinieren die Aufsicht auf EU-Ebene.

Der digitale Euro als öffentliche Alternative

Die EZB arbeitet seit November 2023 intensiv an einem digitalen Euro, einer staatlich ausgegebenen digitalen Währung (CBDC). Dies ist eine direkte Reaktion auf den Erfolg privater Stablecoins.

Ein digitaler Euro würde vollständige staatliche Garantie bieten, ähnlich wie Bargeld. Die Vorbereitungsphase dauert voraussichtlich bis 2026, mit möglicher Einführung danach.

Für private Stablecoins bedeutet dies Konkurrenz: Warum sollte jemand einen privaten Dollar-Stablecoin nutzen, wenn eine staatlich garantierte digitale Euro-Version verfügbar ist? Andererseits könnte Koexistenz möglich sein: CBDCs für nationale Zahlungen, Stablecoins für internationale Transaktionen sowie DeFi-Anwendungen.

Regulierung in den USA: Der GENIUS Act

In den USA wurde 2025 der GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins) verabschiedet. Dies schafft erstmals einen verbindlichen Bundesrahmen für Stablecoins.

Die Anforderungen sind weniger streng als MiCA: Emittenten müssen Reserven halten und regelmäßig berichten, aber es gibt mehr Flexibilität bei der Reserve-Zusammensetzung. Der GENIUS Act erlaubt beispielsweise einen höheren Anteil an Unternehmensanleihen in den Reserven.

Dieser Unterschied könnte jedoch zu regulatorischer Arbitrage führen. Emittenten könnten versucht sein, sich in den USA statt in der EU zu registrieren, um strengere Vorschriften zu umgehen.

Chancen und Vorteile von Stablecoins

Stablecoins bieten eine Reihe von Vorteilen, die traditionelle Zahlungssysteme in bestimmten Bereichen deutlich übertreffen.

Vorteil 1: Geschwindigkeit

Transaktionen werden innerhalb von Minuten abgewickelt, oft in Sekunden. Dies gilt rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Es gibt keine Bankfeiertage, keine Wochenenden, keine Wartezeiten auf Freigaben.

Eine traditionelle internationale Überweisung dauert typischerweise 3-5 Werktage. Bei Stablecoins ist das Geld in der Zeit verfügbar, die eine Blockchain-Transaktion benötigt: bei Ethereum etwa 15 Sekunden bis 2 Minuten, bei Solana oft unter einer Sekunde.

Für Unternehmen mit internationalen Lieferanten oder Freelancern ist dies ein massiver Vorteil. Rechnungen können sofort beglichen werden, ohne auf Banköffnungszeiten oder Clearing-Prozesse zu warten.

Vorteil 2: Kosteneffizienz

Die Gebühren für Stablecoin-Transaktionen liegen typischerweise unter einem US-Dollar, oft deutlich darunter. Auf Layer-2-Lösungen oder schnellen Blockchains wie Solana können Transaktionen wenige Cent kosten.

Traditionale Remittance-Services wie Western Union oder MoneyGram verlangen 5-10% Gebühren für internationale Geldtransfers. Bei einer Überweisung von 500 US-Dollar bedeutet das 25-50 US-Dollar Gebühren. Mit Stablecoins würde dieselbe Transaktion unter einem US-Dollar kosten.

Für die weltweit 280 Millionen Wanderarbeiter, die jährlich über 600 Milliarden US-Dollar in ihre Heimatländer schicken, könnten Stablecoins Einsparungen von 30-50 Milliarden US-Dollar bedeuten.

Vorteil 3: Transparenz

Alle Transaktionen sind auf der Blockchain nachvollziehbar. Jeder kann die Bewegung von Stablecoins in Echtzeit verfolgen. Diese Transparenz schafft Vertrauen und ermöglicht Prüfungen.

Bei regulierten Stablecoins wie USDC werden die Reserven monatlich von unabhängigen Wirtschaftsprüfern attestiert. Diese Berichte sind öffentlich zugänglich. Nutzer können jederzeit überprüfen, ob ausreichend Deckung vorhanden ist.

Diese Transparenz übertrifft traditionelle Banken, die ihre Reserven und Kreditportfolios nicht in Echtzeit offenlegen.

Vorteil 4: Zugänglichkeit

Die Einstiegshürden sind minimal: Ein Smartphone, eine Internetverbindung und eine Wallet-App reichen aus. Keine Bonitätsprüfung, keine Mindesteinlage, keine Kontoführungsgebühren.

Für die 1,7 Milliarden unbanked Menschen weltweit ist dies revolutionär. In Ländern mit unterentwickelter Bankeninfrastruktur, aber guter Mobilfunkabdeckung (viele afrikanische Länder, Teile Südostasiens), können Stablecoins Grundfunktionen wie Wertspeicherung und Zahlungsabwicklung ermöglichen.

Vorteil 5: Programmierbarkeit

Smart Contracts ermöglichen automatisierte Finanzdienstleistungen. Ein einfaches Beispiel: Ein Freelancer erhält automatisch seine Zahlung in USDC, sobald er seine Arbeit in ein System hochlädt und diese von einem Smart Contract als vollständig verifiziert wird. Keine Rechnungsstellung, keine Zahlungserinnerungen, keine Verzögerungen.

Komplexere Anwendungen umfassen automatische Sparraten, Kredite ohne Intermediäre, dezentralisierte Börsen, Versicherungen mit automatischer Auszahlung bei bestimmten Ereignissen.

Diese Programmierbarkeit schafft völlig neue Geschäftsmodelle, die mit traditionellen Währungen nicht möglich wären.

Vorteil 6: Wertstabilität im Krypto-Kontext

Im Gegensatz zu Bitcoin oder Ethereum gibt es keine extreme Volatilität. Ein USDC-Token ist heute, morgen und nächste Woche etwa einen US-Dollar wert. Diese Vorhersagbarkeit macht Stablecoins als Tauschmittel praktisch nutzbar.

Für Händler, die Kryptowährungen akzeptieren möchten, sind Stablecoins die logische Wahl. Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass der Wert einer Zahlung zwischen Transaktion und Umtausch in Fiat-Währung um 10% schwankt.

Vorteil 7: Schutz vor Inflation in Schwellenländern

Für Menschen in Ländern mit hoher Inflation bieten Dollar-gekoppelte Stablecoins echten Werterhalt. In Argentinien mit 100%+ jährlicher Inflation, Venezuela, Türkei oder Libanon fungieren USDT und USDC als digitale Dollar-Konten.

Diese Nutzung ist nicht spekulativ, sondern existenziell: Es geht um den Schutz der Kaufkraft des eigenen Einkommens.

Vorteil 8: Finanzinnovation als Katalysator

Stablecoins sind die Basis für DeFi, RWA-Tokenisierung und Metaverse-Ökonomien. Ohne wertstabile Kryptowährungen würden diese Bereiche nicht funktionieren. Das bereinigte Transaktionsvolumen von 9 Billionen US-Dollar (2025) ist mehr als fünfmal PayPals Volumen und über die Hälfte von Visas Volumen.

Vorteil 9: Institutionelle Integration

Große Akteure wie BlackRock, JPMorgan, Visa, Mastercard und PayPal integrieren Stablecoins in ihre Dienste. Dies fördert Mainstream-Akzeptanz und verbessert die Infrastruktur.

Visa experimentiert mit Stablecoin-Settlement, PayPal hat PYUSD eingeführt, BlackRock tokenisiert Fonds mit Stablecoins als Transaktionswährung. Diese institutionelle Adoption verleiht Stablecoins Legitimität und verbessert die Nutzererfahrung durch professionelle Infrastruktur.

Risiken und Herausforderungen bei Stablecoins

Trotz der Vorteile bergen Stablecoins erhebliche Risiken, die Nutzer verstehen sollten.

Nachteil 1: Emittentenrisiko

Der Wert eines Stablecoins hängt vollständig vom Vertrauen in den Emittenten ab. Wenn Circle oder Tether kollabieren, könnten USDC und USDT wertlos werden.

Ein konkretes Beispiel: Im März 2023 verlor USDC bis zu 20% seines Wertes, nachdem bekannt wurde, dass Circle 3,3 Milliarden US-Dollar (8% der Reserven) bei der kollabierten Silicon Valley Bank hinterlegt hatte. Nur die Intervention der US-Regierung, die alle SVB-Einlagen garantierte, verhinderte größere Verluste.

Dieses Ereignis zeigt, dass selbst bei transparenten, regulierten Stablecoins externe Schocks zu Depeg-Ereignissen führen können. Nutzer tragen das Risiko, dass die Reserve-Struktur nicht robust genug ist.

Nachteil 2: Technische Risiken und Smart Contract-Schwachstellen

Smart Contracts können Fehler enthalten oder gehackt werden. Zwischen 2021 und 2022 wurden über 40 Smart Contracts gehackt, mit Verlusten über 1 Milliarde US-Dollar.

Ein Beispiel: Der USP Stablecoin von Platypus Finance wurde durch einen Smart Contract-Exploit komplett entwertet. Angreifer nutzten eine Schwachstelle im Code, um USP-Tokens ohne entsprechende Sicherheiten zu prägen, was den Wert auf null fallen ließ.

Selbst bei etablierten Stablecoins besteht dieses Risiko. Ein kritischer Bug im USDC- oder DAI-Smart-Contract könnte zu massiven Verlusten führen.

Nachteil 3: Zentralisierte Kontrolle trotz Blockchain

Trotz der dezentralen Blockchain-Technologie können Emittenten Adressen einfrieren. Tether fror 2017 etwa 30 Millionen US-Dollar ein, nachdem diese bei einem Hack gestohlen wurden. Circle setzte 2020 eine Adresse mit 100.000 US-Dollar auf eine schwarze Liste, vermutlich auf Anweisung von Strafverfolgungsbehörden.

Diese Fähigkeit ist zweischneidig. Sie kann illegale Aktivitäten bekämpfen, widerspricht aber dem Ideal der Zensurresistenz von Kryptowährungen. Nutzer müssen akzeptieren, dass ihre Stablecoin-Guthaben jederzeit eingefroren werden könnten.

Nachteil 4: Das Debakel algorithmischer Stablecoins

Der Kollaps von Terra/UST im Mai 2022 ist ein Lehrstück über die Grenzen algorithmischer Ansätze. UST war ein algorithmischer Stablecoin ohne externe Besicherung, gekoppelt an den LUNA-Token.

Als das Vertrauen schwand, brach der Mechanismus zusammen. Innerhalb weniger Tage wurden 40 Milliarden US-Dollar an Marktwert ausgelöscht. Millionen von Anlegern verloren ihre Ersparnisse. Der Gründer Do Kwon floh, wurde später gefasst und bekannte sich der Verschwörung und des Betrugs schuldig.

Dieses Ereignis zeigt, dass algorithmische Stablecoins ohne robuste Besicherung hochriskant sind. Rein mathematische Mechanismen können in Extremsituationen versagen.

Nachteil 5: Systemisches Risiko für das Finanzsystem

Ein Kollaps von Tether könnte kaskadierende Ausfälle im gesamten Kryptomarkt auslösen. Tether ist die primäre Liquiditätsquelle für unzählige Börsen und DeFi-Protokolle. Würde USDT seinen Wert verlieren, könnten Margin Calls, Liquidationen und Panikverkäufe eine Kettenreaktion auslösen.

Regulierungsbehörden und Zentralbanken sind sich dieses Risikos bewusst. Die Financial Stability Oversight Council (FSOC) in den USA und die EZB haben wiederholt vor systemischen Risiken durch Stablecoins gewarnt.

Nachteil 6: Verdrängung von Bankeinlagen

Eine Federal Reserve-Studie zeigt, dass für jeden Dollar, der zu Stablecoins wechselt, die Kreditvergabe traditioneller Banken um etwa 50 Cent zurückgehen könnte. Dies liegt daran, dass Bankeinlagen die Basis für Kreditschöpfung sind.

Wenn Stablecoins massenhaft adoptiert werden, könnte dies die Fähigkeit von Banken zur Kreditvergabe einschränken, was wirtschaftliche Auswirkungen hätte. Zentralbanken könnten gezwungen sein, regulatorisch einzugreifen.

Nachteil 7: Geopolitische Abhängigkeit

99% aller Stablecoins sind an den US-Dollar gekoppelt. Dies verstärkt die Dollar-Hegemonie im digitalen Zeitalter. Für die EU und andere Wirtschaftsräume ist dies problematisch, da sie abhängig von US-Geldpolitik und US-Regulierung werden.

Der digitale Euro ist teilweise eine Reaktion auf diese Abhängigkeit. Europa möchte eine eigene digitale Währungsoption schaffen, um nicht vollständig von Dollar-Stablecoins dominiert zu werden.

Nachteil 8: Missbrauchspotenzial

Schnelle, pseudonyme Transaktionen können für Geldwäsche, Terrorfinanzierung und Steuerhinterziehung genutzt werden. Obwohl Blockchain-Transaktionen nachvollziehbar sind, ist die Zuordnung zu realen Personen oft schwierig.

Regulierungsbehörden verlangen zunehmend KYC (Know Your Customer) und AML (Anti-Money Laundering) Maßnahmen von Börsen und Wallet-Anbietern. Dies erhöht die Compliance-Kosten und kann die Zugänglichkeit für legitime Nutzer einschränken.

Nachteil 9: Regulierungsunsicherheit

Trotz MiCA in der EU und dem GENIUS Act in den USA bleibt die globale Regulierungslandschaft fragmentiert. Stablecoins, die in der EU zugelassen sind, könnten in Asien oder Lateinamerika andere Anforderungen erfüllen müssen.

Diese Fragmentierung erschwert grenzüberschreitende Geschäftsmodelle und schafft Unsicherheit für Emittenten und Nutzer.

Häufig gestellte Fragen zu Stablecoins

Was ist ein Stablecoin?

Ein Stablecoin ist eine Kryptowährung, deren Wert durch Mechanismen an eine stabile Referenzgröße gekoppelt ist, meist den US-Dollar. Im Gegensatz zu Bitcoin oder Ethereum, die stark im Preis schwanken, soll ein Stablecoin einen konstanten Wert von typischerweise einem US-Dollar (ca. 0,92 Euro) behalten. Stablecoins verbinden die Vorteile der Blockchain-Technologie (schnelle Transaktionen, niedrige Gebühren, globale Erreichbarkeit) mit der Wertstabilität traditioneller Währungen.

Wie funktioniert ein Stablecoin?

Stablecoins funktionieren je nach Art unterschiedlich: Fiat-besicherte (z. B. USDC) halten physische Währungen als Reserve für jeden Token, während kryptobesicherte (z. B. DAI) auf überbesicherten Krypto-Sicherheiten in Smart Contracts basieren. Im Gegensatz dazu versuchen algorithmische Stablecoins (wie das gescheiterte UST-System) durch automatisches Anpassen des Token-Angebots den Preis stabil zu halten.

Ist XRP ein Stablecoin?

Nein, XRP ist kein Stablecoin. Diese Frage taucht häufig auf, weil XRP von Ripple Labs für grenzüberschreitende Zahlungen konzipiert ist, ähnlich wie viele Stablecoins. XRP ist aber eine klassische Kryptowährung ohne Wertanbindung an einen stabilen Vermögenswert. Der Preis von XRP schwankt erheblich basierend auf Angebot und Nachfrage, während ein echter Stablecoin seinen Wert konstant bei etwa einem US-Dollar halten sollte. Ripple hat allerdings Ende 2024 einen eigenen Stablecoin namens Ripple USD (RLUSD) eingeführt, der tatsächlich an den US-Dollar gekoppelt ist.

Sind Stablecoins sicher?

Die Sicherheit von Stablecoins variiert stark und hängt von der Regulierung und der Art der Besicherung ab, wobei transparente, regulierte Coins wie USDC als sicherer gelten, obwohl sie dennoch kurzzeitig ihren Wert verlieren können (wie beim SVB-Kollaps von USDC im März 2023). Intransparente Emittenten (wie Tether/USDT) und insbesondere algorithmische Stablecoins (wie das gescheiterte Terra/UST-System) bergen deutlich höhere Risiken und können zu massiven Verlusten führen.

Wo kann ich Stablecoins kaufen?

Stablecoins können auf den meisten großen Kryptobörsen gekauft werden. In Deutschland und der EU sind beliebte Optionen: Binance, Coinbase, Kraken, Crypto.com, Bitpanda und Bitstamp. Wichtig ist, dass die Börse MiCA-konform ist, da seit 30. Juni 2024 die EU-Regulierung für Krypto-Assets gilt. Nicht-konforme Stablecoins können in der EU eingeschränkt oder nicht mehr handelbar sein. Alternativ bieten einige Fintech-Apps wie Revolut oder PayPal (in ausgewählten Märkten) direkten Zugang zu Stablecoins. Achten Sie dabei auf Gebühren: Börsen verlangen typischerweise 0,1-0,5% Handelsgebühren, Ein- und Auszahlungsgebühren können zusätzlich anfallen.

Kann ich mit Stablecoins Zinsen verdienen?

Ja, es gibt mehrere Möglichkeiten, mit Stablecoins Zinsen zu verdienen. DeFi-Protokolle wie Aave, Compound oder Curve ermöglichen das Verleihen von Stablecoins für typischerweise 3-5% jährliche Rendite (APY). Diese Zinsen stammen von Kreditnehmern, die Stablecoins für Hebelgeschäfte oder Liquiditätsbereitstellung benötigen. Der Prozess läuft über Smart Contracts ohne Intermediäre. Alternativ bieten zentralisierte Plattformen wie Nexo, BlockFi oder Celsius Zinskonten an, allerdings mit höheren Risiken. Wichtig: Die MiCA-Verordnung verbietet Emittenten, direkt Zinsen auf Stablecoins zu zahlen, um zu verhindern, dass diese als Anlageinstrumente statt Zahlungsmittel genutzt werden.

Was passiert, wenn ein Stablecoin seinen Wert verliert?

Wenn ein Stablecoin seinen Wert verliert (sogenannter Depeg), können verschiedene Szenarien eintreten. Bei temporären Depeg-Ereignissen wie der USDC-Krise im März 2023 verlor der Stablecoin bis zu 20% seines Wertes, erholte sich aber innerhalb weniger Tage vollständig, nachdem die US-Regierung alle Einlagen der kollabierten Silicon Valley Bank garantierte. Nutzer, die in Panik verkauften, realisierten Verluste, während geduldige Inhaber ohne Schaden blieben. Bei katastrophalen Kollapsen wie Terra/UST im Mai 2022 wurde der Stablecoin vollständig entwertet. Innerhalb weniger Tage fiel UST von einem US-Dollar auf wenige Cent, letztlich auf nahezu null. 40 Milliarden US-Dollar an Marktwert wurden ausgelöscht, Millionen Anleger verloren ihre Ersparnisse. Solche Totalausfälle treten allerdings meist bei algorithmischen Stablecoins ohne robuste Besicherung auf.

Die Stablecoin-Landschaft entwickelt sich rasant weiter. Mehrere Trends werden die kommenden Jahre prägen.

Institutionelle Integration

Große Finanzinstitute integrieren Stablecoins zunehmend in ihre Dienste. BlackRock, der weltgrößte Vermögensverwalter, tokenisiert Fonds mit Stablecoins als Transaktionswährung. JPMorgan nutzt seinen eigenen JPM Coin für institutionelle Zahlungen zwischen Unternehmenskunden.

Visa experimentiert mit Stablecoin-Settlement: Statt Transaktionen in traditionellen Währungen abzuwickeln, könnten USDC-Zahlungen direkt zwischen Händlern und Banken fließen. Dies würde Geschwindigkeit erhöhen und Kosten senken.

Mastercard arbeitet an ähnlichen Lösungen. PayPal hat im August 2023 PYUSD eingeführt, einen eigenen Stablecoin, der die massive Nutzerbasis von über 400 Millionen Konten erschließen könnte.

Diese institutionelle Adoption verleiht Stablecoins Legitimität und verbessert die Infrastruktur durch professionelle Akteure mit regulatorischer Erfahrung.

Yield-bearing Stablecoins

Eine neue Kategorie von Stablecoins integriert Zinserträge direkt in den Token-Wert. Diese yield-bearing Stablecoins wuchsen von 1,5 Milliarden US-Dollar auf 11 Milliarden US-Dollar in nur 18 Monaten.

JPMorgan prognostiziert, dass diese Kategorie bis zu 50% Marktanteil erreichen könnte. Die Logik: Warum sollte jemand einen traditionellen Stablecoin ohne Zinsen halten, wenn eine Alternative automatisch Rendite generiert?

Beispiele sind USDe von Ethena, das durch Delta-neutral Hedging-Strategien Erträge generiert, oder tokenisierte US-Treasury-Stablecoins, die die Zinsen von Staatsanleihen direkt an Token-Inhaber weitergeben.

Allerdings könnte die MiCA-Verordnung diese Entwicklung in der EU einschränken, da sie die Incentivierung durch Zinserträge verbietet, um Stablecoins als Zahlungsmittel statt Anlageinstrumente zu positionieren.

RWA-Tokenisierung als Wachstumstreiber

Die Tokenisierung realer Vermögenswerte (Real World Assets, RWA) nähert sich einem Marktvolumen von 300 Milliarden US-Dollar. Stablecoins sind die natürliche Transaktionswährung für tokenisierte Immobilien, Kunstwerke, Anleihen und andere Assets.

Goldman Sachs und BNY Mellon experimentieren aktiv mit dieser Technologie. Die Vision: Ein Investor in Deutschland kann Anteile an einer Immobilie in Singapur kaufen, bezahlt in USDC, der Handel läuft 24/7 über Smart Contracts, ohne Intermediäre.

Diese Anwendung könnte Stablecoins vom Nischenprodukt zum Mainstream-Zahlungsmittel für digitalisierte Finanzmärkte machen.

Multi-Chain-Expansion

USDC und andere Stablecoins werden auf Dutzenden verschiedenen Blockchains verfügbar gemacht: Ethereum, Polygon, Solana, Arbitrum, Optimism, Avalanche und viele mehr. Diese Multi-Chain-Strategie maximiert Liquidität und Erreichbarkeit.

Nutzer können denselben Stablecoin auf der Blockchain nutzen, die für ihren Anwendungsfall am besten geeignet ist: Ethereum für maximale Sicherheit und DeFi-Integration, Solana für extrem schnelle und günstige Transaktionen, Polygon für skalierbare Anwendungen.

Brückenprotokolle ermöglichen das Verschieben von Stablecoins zwischen Blockchains, was die Fragmentierung reduziert.

Regulierungskonvergenz

Nach der MiCA-Verordnung in der EU und dem GENIUS Act in den USA werden weitere Jurisdiktionen Stablecoin-Regeln einführen. Großbritannien, Singapur, Japan und andere Länder arbeiten an eigenen Rahmenwerken.

Die globale Landschaft bleibt fragmentiert, aber es zeichnet sich eine gewisse Konvergenz ab: Anforderungen an Reserven, Transparenz, Rücknahmerechte und Aufsicht werden in vielen Jurisdiktionen ähnlich sein.

Dies schafft Rechtssicherheit für Emittenten und Nutzer, könnte aber auch Innovation einschränken, wenn Regulierung zu restriktiv wird.

Mainstream-Adoption durch bessere Infrastruktur

Die On-Ramp/Off-Ramp-Infrastruktur (Wechsel zwischen Fiat und Stablecoins) verbessert sich kontinuierlich. Traditionelle Banken und Fintech-Apps integrieren Stablecoin-Funktionen, was den Zugang erleichtert.

Wenn Nutzer Stablecoins genauso einfach nutzen können wie traditionelle Währungen, könnte massive Adoption folgen. Die Vision: Sie erhalten Ihr Gehalt teilweise in USDC, zahlen internationale Rechnungen in Sekunden, verdienen automatisch Zinsen auf ungenutztes Guthaben, und tauschen bei Bedarf zurück in Euro.

Marktprognose

Analysten prognostizieren Wachstum von 182,6 Milliarden US-Dollar (2024) auf 1.106,8 Milliarden US-Dollar (2035), was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 17,8% entspricht.

Diese Prognose basiert auf zunehmender institutioneller Adoption, Wachstum von DeFi und RWA-Tokenisierung, verbesserter Regulierung und steigender Nutzung in Schwellenländern als Inflationsschutz.

Geopolitische Dimension

Es gibt einen Wettlauf zwischen Dollar-dominierten Stablecoins und regionalen Alternativen. Die EU arbeitet am digitalen Euro, China hat bereits einen digitalen Yuan (e-CNY), andere Länder folgen.

Die Frage ist, ob der US-Dollar seine Dominanz auch im digitalen Zeitalter behalten wird. 99% aller Stablecoins sind derzeit an den US-Dollar gekoppelt, was die Dollar-Hegemonie verstärkt. Europa und andere Wirtschaftsräume möchten diese Abhängigkeit reduzieren.

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob ein multipolares Stablecoin-Ökosystem entsteht oder ob Dollar-Stablecoins ihre Dominanz weiter ausbauen.

Fazit: Stablecoins als Brücke zwischen traditionellem und digitalem Finanzwesen

Stablecoins sind mit über 400 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung zu einem kritischen globalen Finanzbestandteil geworden, dominiert von Tether (USDT) und USDC, was zwar Effizienz schafft, aber auch systemische Risiken birgt.

Regulatorische Fortschritte wie die MiCA-Verordnung in der EU fördern die Akzeptanz und erhöhen den Verbraucherschutz. Praktisch bringen Stablecoins echten Mehrwert durch die Beschleunigung grenzüberschreitender Zahlungen und bieten Inflationsschutz in instabilen Währungsräumen sowie Liquidität für dezentrale Finanzen (DeFi).

Dennoch bestehen erhebliche Risiken aufgrund von Emittententransparenz (insbesondere bei Tether), technischen Schwachstellen und der Gefahr eines "Depeg" wie dem USDC-Vorfall 2023 oder dem katastrophalen Kollaps von Terra/UST.

Für Nutzer ist es entscheidend, nur regulierte und transparente Stablecoins zu verwenden, die MiCA-konform sind, und die fehlende Einlagensicherung sowie die operativen Risiken zu verstehen. Die Zukunft sieht eine verstärkte institutionelle Integration und ein Wachstum auf über eine Billion US-Dollar vor, wobei Stablecoins das traditionelle Finanzwesen ergänzen, anstatt es vollständig zu ersetzen.

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