Anleihen: Der einfache Weg zum festverzinslichen Einkommen
18 Min. Lesezeit | Geldanlage
- Definition & Funktionsweise: Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere mit einer festgelegten Laufzeit. Sie verbriefen ein Schuldverhältnis, bei dem Sie dem Emittenten (Staat oder Unternehmen) Kapital leihen und dafür Zinsen erhalten.
- Marktgröße: Der globale Anleihenmarkt ist mit einem Gesamtwert, der den des weltweiten Aktienmarktes übertrifft, der größte Kapitalmarkt der Welt. Allein in Deutschland sind Anleihen im Wert von rund 2.259 Billionen Euro ausstehend.
- Handelsdetails: Die Mindeststückelung für den Kauf einer Anleihe liegt typischerweise bei 1.000 Euro. Die Auszahlung der Kuponzinsen erfolgt in Deutschland üblicherweise jährlich.
- Risikoprofil: Bei Unternehmensanleihen mit hoher Bonität (AAA bis A) liegt die Ausfallwahrscheinlichkeit bei fünfjährigen Laufzeiten meist deutlich unter 1%.
Was sind Anleihen? Definition und Grundlagen
Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, bei denen Sie als Käufer dem Emittenten Geld leihen. Im Gegenzug erhalten Sie während der Laufzeit regelmäßige Zinszahlungen und am Ende die vollständige Rückzahlung Ihres eingesetzten Kapitals.
Anleihen tragen viele Namen: Rentenpapier, Obligation, Schuldverschreibung oder im englischen Sprachraum Bond. All diese Begriffe bezeichnen dasselbe Finanzinstrument.
Das Grundprinzip dabei ist einfach: Ein Staat oder ein Unternehmen benötigt Kapital und gibt dafür eine Anleihe aus. Sie als Investor kaufen diese Anleihe und werden damit zum Gläubiger. Der Emittent verpflichtet sich, Ihnen einen festgelegten Zinssatz zu zahlen und nach Ablauf der vereinbarten Laufzeit den Nennwert zurückzuerstatten.
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Wie funktionieren Anleihen? Der Mechanismus erklärt
Der Lebenszyklus einer Anleihe beginnt mit der Emission. Der Emittent gibt die Anleihe typischerweise zu 100% des Nennwerts aus. Sie als Käufer erwerben das Wertpapier und werden damit zum Gläubiger, während der Emittent zum Schuldner wird.
Während der Laufzeit zahlt der Emittent Ihnen regelmäßig Zinsen, die sogenannten Kuponzahlungen. Diese erfolgen in Deutschland in der Regel einmal jährlich. Die Höhe der Zinsen ist im Voraus festgelegt und bezieht sich immer auf den Nennwert der Anleihe, nicht auf den Kaufpreis.
Ein konkretes Beispiel verdeutlicht den Ablauf: Sie kaufen eine Bundesanleihe mit 1.000 Euro Nennwert, einem Kupon von 2% und einer Laufzeit von 10 Jahren. Jedes Jahr erhalten Sie 20 Euro Zinsen, insgesamt also 200 Euro über die gesamte Laufzeit. Nach genau 10 Jahren zahlt die Bundesrepublik Deutschland Ihnen die ursprünglichen 1.000 Euro zurück.
Am Ende der Laufzeit erhalten Sie den vollständigen Nennwert zurück, unabhängig davon, zu welchem Kurs Sie die Anleihe erworben haben. Diese Planbarkeit macht Anleihen für viele Investoren attraktiv.
Die wichtigsten Merkmale einer Anleihe
Jede Anleihe verfügt über fünf zentrale Ausstattungsmerkmale, die Sie vor einem Investment kennen sollten:
- Der Nennwert, auch Nominalwert genannt, bezeichnet die Höhe der Forderung, die auf der Anleihe vermerkt ist. Er bildet die Grundlage für die Verzinsung und wird am Ende der Laufzeit zurückgezahlt.
- Der Kupon gibt die Höhe der Verzinsung in Prozent an. Er bezieht sich immer auf den Nennwert, nicht auf den aktuellen Kurswert. Eine Anleihe mit 1.000 Euro Nennwert und 3% Kupon zahlt jährlich 30 Euro Zinsen, egal ob Sie die Anleihe für 950 oder 1.050 Euro gekauft haben.
- Die Kuponzinsen werden in Deutschland üblicherweise einmal jährlich ausgezahlt. Bei US-amerikanischen Anleihen erfolgt die Zahlung hingegen vierteljährlich. Diese regelmäßigen Zahlungen machen Anleihen zu einer planbaren Einkommensquelle.
- Die Laufzeit definiert den festgelegten Zeitraum, nach dem der Emittent das Kapital zurückzahlen muss. Sie reicht von wenigen Monaten bei Geldmarktpapieren bis zu 100 Jahren bei besonders langfristigen Staatsanleihen. Je länger die Laufzeit, desto höher in der Regel die Verzinsung.
- Die Mindeststückelung legt fest, welchen Mindestbetrag Sie investieren müssen. Bei den meisten Anleihen liegt sie bei 1.000 Euro. Für kleinere Beträge bieten sich Anleihen-ETFs an, die bereits ab geringen Summen zugänglich sind.
Welche Arten von Anleihen gibt es?
Der Anleihenmarkt bietet eine bemerkenswerte Vielfalt. Anleihen lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden, wobei die Hauptunterscheidungen nach Emittent und nach Verzinsungsart erfolgen.
Die Wahl des richtigen Anleihetyps hängt von Ihren persönlichen Anlagezielen, Ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Anlagehorizont ab. In den folgenden Abschnitten betrachten wir die wichtigsten Kategorien im Detail.
Einteilung 1: Anleihen nach Emittenten
1. Staatsanleihen: Die sicheren Schuldtitel der Bundesrepublik
Staatsanleihen werden von Ländern oder Staaten emittiert und gelten aufgrund der staatlichen Garantie als das Nonplusultra der Sicherheit im Anleihenmarkt.
Wenn Sie in Deutschland in diese Papiere investieren, kaufen Sie Bundesanleihen – quasi einen Schuldschein der Bundesrepublik. Die Regierung leiht sich damit Milliarden, um öffentliche Aufgaben zu finanzieren.
Die Papiere sind dabei strategisch nach Laufzeit gestaffelt:
- Kurze Laufzeit: Bundesschatzanweisungen (Laufzeit bis zu 2 Jahre).
- Mittlere Laufzeit: Bundesobligationen (Laufzeit von 5 Jahren).
- Lange Laufzeit: Die eigentlichen Bundesanleihen (Laufzeiten von 7, 10, 15 oder sogar 30 Jahren).
Allein im Jahr 2025 verdeutlicht die Deutsche Finanzagentur das enorme Ausmaß: Sie plant beispielsweise, 67,5 Milliarden Euro über 10-jährige und 31,5 Milliarden Euro über 30-jährige Papiere zu emittieren. Der Staat sorgt damit für eine massive und planbare Kapitalbeschaffung.
2. Unternehmensanleihen: Höhere Zinsen, höheres Risiko
Unternehmensanleihen, oder Corporate Bonds, sind der direkte Weg für Unternehmen, sich Kapital zu beschaffen.
Für Sie als Anleger bedeutet das: Sie erhalten im Gegenzug für das Darlehen in der Regel höhere Zinsen, als sie Staatsanleihen bieten. Diese attraktivere Rendite kommt jedoch nicht ohne Preis: Sie tragen ein höheres Ausfallrisiko.
Hier ist die Bonität des emittierenden Unternehmens – seine Kreditwürdigkeit – von entscheidender Bedeutung. Eine Anleihe von Apple oder Siemens ist deutlich sicherer als die eines Start-ups. Vergewissern Sie sich immer, welche Rating-Agentur das Papier bewertet hat, denn die Bonität ist der Schlüssel zur Sicherheit Ihrer gesamten Anlage.
Weitere Spezialformen: Banken- und Kommunalanleihen
Neben Staats- und Unternehmensanleihen sind Bankschuldverschreibungen eine wichtige Art, mit der Banken ihr Kreditgeschäft finanzieren. Eine besonders sichere Form sind außerdem die Pfandbriefe, welche eine Sonderform der Bankschuldverschreibung darstellen und zusätzlich durch Vermögenswerte (z. B. Immobilien) abgesichert sind.
Kommunalanleihen wiederum werden von Städten und Gemeinden zur Finanzierung öffentlicher Projekte (Infrastruktur) ausgegeben, wobei hier wiedermal die Bonität der jeweiligen Kommune entscheidend ist.
Einteilung 2: Anleihen nach Verzinsungsart
Festkupon-Anleihen, auch Straight Bonds genannt, zahlen über die gesamte Laufzeit einen festen Zinssatz. Sie sind die klassische und häufigste Form von Anleihen. Die Planbarkeit der Zinserträge macht sie besonders attraktiv für Anleger, die regelmäßige Einnahmen schätzen.
Floater verfügen über einen variablen Zinssatz, der sich an einem Referenzzinssatz orientiert. Die Kuponhöhe passt sich regelmäßig an die aktuellen Marktzinsen an. In Zeiten steigender Zinsen profitieren Sie von höheren Zinszahlungen, bei fallenden Zinsen sinken allerdings auch Ihre Erträge.
Nullkuponanleihen, auch Zero Bonds genannt, zahlen während der Laufzeit keine Zinsen. Stattdessen werden sie mit einem deutlichen Abschlag auf den Nennwert verkauft. Ihre Rendite ergibt sich aus der Differenz zwischen Kaufpreis und Rückzahlungsbetrag. Eine Nullkuponanleihe mit 1.000 Euro Nennwert könnte beispielsweise für 800 Euro gekauft werden, die 200 Euro Differenz sind Ihr Gewinn.
Indexgebundene Anleihen orientieren sich bei der Kuponhöhe an der Inflationsrate. Sie sollen Anleger vor Kaufkraftverlust schützen. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass sie Inflation nicht zwingend kurzfristig ausgleichen und auch in Inflationsphasen negative Renditen aufweisen können.
Wandelanleihen bieten eine Besonderheit: Sie können unter bestimmten Bedingungen in Aktien des Emittenten umgewandelt werden. Sie kombinieren die Sicherheit einer Anleihe mit der Chance auf Kursgewinne durch die Umwandlung in Aktien.
Nachranganleihen werden im Insolvenzfall erst nach anderen Gläubigern bedient. Dieses erhöhte Risiko wird durch höhere Zinsen kompensiert. Sie eignen sich nur für erfahrene Anleger, die das zusätzliche Risiko bewusst eingehen möchten.
Wie sicher sind Anleihen? Risiken und Rating
Eine weit verbreitete Annahme lautet: Anleihen sind sicher. Diese Aussage bedarf der Differenzierung. Anleihen sind keine risikofreie Anlage, auch wenn sie als sicherer als Aktien gelten.
Das Ausfallrisiko, auch Emittentenrisiko genannt, beschreibt die Gefahr, dass der Schuldner zahlungsunfähig wird. Selbst Staatsanleihen kreditwürdiger Länder tragen ein gewisses Ausfallrisiko, wie historische Beispiele zeigen. Bei Unternehmensanleihen hängt das Risiko stark von der Bonität des Emittenten ab.
Das Zinsänderungsrisiko führt zu Kursschwankungen. Steigen die Marktzinsen, fallen die Kurse bestehender Anleihen. Sinken die Zinsen, steigen die Kurse. Dieses Risiko betrifft Sie allerdings nur, wenn Sie die Anleihe vor Ende der Laufzeit verkaufen möchten. Bei Haltung bis zur Fälligkeit erhalten Sie den vollen Nennwert zurück.
Das Inflationsrisiko beschreibt den realen Wertverlust durch Kaufkraftverlust. Liegt die Inflationsrate über dem Kupon Ihrer Anleihe, verlieren Sie real Geld, auch wenn Sie nominal Zinsen erhalten. Eine Anleihe mit 2% Kupon bei 3% Inflation bedeutet einen realen Verlust von 1% pro Jahr.
Das Liquiditätsrisiko betrifft die Möglichkeit, eine Anleihe schnell zu verkaufen. Manche Anleihen werden selten gehandelt, was den Verkauf erschwert oder zu ungünstigen Preisen führt. Staatsanleihen großer Länder sind in der Regel hochliquide, während kleinere Unternehmensanleihen schwieriger zu handeln sein können.
Das Währungsrisiko tritt bei Fremdwährungsanleihen auf. Schwankungen des Wechselkurses können Ihre Rendite erheblich beeinflussen, sowohl positiv als auch negativ.
Rating-Systeme: Wie die Bonität bewertet wird
Rating-Agenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Emittenten und geben Anlegern damit eine wichtige Orientierung. Zu den bekanntesten Agenturen gehören Standard & Poor's, Fitch, Moody's, DBRS Morningstar, Scope Ratings und KBRA.
Die Rating-Skala reicht von AAA (beste Bonität) bis D (Zahlungsausfall). Anleihen mit Ratings von AAA bis BBB gelten als Investment Grade und werden als anlagewürdig eingestuft. Ratings von BB und darunter werden als Non-Investment Grade, High Yield oder umgangssprachlich als Junk Bonds bezeichnet.
Die konkreten Ausfallwahrscheinlichkeiten für 5-jährige Anleihen verdeutlichen die Unterschiede: Bei AAA-, AA- und A-Rating liegt sie deutlich unter 1%. Bei BBB-Rating bewegt sie sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Bei BB-Rating steigt sie bereits auf circa 5 bis 10%. Bei CCC bis C-Rating erreicht sie erschreckende 40%.
Deutsche Staatsanleihen gelten als eine der sichersten Anlageformen weltweit und werden von allen genannten Agenturen bewertet. Die Bundesrepublik Deutschland verfügt bei den meisten Agenturen über das Spitzenrating AAA, was das Vertrauen der internationalen Finanzmärkte in die deutsche Bonität widerspiegelt.
Anleihekurse: Warum schwanken die Preise?
Anleihekurse notieren in Prozent des Nennwerts, nicht in absoluten Euro-Beträgen. Ein Kurs von 98% bedeutet, dass eine Anleihe mit 1.000 Euro Nennwert aktuell für 980 Euro gehandelt wird. Ein Kurs von 102% entspricht 1.020 Euro.
Das fundamentale Prinzip der Kursbildung basiert auf der inversen Beziehung zwischen Zinsen und Kursen. Steigen die Marktzinsen, fallen die Kurse bestehender Anleihen. Sinken die Marktzinsen, steigen die Kurse. Diese Beziehung erschließt sich durch ein einfaches Gedankenexperiment: Wenn neue Anleihen 3% Zinsen bieten, wird niemand eine alte Anleihe mit nur 2% Zinsen zum vollen Preis kaufen. Der Kurs muss fallen, bis die Gesamtrendite wieder attraktiv ist.
Die Auswirkungen von Zinsänderungen hängen stark von der Restlaufzeit ab. Bei einer Zinssenkung um 1 Prozentpunkt steigt der Kurs bei 1 Jahr Restlaufzeit um etwa 1%, bei 10 Jahren Restlaufzeit jedoch um etwa 8%. Bei einem Zinsanstieg um 1 Prozentpunkt fällt der Kurs bei 1 Jahr Restlaufzeit um etwa 1%, bei 10 Jahren Restlaufzeit um etwa 7%.
Weitere Einflussfaktoren auf die Kursentwicklung sind die Leitzinsen der Zentralbanken, die Bonität des Emittenten, Inflationserwartungen sowie Angebot und Nachfrage am Markt. Politische Entwicklungen oder Wirtschaftsnachrichten können ebenfalls zu Kursbewegungen führen.
Eine wichtige Erkenntnis für Ihre Anlagestrategie: Bei Haltung bis zur Endfälligkeit wird immer der Nennwert zurückgezahlt, sofern kein Ausfall eintritt. Kursschwankungen während der Laufzeit sind dann für Sie irrelevant. Nur wenn Sie die Anleihe vorzeitig verkaufen möchten, müssen Sie mit möglichen Kursverlusten rechnen.
Duration: Die wichtigste Risikokennzahl
Die Duration ist eine zentrale Kennzahl für Anleiheninvestoren, die häufig missverstanden wird. Es gibt zwei Varianten: die Macaulay Duration und die Modified Duration.
Die Macaulay Duration misst die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer unter Berücksichtigung aller Zahlungsströme. Sie bezieht sowohl die laufenden Zinszahlungen als auch die Tilgung am Ende ein. Die Macaulay Duration ist kürzer als die Restlaufzeit, da Sie durch die zwischenzeitlichen Zinszahlungen bereits Kapital zurückerhalten. Bei Nullkuponanleihen, die keine laufenden Zinsen zahlen, ist die Duration identisch mit der Restlaufzeit.
Die Modified Duration ist die zentrale Kennzahl für die Kurssensitivität gegenüber Zinsänderungen. Sie gibt an, um wie viel Prozent der Anleihekurs variiert, wenn der Marktzinssatz um einen Prozentpunkt steigt oder fällt. Eine Modified Duration von 4% bedeutet: Steigt der Marktzins um 1 Prozentpunkt, fällt der Kurs um 4%. Sinkt der Marktzins um 1 Prozentpunkt, steigt der Kurs um 4%.
Ein historisches Beispiel verdeutlicht die Bedeutung der Duration eindrucksvoll: Im Jahr 2017 emittierte Österreich sowohl eine 5-jährige als auch eine 100-jährige Staatsanleihe. Bis Ende 2019 stieg die 5-jährige Anleihe um knapp 1% im Kurs. Die 100-jährige Anleihe hingegen legte um spektakuläre 73% zu. Beide Anleihen hatten dieselbe Bonität, aber die längere Duration führte zu deutlich stärkeren Kursausschlägen.
Für Ihre Anlagestrategie bedeutet dies: Langfristige Anleihen bieten höhere Renditechancen bei sinkenden Zinsen, tragen aber auch deutlich höhere Risiken bei steigenden Zinsen. Kurzfristige Anleihen schwanken weniger stark im Kurs, bieten aber auch geringere Chancen.
Wie kann man in Anleihen investieren?
Der Zugang zum Anleihenmarkt steht Privatanlegern über verschiedene Wege offen. Jede Variante hat ihre eigenen Vor- und Nachteile.
Der Direktkauf einzelner Anleihen erfolgt über die Börse oder außerbörslich. Sie benötigen dafür ein Wertpapierdepot bei einem Online-Broker oder einer Bank. Die typische Mindeststückelung beträgt 1.000 Euro, was einen gewissen Kapitaleinsatz voraussetzt. Anleihen werden hauptsächlich an der Börse Frankfurt gehandelt, dem größten deutschen Handelsplatz für Rentenpapiere.
Anleihen-ETFs und Rentenfonds bieten eine Alternative für Diversifikation und kleinere Anlagebeträge. Mit einem ETF investieren Sie in einen ganzen Korb von Anleihen und streuen damit Ihr Risiko. Ein wichtiger Unterschied zu Einzelanleihen: Bei Einzelanleihen sinkt die Duration täglich, da die Restlaufzeit abnimmt. Bei ETFs wird die Duration durch regelmäßige Umschichtungen konstant gehalten, wodurch das Risikoprofil stabil bleibt.
Neuemissionen können Sie oft direkt beim Emittenten zeichnen, häufig ohne Ausgabeaufschlag. Die Deutsche Finanzagentur bietet beispielsweise Bundeswertpapiere direkt an. Bei Unternehmensanleihen erfolgt die Platzierung meist über Banken.
Für den Handel benötigen Sie in jedem Fall ein Depot bei einem Online-Broker oder einer Bank. Vergleichen Sie die Konditionen sorgfältig, da die Gebühren für den Anleihenhandel zwischen den Anbietern erheblich variieren können.
So kaufen Sie Anleihen: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Der Kauf von Anleihen erfordert einige Vorbereitungen. Folgen Sie dieser Anleitung, um Ihr erstes Anleiheninvestment zu tätigen.
Depot eröffnen
Eröffnen Sie ein Wertpapierdepot bei einem Online-Broker oder Ihrer Bank. Vergleichen Sie die Konditionen für den Anleihenhandel sorgfältig. Achten Sie besonders auf Ordergebühren, Depotführungskosten und die Verfügbarkeit verschiedener Handelsplätze.
Anlagestrategie festlegen
Entscheiden Sie, welche Art von Anleihen zu Ihren Zielen passt. Staatsanleihen bieten hohe Sicherheit, Unternehmensanleihen höhere Rendite. Legen Sie fest, ob Sie kurze Laufzeiten (1 bis 3 Jahre) für mehr Flexibilität oder lange Laufzeiten (10 bis 30 Jahre) für höhere Zinsen bevorzugen.
Anleihe auswählen
Recherchieren Sie passende Anleihen anhand von ISIN oder WKN. Prüfen Sie das Rating des Emittenten, die Höhe des Kupons, die Restlaufzeit und den aktuellen Kurs. Achten Sie auf die Modified Duration als Maß für das Zinsänderungsrisiko.
Kauf beauftragen
Geben Sie eine Kauforder über Ihren Broker auf. Wählen Sie zwischen Limit-Order (mit Preisgrenze) oder Market-Order (zum aktuellen Marktpreis). Beachten Sie, dass zum Kaufpreis noch Stückzinsen hinzukommen, wenn Sie zwischen zwei Zinsterminen kaufen.
Depot überwachen
Verfolgen Sie die Kursentwicklung und Zinszahlungen in Ihrem Depot. Die Zinsen werden automatisch Ihrem Verrechnungskonto gutgeschrieben. Prüfen Sie regelmäßig, ob sich die Bonität des Emittenten verändert hat.
Strategie umsetzen
Entscheiden Sie, ob Sie bis zur Fälligkeit halten (kein Kursrisiko, volle Rückzahlung des Nennwerts) oder vorzeitig verkaufen. Ein vorzeitiger Verkauf kann bei gestiegenen Kursen Gewinne, bei gefallenen Kursen Verluste bedeuten.
Anleihen kaufen: Praktisches Beispiel
Ein konkretes Rechenbeispiel verdeutlicht, wie sich ein Anleiheninvestment entwickelt. Ein Investor kauft eine 10-jährige Bundesanleihe mit 10.000 Euro Nennwert und einem Kupon von 2,5%. Der aktuelle Kurs liegt bei 98%.
Der Kaufpreis beträgt 9.800 Euro, also 98% des Nennwerts. Hinzu kommen möglicherweise Stückzinsen, falls der Kauf zwischen zwei Zinsterminen erfolgt, sowie Ordergebühren des Brokers.
Die jährliche Zinszahlung beläuft sich auf 250 Euro. Wichtig: Die Zinsen berechnen sich immer vom Nennwert (2,5% von 10.000 Euro), nicht vom Kaufpreis. Über die gesamte Laufzeit von 10 Jahren erhält der Investor insgesamt 2.500 Euro an Zinsen.
Nach 10 Jahren zahlt die Bundesrepublik Deutschland den vollen Nennwert von 10.000 Euro zurück. Der Investor erhält also 200 Euro mehr zurück, als er beim Kauf bezahlt hat. Sein Gesamtgewinn vor Steuern beträgt 200 Euro Kursdifferenz plus 2.500 Euro Zinsen, insgesamt 2.700 Euro.
Nun zur steuerlichen Betrachtung: Von den 2.700 Euro Gewinn zieht der Investor zunächst den Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro ab. Es bleiben 1.700 Euro steuerpflichtig. Darauf fallen 25% Abgeltungssteuer an, also 425 Euro. Der Solidaritätszuschlag von 5,5% auf die Abgeltungssteuer beträgt 23,38 Euro. Die Gesamtsteuerbelastung liegt bei 448,38 Euro.
Der Nettogewinn nach Steuern beläuft sich auf 2.251,62 Euro über 10 Jahre, was einer durchschnittlichen jährlichen Nettorendite von etwa 2,5% entspricht.
Steuern auf Anleihen: Das müssen Sie wissen
Die steuerliche Behandlung von Anleihen in Deutschland folgt klaren Regeln. Alle Kapitalerträge aus Anleihen unterliegen der Abgeltungssteuer von pauschal 25%. Dies betrifft sowohl die laufenden Zinszahlungen als auch eventuelle Kursgewinne beim Verkauf.
Zusätzlich zur Abgeltungssteuer fällt der Solidaritätszuschlag von 5,5% auf die Abgeltungssteuer an. Bei Kirchensteuerpflicht kommt noch die Kirchensteuer hinzu, deren Höhe vom Bundesland abhängt.
Der Sparerpauschbetrag bietet eine wichtige Steuererleichterung. Seit 2023 beträgt er 1.000 Euro für Ledige und 2.000 Euro für Verheiratete. Bis zu dieser Höhe bleiben Ihre Kapitalerträge steuerfrei. Der Pauschbetrag gilt für alle Kapitalerträge zusammen, nicht nur für Anleihen.
Den Freistellungsauftrag sollten Sie unbedingt bei Ihrer Bank oder Ihrem Broker einreichen. Damit wird der Sparerpauschbetrag automatisch berücksichtigt und die Steuern werden erst auf den übersteigenden Betrag fällig. Die Bank oder der Broker führt die Steuern automatisch an das Finanzamt ab, Sie müssen sich um nichts kümmern.
Wo werden Anleihen gehandelt?
Der Anleihenhandel findet an verschiedenen Orten statt, wobei der Großteil für Privatanleger unsichtbar bleibt.
Börsen bilden den regulierten Handelsplatz für Anleihen. In Deutschland ist die Börse Frankfurt der wichtigste Handelsplatz mit einem umfangreichen Anleihenmarkt. Das Handelsvolumen 2024 verdeutlicht die Bedeutung: 10-jährige Bundesanleihen erreichten ein Volumen von 2.474 Milliarden Euro, was 37% des Gesamthandelsvolumens entspricht. 30-jährige Bundesanleihen kamen auf 641 Milliarden Euro oder 10% des Gesamtvolumens.
Der außerbörsliche Handel, auch OTC (Over the Counter) genannt, findet direkt zwischen Marktteilnehmern statt. Diese Form ist besonders bei institutionellen Investoren verbreitet und macht einen erheblichen Teil des gesamten Anleihenhandels aus. Für Privatanleger spielt der OTC-Handel eine untergeordnete Rolle.
Der Primärmarkt bezeichnet die Neuemission von Anleihen direkt beim Emittenten. Die Deutsche Finanzagentur bietet beispielsweise Bundeswertpapiere direkt an. Bei Unternehmensanleihen erfolgt die Platzierung meist über Banken, die als Konsortialführer auftreten.
Der Sekundärmarkt umfasst den Handel bereits emittierter Anleihen zwischen Investoren. Hier werden die meisten Transaktionen abgewickelt, sowohl an Börsen als auch außerbörslich. Der Anleihenmarkt ist deutlich größer als der Aktienmarkt, bleibt für Privatanleger aber weniger sichtbar, da viel im institutionellen Bereich stattfindet.
In Anleihen investieren: Ist das sinnvoll?
Die Sinnhaftigkeit von Anleiheninvestments hängt von Ihrer persönlichen Situation ab. Eine ausgewogene Betrachtung der Vor- und Nachteile hilft bei der Entscheidung.
Die Vorteile von Anleihen liegen auf der Hand: Sie bieten planbare Erträge durch feste Zinszahlungen, die Sie in Ihre Finanzplanung einbeziehen können. Der Kapitalerhalt bei Haltung bis zur Fälligkeit gibt Sicherheit, sofern der Emittent solvent bleibt. Die geringere Volatilität im Vergleich zu Aktien ermöglicht ruhigere Nächte. Anleihen eignen sich hervorragend zur Diversifikation im Portfolio, da sie sich oft gegenläufig zu Aktien entwickeln.
Die Nachteile sollten Sie ebenfalls kennen: Langfristig erzielen Anleihen niedrigere Renditen als Aktien. Das Inflationsrisiko kann Ihre realen Erträge aufzehren, besonders bei niedrigen Kupons. Das Zinsänderungsrisiko führt zu Kursverlusten, wenn Sie vorzeitig verkaufen müssen und die Zinsen gestiegen sind. Das Ausfallrisiko besteht je nach Bonität des Emittenten. Sie partizipieren nicht am Unternehmenserfolg wie bei Aktien.
Die aktuelle Marktlage zeigt: Nach der Normalisierung 2024 sind Anleihen wieder attraktiver als im Niedrigzinsumfeld der Vorjahre. Das Nullzinsniveau kehrt nicht zurück. Arthur Brunner von der ICF Bank formuliert es treffend: 'Risiken werden wieder richtig bewertet'. Die Zinsen liegen auf einem Niveau, das reale Erträge ermöglicht, wenn die Inflation niedrig bleibt.
Anleihen eignen sich besonders für sicherheitsorientierte Anleger, die regelmäßige Erträge schätzen. Sie bilden einen stabilisierenden Teil eines diversifizierten Portfolios. Für junge Anleger mit langem Anlagehorizont mögen Aktien die bessere Wahl sein. Für Anleger, die in wenigen Jahren auf ihr Kapital zugreifen möchten, bieten Anleihen mehr Planungssicherheit.
Die Entscheidung sollte auf Basis Ihrer Anlageziele, Ihres Zeithorizonts und Ihrer Risikobereitschaft fallen. Eine Mischung aus verschiedenen Anlageklassen, bei der Anleihen einen angemessenen Anteil bilden, erscheint für die meisten Anleger sinnvoll.
Vorteile von Anleihen
Planbare und regelmäßige Zinserträge
Kapitalrückzahlung zum Nennwert bei Fälligkeit (bei solventen Emittenten)
Geringere Kursschwankungen als bei Aktien
Breite Auswahl von sicheren Staatsanleihen bis renditestarken Unternehmensanleihen
Gute Diversifikationsmöglichkeit im Portfolio
Bereits ab 1.000 Euro investierbar
Nachteile von Anleihen
Langfristig niedrigere Renditen als Aktien
Inflationsrisiko – realer Wertverlust bei steigender Inflation
Zinsänderungsrisiko – Kursverluste bei steigenden Zinsen
Ausfallrisiko – besonders bei Unternehmensanleihen mit niedrigem Rating
Keine Teilhabe am Unternehmenserfolg wie bei Aktien
Liquiditätsrisiko bei manchen Anleihen
Besondere Anleiheformen und Strategien
Fortgeschrittene Anleger nutzen spezielle Anleiheformen und Strategien, um ihre Rendite zu optimieren oder Risiken zu steuern.
Das Stripping von Bundesanleihen ist seit 1997 möglich. Dabei werden 10- und 30-jährige Bundesanleihen in ihre Bestandteile zerlegt: Kapitalansprüche und Zinsansprüche werden getrennt und können separat gehandelt werden. Diese Strips sind ab 50.000 Euro verfügbar und ermöglichen maßgeschneiderte Cashflow-Planung.
Asset-Liability Matching bezeichnet eine Strategie zur Ausschaltung des Zinsänderungsrisikos. Anleger kaufen Anleihen mit Fälligkeiten, die exakt zu ihren zukünftigen Zahlungsverpflichtungen passen, und halten sie bis zur Fälligkeit. Versicherungen nutzen diese Strategie intensiv, um ihre langfristigen Verpflichtungen gegenüber Versicherten abzusichern.
Anleiheleitern, auch Bond Laddering genannt, bedeuten die gestaffelte Investition in Anleihen verschiedener Laufzeiten. Sie kaufen beispielsweise Anleihen mit Laufzeiten von 1, 2, 3, 4 und 5 Jahren. Jedes Jahr wird eine Anleihe fällig, und Sie reinvestieren das Geld in eine neue 5-Jahres-Anleihe. So bleiben Sie flexibel und streuen Ihr Zinsänderungsrisiko.
Die Barbell-Strategie kombiniert sehr kurz- und sehr langfristige Anleihen, während mittlere Laufzeiten gemieden werden. Sie profitieren von der Flexibilität kurzer Laufzeiten und den höheren Zinsen langer Laufzeiten. Diese Strategie eignet sich für erfahrene Anleger mit klaren Vorstellungen über die Zinsentwicklung.
Aktuelle Entwicklungen am Anleihenmarkt 2025
Das Jahr 2024 stand im Zeichen der Normalisierung nach dem Inflationsschock der Vorjahre. Die Inflation ging in den meisten entwickelten Ländern deutlich zurück, was den Zentralbanken Spielraum für Leitzinssenkungen gab.
Die Zinsstrukturkurve hat sich normalisiert. Sie ist nicht mehr invers, langfristige Zinsen liegen wieder höher als kurzfristige. Diese Normalisierung signalisiert, dass die Märkte nicht mehr mit einer unmittelbar bevorstehenden Rezession rechnen.
Arthur Brunner von der ICF Bank fasst die Situation treffend zusammen: 'Das Thema Inflation hat den Markt bestimmt wie selten'. Die Inflationsbekämpfung der Zentralbanken prägte die gesamte Anleihelandschaft der vergangenen Jahre.
Staatsanleihen, besonders deutsche und US-amerikanische, fungierten als 'sicherer Hafen'. In unsicheren Zeiten flüchteten Anleger in diese hochboniten Papiere, was die Kurse stützte und die Renditen drückte.
Bei Unternehmensanleihen zeigt sich ein heterogenes Bild. Etablierte Firmen mit guter Bonität standen gut da und konnten sich günstig refinanzieren. Allerdings lagen die Quartalsberichte in rund drei Viertel der Fälle unter den Erwartungen, was die Märkte belastete. Eine besondere Entwicklung betraf französische Staatsanleihen: Die Aufschläge gegenüber Bundesanleihen erreichten das höchste Niveau seit der Finanzkrise, ausgelöst durch politische Unsicherheiten.
Der Ausblick für 2025 zeigt: Das Niedrig- oder Nullzinsumfeld wie vor Corona ist nicht zurück. Anleihen bieten wieder attraktivere Renditen, die reale Erträge ermöglichen, sofern die Inflation niedrig bleibt. Für sicherheitsorientierte Anleger hat sich die Situation deutlich verbessert.
Häufig gestellte Fragen zu Anleihen
Was sind Anleihen einfach erklärt?
Anleihen sind Wertpapiere, bei denen Sie einem Staat oder Unternehmen Geld leihen und dafür regelmäßige Zinsen sowie die Rückzahlung des Kapitals am Ende der Laufzeit erhalten. Sie werden zum Gläubiger, nicht zum Miteigentümer.
Was ist der Unterschied zwischen Anleihen und Aktien?
Bei Aktien werden Sie Miteigentümer eines Unternehmens und partizipieren an dessen Erfolg durch Dividenden und Kurssteigerungen. Bei Anleihen werden Sie Gläubiger und erhalten feste Zinsen sowie die Kapitalrückzahlung, unabhängig vom Unternehmenserfolg.
Wie sicher sind Anleihen?
Die Sicherheit hängt stark vom Emittenten ab. Deutsche Staatsanleihen gelten als sehr sicher mit AAA-Rating und einer Ausfallwahrscheinlichkeit deutlich unter 1%. Unternehmensanleihen haben höheres Risiko je nach Rating. Junk Bonds mit BB-Rating oder schlechter können Ausfallwahrscheinlichkeiten von 5% bis 40% aufweisen.
Was bedeutet der Kupon bei Anleihen?
Der Kupon ist der jährliche Zinssatz in Prozent des Nennwerts, den Sie als Anleger erhalten. Eine Anleihe mit 1.000 Euro Nennwert und 3% Kupon zahlt jährlich 30 Euro Zinsen. Der Begriff stammt aus der Zeit, als Zinsscheine physisch von Papier-Urkunden abgetrennt wurden.
Können Anleihen im Wert fallen?
Ja, die Kurse schwanken während der Laufzeit, besonders bei Änderungen des Marktzinsniveaus. Steigen die Zinsen, fallen die Kurse. Sinken die Zinsen, steigen die Kurse. Bei Haltung bis zur Fälligkeit erhalten Sie aber den vollen Nennwert zurück, sofern der Emittent nicht ausfällt.
Ab welchem Betrag kann man Anleihen kaufen?
Die typische Mindeststückelung beträgt 1.000 Euro. Über Anleihen-ETFs sind auch kleinere Beträge möglich, oft schon ab 25 Euro. ETFs bieten zudem den Vorteil der Diversifikation über viele verschiedene Anleihen.
Wie werden Anleihen besteuert?
Anleihen unterliegen der Abgeltungssteuer von 25% plus Solidaritätszuschlag auf Zinsen und Kursgewinne. Der Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro für Ledige (2.000 Euro für Verheiratete) bleibt steuerfrei. Die Steuern werden automatisch von Ihrer Bank oder Ihrem Broker abgeführt.
Was ist die Duration?
Die Duration misst die durchschnittliche Kapitalbindung und zeigt, wie stark der Kurs auf Zinsänderungen reagiert. Eine Modified Duration von 5% bedeutet: Steigt der Marktzins um 1 Prozentpunkt, fällt der Kurs um 5%. Je länger die Laufzeit, desto höher die Duration und desto stärker die Kursschwankungen.
Wo kann man Anleihen kaufen?
Anleihen können Sie an Börsen wie der Börse Frankfurt kaufen, außerbörslich handeln oder bei Neuemissionen direkt beim Emittenten erwerben. Sie benötigen ein Wertpapierdepot bei einem Online-Broker oder einer Bank.
Was passiert bei Insolvenz des Emittenten?
Bei Staatsinsolvenz droht im schlimmsten Fall ein Totalverlust, wobei oft Umschuldungen vereinbart werden. Bei Unternehmensinsolvenz hängt es vom Rang der Anleihe ab. Anleihegläubiger werden vor Aktionären bedient, erhalten aber meist nur einen Teil ihrer Forderung zurück. Nachranganleihen haben das höchste Verlustrisiko.
Lohnen sich Anleihen bei Inflation?
Anleihen verlieren bei Inflation real an Wert, da die festen Zinsen meist nicht die Inflation ausgleichen. Eine Anleihe mit 2% Kupon bei 3% Inflation bedeutet einen realen Verlust von 1% pro Jahr. Inflationsindexierte Anleihen bieten teilweisen Schutz, gleichen Inflation aber nicht zwingend kurzfristig aus.
Was sind Junk Bonds?
Junk Bonds sind Anleihen mit Rating unter BBB, die als spekulativ gelten. Sie bieten höhere Zinsen als Ausgleich für das deutlich höhere Ausfallrisiko. Bei BB-Rating liegt die Ausfallwahrscheinlichkeit bei 5 bis 10%, bei CCC-Rating sogar bei circa 40%. Sie eignen sich nur für risikobewusste Anleger.
Fazit: Sind Anleihen die richtige Geldanlage für Sie?
Anleihen bilden eine wichtige Anlageklasse für sicherheitsorientierte Anleger und zur Portfolio-Diversifikation. Sie bieten planbare Erträge und geringere Schwankungen als Aktien, allerdings auch niedrigere langfristige Renditen.
Die Sicherheit hängt stark vom Emittenten und dessen Rating ab. Das Spektrum reicht von sehr sicheren deutschen Staatsanleihen mit AAA-Rating bis zu riskanten Junk Bonds mit Ausfallwahrscheinlichkeiten von 40%. Eine sorgfältige Auswahl nach Bonität ist entscheidend.
Das Zinsänderungsrisiko sollten Sie nicht unterschätzen. Langfristige Anleihen können bei steigenden Zinsen erheblich an Wert verlieren. Dieses Risiko lässt sich jedoch durch Halten bis zur Fälligkeit vollständig ausschalten, da Sie dann den vollen Nennwert zurückerhalten.
Nach der Normalisierung 2024 sind Anleihen wieder attraktiver als im Niedrigzinsumfeld der Vorjahre. Sie bieten keine Renditen wie vor der Finanzkrise, aber deutlich bessere Konditionen als in den Jahren 2015 bis 2021. Für sicherheitsorientierte Anleger hat sich die Situation spürbar verbessert.
Anleihen eignen sich als Beimischung in einem ausgewogenen Portfolio, besonders für Anleger mit kürzerem Anlagehorizont oder höherem Sicherheitsbedürfnis. Wer in wenigen Jahren auf sein Kapital zugreifen möchte, findet in Anleihen mehr Planungssicherheit als in Aktien. Vor dem Investment sollten Sie Rating, Laufzeit und Duration sorgfältig prüfen. Für Einsteiger können Anleihen-ETFs eine gute Alternative zu Einzelanleihen sein, da sie Diversifikation bieten und bereits mit kleinen Beträgen zugänglich sind.
Quellenverzeichnis
Deutsche Finanzagentur – Federal Bonds: https://www.deutsche-finanzagentur.de/en/federal-securities/types-of-federal-securities/federal-bonds
Deutsche Finanzagentur – Ratings: https://www.deutsche-finanzagentur.de/finanzierung-des-bundes/der-bund-als-emittent/ratings
Deutsche Bundesbank – Zinssätze und Renditen: https://www.bundesbank.de/de/statistiken/geld-und-kapitalmaerkte/zinssaetze-und-renditen/zinssaetze-und-renditen--772562
Börse Frankfurt – Anleihen-Rückblick 2024: https://www.boerse-frankfurt.de/nachrichten/anleihen-rueckblick-2024-normaler-aber-laengst-nicht-langweilig
Gerd Kommer – Inflationsindexierte Anleihen: https://gerd-kommer.de/blog/inflationsindexierte-anleihen/
Sparkasse – Staatsanleihen 2025: https://www.sparkasse.de/pk/ratgeber/finanzplanung/investieren/in-wertpapiere-investieren/staatsanleihen-kaufen.html
DKB – Anleihen: https://www.dkb.de/finanzwissen/anleihen-so-funktioniert-der-handel-mit-bonds
Merkur Privatbank – Duration: https://www.merkur-privatbank.de/wertpapiere/anleihen/duration.html
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