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Steuern auf Anleihen: So versteuern Sie Ihre Zinserträge richtig

Verfasst von Ivan Bevanda

- 10. Nov. 2025

Geprüft von Sven Wilke

11 Min. Lesezeit | Geldanlage

  • Versteuerung: Auf alle Erträge aus Anleihen fällt die Abgeltungssteuer von 25 Prozent an, unabhängig davon, ob es sich um laufende Zinsen oder Kursgewinne handelt. Die Gesamtsteuerbelastung liegt bei ca. 26,375% ohne Kirchensteuer und bei etwa 27,5-28,5% mit Kirchensteuer
  • Freigrenze: Der Sparerpauschbetrag beträgt 1.000 Euro für Einzelpersonen und 2.000 Euro für Verheiratete und kann durch einen Freistellungsauftrag genutzt werden.
  • Inland vs Ausland: Deutsche Banken führen die Steuer automatisch ab und überweisen sie direkt an das Finanzamt, bei Auslandsdepots müssen Sie selbst aktiv werden. Bei ausländischen Anleihen wird häufig Quellensteuer einbehalten, die teilweise auf die deutsche Steuer angerechnet werden kann
  • Verrechnung von Verlusten: Kursverluste aus Anleihen können mit anderen Kapitalerträgen verrechnet werden, wodurch Sie effektiv Ihre Steuerlast mindern.

Anleihen Steuern: Alles zur Besteuerung von Anleihen in Deutschland

Wer in Anleihen investiert, erzielt regelmäßige Zinserträge und möglicherweise Kursgewinne. Doch wie sieht es mit den Steuern auf Anleihen aus?

In Deutschland unterliegen sowohl die laufenden Zinsen als auch Gewinne aus dem Verkauf von Anleihen der Abgeltungssteuer von 25 Prozent. Hinzu kommen der Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls die Kirchensteuer, was die Gesamtsteuerbelastung auf etwa 26,375-28,5% erhöht.

Dieser Artikel erklärt Ihnen verständlich, wie Sie Anleihen versteuern müssen, welche Freibeträge Ihnen zustehen und wie Sie durch geschickte Steuerplanung Ihre Steuerlast reduzieren können. Von der Verlustverrechnung über ausländische Anleihen bis zu Spezialfällen wie Nullkuponanleihen – hier erfahren Sie alles Wichtige zu Steuern auf Anleihen.

Wie werden Anleihen in Deutschland besteuert?

Die Besteuerung von Anleihen folgt in Deutschland klaren Regeln nach § 20 des Einkommensteuergesetzes (EStG). Alle Erträge aus Anleihen zählen zu den Einkünften aus Kapitalvermögen und unterliegen seit 2009 der pauschalen Abgeltungssteuer von 25%. Diese gilt unabhängig von Ihrem persönlichen Einkommensteuersatz und wird direkt an der Quelle einbehalten.

Zwei Ebenen: So werden Anleihen besteuert

Bei Anleihen gibt es zwei Besteuerungsebenen:

  1. Erstens die laufenden Zinsen, auch Kupon genannt, die während der Haltedauer ausgezahlt werden.
  2. Zweitens werden Kursgewinne besteuert, die entstehen, wenn Sie eine Anleihe zu einem höheren Preis verkaufen als Sie sie gekauft haben, oder wenn sie über dem Kaufpreis zurückgezahlt wird.

Zur Abgeltungssteuer von 25% kommen zusätzliche Abgaben hinzu: Der Solidaritätszuschlag beträgt 5,5% der Abgeltungssteuer. Falls Sie kirchensteuerpflichtig sind, werden weitere 8% in Bayern und Baden-Württemberg oder 9% in den anderen Bundesländern fällig.

Rechnen wir die Gesamtsteuerbelastung aus: Ohne Kirchensteuer landen Sie bei 26,375 Prozent (25% + 1,375% Soli). Mit Kirchensteuer erhöht sich die Belastung auf etwa 27,5-28,5%.

Deutsche Banken und Broker führen die Steuern auf Anleihen automatisch ab. Sie müssen sich also nicht selbst darum kümmern, die Steuer zu berechnen und zu überweisen. Die Bank behält den fälligen Betrag direkt ein und leitet ihn ans Finanzamt weiter. Auf Ihrer Jahressteuerbescheinigung sehen Sie transparent, welche Beträge abgeführt wurden.

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Der Sparerpauschbetrag: So nutzen Sie den Freibetrag optimal

Der Sparerpauschbetrag ist ein wichtiges Instrument, um Steuern auf Anleihen zu sparen. Seit 2023 beträgt dieser Freibetrag 1.000 Euro für Einzelpersonen und 2.000 Euro für Verheiratete oder eingetragene Lebenspartner, die zusammen veranlagt werden.

Bis 2023 lagen die Beträge noch bei 801 Euro beziehungsweise 1.602 Euro. Die Erhöhung erfolgte durch das Jahressteuergesetz 2022 und gilt rückwirkend.

Um den Sparerpauschbetrag zu nutzen, müssen Sie einen Freistellungsauftrag bei Ihrer Bank einreichen. Dieser Auftrag bewirkt, dass Kapitalerträge bis zur angegebenen Höhe steuerfrei bleiben.

Ohne Freistellungsauftrag behält die Bank automatisch die volle Abgeltungssteuer ein, die Sie dann nur über die Steuererklärung zurückholen können. Der Freistellungsauftrag ist kostenlos und kann jederzeit erteilt, geändert oder widerrufen werden. Sie benötigen dafür Ihre Steueridentifikationsnummer. Der Auftrag kann befristet oder unbefristet erteilt werden und gilt ab dem 1. Januar des Jahres, in dem Sie ihn einreichen.

Freibetrag clever aufteilen – Das Finanzamt zählt nach

Besonders praktisch: Sie können den Freibetrag auf mehrere Banken aufteilen. Haben Sie beispielsweise Konten bei drei verschiedenen Instituten, können Sie 600 Euro bei Bank A, 300 Euro bei Bank B und 100 Euro bei Bank C freistellen lassen. Wichtig ist nur, dass die Gesamtsumme Ihren persönlichen Freibetrag nicht überschreitet. Das Finanzamt prüft die Einhaltung dieser Grenze und besteuert Überschreitungen nachträglich.

Wichtig zu beachten

Ein häufiger Fehler: Viele Anleger richten keinen Freistellungsauftrag ein und verschenken damit bares Geld. Richten Sie den Auftrag sofort ein, wenn Sie ein neues Depot eröffnen.

Überprüfen Sie außerdem regelmäßig, ob Ihre Aufteilung noch optimal ist. Bei einem Bankwechsel oder wenn sich Ihre Erträge verschieben, sollten Sie die Freistellungsaufträge anpassen. Personen mit sehr niedrigen Einkünften können alternativ eine Nichtveranlagungsbescheinigung beim Finanzamt beantragen, die eine vollständige Steuerbefreiung bewirkt.

Verlustverrechnung bei Anleihen: Verluste steuerlich nutzen

Nicht jede Anlage läuft erfolgreich. Wenn Sie Anleihen mit Verlust verkaufen, können Sie diese Kursverluste steuerlich geltend machen und mit Gewinnen verrechnen. Das System der Verlustverrechnung hilft Ihnen, Ihre Steuerlast zu reduzieren.

Das Finanzamt unterscheidet zwei Verlustverrechnungstöpfe: Den Aktien-Topf und den Sonstiger-Kapitalvermögen-Topf:

  • Verluste aus Aktien können ausschließlich mit Gewinnen aus Aktien verrechnet werden.
  • Anleihen fallen jedoch in den Sonstiger-Kapitalvermögen-Topf, zusammen mit Fonds, Derivaten und anderen Wertpapieren.

Der große Vorteil: Verluste aus diesem Topf können mit allen positiven Kapitalerträgen verrechnet werden, also auch mit Aktiengewinnen, Zinsen oder Dividenden.

Verlustverrechnung: Was beim Depot-Hopping passiert

Wenn Sie im laufenden Jahr mehr Verluste als Gewinne erzielen, erfolgt automatisch ein Verlustvortrag ins nächste Jahr. Diese Verluste können dann mit künftigen Gewinnen verrechnet werden, bis sie vollständig ausgeglichen sind.

Haben Sie mehrere Depots bei verschiedenen Banken, wird es etwas komplizierter. Jede Bank verwaltet ihre eigenen Verlustverrechnungstöpfe. Um Verluste aus einem Depot mit Gewinnen aus einem anderen zu verrechnen, müssen Sie bei Jahresende eine Verlustbescheinigung bei Ihrer Bank anfordern und diese mit der Steuererklärung beim Finanzamt einreichen.

Ein konkretes Beispiel verdeutlicht die Situation: Sie erzielen 1.500 Euro Zinserträge aus Bundesanleihen und haben gleichzeitig 800 Euro Kursverlust aus Unternehmensanleihen realisiert. Zu versteuern sind nur 700 Euro (1.500 Euro minus 800 Euro). Liegt dieser Betrag unter Ihrem Sparerpauschbetrag, zahlen Sie gar keine Steuern. Die Verrechnung erfolgt automatisch durch Ihre Bank, wenn alle Wertpapiere im selben Depot liegen.

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Ausländische Anleihen: Quellensteuer und Doppelbesteuerung vermeiden

Ausländische Anleihen bieten Chancen zur Diversifikation, bringen aber steuerliche Besonderheiten mit sich. Viele ausländische Staaten behalten auf Zinserträge eine Quellensteuer ein, bevor das Geld bei Ihnen ankommt.

Diese liegt typischerweise bei 10-15% , kann aber auch höher ausfallen. Zusätzlich müssen Sie in Deutschland die volle Abgeltungssteuer zahlen, was zu einer Doppelbesteuerung führen würde.

Anleihen international: Das Quellensteuer-Dilemma

Hier greifen die Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), die Deutschland mit den meisten Ländern geschlossen hat. Diese Abkommen regeln, dass die im Ausland gezahlte Quellensteuer auf die deutsche Steuer angerechnet wird, allerdings meist nur bis zu einem bestimmten Höchstbetrag von 15 Prozent.

Liegt die ausländische Quellensteuer darüber, können Sie den übersteigenden Betrag häufig im Ausland zurückfordern, was jedoch mit bürokratischem Aufwand verbunden ist. Bei deutschen Banken kümmert sich das Institut meist um die Anrechnung der Quellensteuer.

Anders sieht es bei Auslandsdepots aus: Hier erfolgt kein automatischer Steuerabzug. Sie müssen alle Erträge aus ausländischen Anleihen selbst in der Anlage KAP Ihrer Steuererklärung angeben und die Steuer nachzahlen. Die Komplexität variiert je nach Land erheblich. Während einige Staaten wie die USA relativ unkomplizierte Verfahren haben, erfordern andere langwierige Rückerstattungsanträge.

Praktische Hinweise für Anleger in ausländische Anleihen:

  • Führen Sie eine genaue Dokumentation aller Erträge und behaltenen Steuern. Bewahren Sie alle Steuerbescheinigungen und Belege auf.
  • Das Bundeszentralamt für Steuern und die BaFin veröffentlichen Listen mit anrechenbaren Quellensteuern, die Ihnen bei der Orientierung helfen.
  • Bei größeren Beträgen oder komplexen Konstellationen lohnt sich die Konsultation eines Steuerberaters.

Trotz der Komplexität können ausländische Anleihen für ein gut diversifiziertes Portfolio sinnvoll sein, Sie sollten die steuerlichen Aspekte aber von Anfang an berücksichtigen.

Spezialfälle: Nullkuponanleihen, Bondstripping und andere Besonderheiten

Neben klassischen Anleihen existieren spezielle Anleiheformen, die steuerlich anders behandelt werden.

Nullkuponanleihen: Zinsen ohne Zinszahlung

Nullkuponanleihen, auch Zero-Bonds genannt, zahlen während der Laufzeit keine laufenden Zinsen aus. Stattdessen werden sie unter ihrem Nennwert ausgegeben und zum Nennwert zurückgezahlt.

Die Differenz zwischen Kaufpreis und Rückzahlungsbetrag stellt den Zinsertrag dar. Steuerlich wird dieser Aufzinsungsbetrag wie laufende Zinsen behandelt und unterliegt der Abgeltungssteuer. Die Besteuerung erfolgt erst bei Verkauf oder Fälligkeit der Anleihe.

Bondstripping: Zerlegung mit steuerlicher Komplexität

Beim Bondstripping werden Anleihen in ihre Bestandteile zerlegt: den Anleihemantel (Rückzahlungsanspruch) und die einzelnen Zinsscheine. Diese können dann separat gehandelt werden.

Steuerlich erfordert dies eine Aufteilung der ursprünglichen Anschaffungskosten auf die einzelnen Komponenten. Das Finanzgericht Baden-Württemberg hat hierzu wichtige Urteile gefällt, die die Berechnungsmethoden konkretisieren.

Steuer-Sonderfälle: Wandelanleihen und Inflationsschutz

Wandelanleihen kombinieren Anleihe- und Aktienmerkmale. Solange Sie die Wandeloption nicht ausüben, werden sie wie normale Anleihen besteuert. Nach der Wandlung in Aktien gelten die steuerlichen Regelungen für Aktien. Inflationsindexierte Anleihen passen sowohl Zinsen als auch Nennwert an die Inflation an. Beide Komponenten sind steuerpflichtig, was die Berechnung komplexer macht.

Bei allen diesen speziellen Produkten gilt: Eine steuerliche Beratung kann sinnvoll sein, um Fehler zu vermeiden und Steuervorteile optimal zu nutzen.

Steuerfreiheit für Xetra Gold: Der Sonderfall physisches Gold

Ein interessanter Sonderfall sind Xetra Gold Inhaberschuldverschreibungen. Der Bundesfinanzhof hat in seinem Urteil vom 6. Februar 2018 (Az. IX R 33/17) entschieden, dass die Umwandlung dieser Wertpapiere in physisches Gold steuerneutral ist, da keine Veräußerung im steuerlichen Sinne vorliegt.

Dies unterscheidet Xetra Gold von anderen Goldanlageprodukten.

Praktische Steuerplanung: So optimieren Sie Ihre Steuerlast

Mit der richtigen Strategie können Sie bei der Besteuerung von Anleihen legal Steuern sparen. Die folgenden Optimierungsmöglichkeiten sind nach ihrer praktischen Bedeutung geordnet und helfen Ihnen, Ihre Steuerlast systematisch zu reduzieren.

Tipp #1: Freistellungsauftrag sofort einrichten

An erster Stelle steht der Freistellungsauftrag – ein Instrument, das Sie nicht ignorieren sollten. Richten Sie ihn sofort bei allen Banken ein, bei denen Sie Kapitalerträge erzielen. Verteilen Sie den Freibetrag optimal auf Ihre Institute, je nachdem wo Sie die höchsten Erträge erwarten.

Viele Anleger verschenken jährlich Hunderte Euro, weil sie diesen einfachen Schritt versäumen. Die Einrichtung ist kostenlos, dauert nur wenige Minuten und kann jederzeit angepasst werden. Ohne Freistellungsauftrag behält die Bank automatisch die volle Abgeltungssteuer ein – Geld, das Sie erst über die Steuererklärung zurückholen müssen.

Tipp #2: Günstigerprüfung bei niedrigem Einkommen nutzen

Liegt Ihr zu versteuerndes Einkommen unter dem Grundfreibetrag von etwa 12.096 Euro oder nur knapp darüber, kann Ihr persönlicher Steuersatz niedriger sein als die pauschale Abgeltungssteuer von 25 Prozent. In diesem Fall lohnt sich die Günstigerprüfung.

Beantragen Sie diese über die Anlage KAP in Ihrer Steuererklärung. Das Finanzamt vergleicht dann automatisch und wendet den für Sie günstigeren Steuersatz an. Besonders für Rentner, Studierende oder Personen mit geringem Einkommen kann dies erhebliche Steuervorteile bringen.

Tipp #3: Verluste aktiv dokumentieren und verrechnen

Dokumentieren Sie Verluste aktiv und nutzen Sie die Verlustverrechnung konsequent. Wenn Sie mehrere Depots führen, fordern Sie zum Jahresende Verlustbescheinigungen an und reichen Sie diese mit Ihrer Steuererklärung ein.

So können Sie Verluste aus einem Depot mit Gewinnen aus einem anderen verrechnen. Viele Anleger übersehen diese Möglichkeit und zahlen dadurch mehr Steuern als nötig. Die Verlustverrechnung funktioniert auch über mehrere Jahre hinweg – nicht ausgeglichene Verluste werden automatisch vorgetragen.

Tipp #4: Gewinne zeitlich spreizen

Wenn Sie absehen können, dass Ihre Erträge den Freibetrag deutlich übersteigen, überlegen Sie, ob Sie Verkäufe auf mehrere Jahre verteilen können. Diese zeitliche Streckung ermöglicht es Ihnen, den Sparerpauschbetrag mehrfach zu nutzen.

Bei größeren Kapitalerträgen kann diese Strategie über die Jahre hinweg mehrere Tausend Euro Steuerersparnis bringen. Planen Sie Ihre Verkäufe strategisch und behalten Sie dabei immer Ihren persönlichen Freibetrag im Blick.

Tipp #5: Steuerbescheinigungen prüfen und Quellensteuer zurückfordern

Prüfen Sie die Steuerbescheinigungen Ihrer Bank sorgfältig und bewahren Sie diese auf. Fehler kommen vor und lassen sich nur korrigieren, wenn Sie die Unterlagen haben.

Bei ausländischen Anleihen sollten Sie die Doppelbesteuerungsabkommen prüfen und gegebenenfalls Quellensteuer-Rückerstattungen beantragen. Auch wenn dies aufwendig ist, kann sich der bürokratische Aufwand bei höheren Beträgen durchaus lohnen. Deutsche Banken rechnen die Quellensteuer meist automatisch an, bei Auslandsdepots müssen Sie jedoch selbst aktiv werden.

Tipp #6: Depotübertragungen innerhalb der Familie prüfen

Depotübertragungen innerhalb der Familie können steuerlich vorteilhaft sein. Kinder haben eigene Freibeträge von 1.000 Euro pro Jahr. Übertragen Sie Wertpapiere auf Ihre Kinder, können deren Freibeträge zusätzlich genutzt werden.

Beachten Sie dabei jedoch die Schenkungssteuer und lassen Sie sich beraten. Bei größeren Vermögen kann diese Strategie erhebliche Steuervorteile bringen, erfordert aber sorgfältige Planung und rechtliche Absicherung.

Häufig gestellte Fragen zu Anleihen Steuern

Wie hoch ist die Steuer auf Anleihen in Deutschland?

In Deutschland werden Erträge aus Anleihen mit der Abgeltungssteuer von 25 Prozent besteuert. Hinzu kommen der Solidaritätszuschlag von 5,5 Prozent auf die Abgeltungssteuer sowie gegebenenfalls die Kirchensteuer. Der Solidaritätszuschlag erhöht die Belastung um 1,375 Prozentpunkte auf insgesamt 26,375 Prozent. Sind Sie kirchensteuerpflichtig, kommen weitere 8 Prozent in Bayern und Baden-Württemberg oder 9 Prozent in den anderen Bundesländern hinzu. Die Gesamtsteuerbelastung liegt damit zwischen etwa 27,5 und 28,5 Prozent mit Kirchensteuer. Diese Steuern fallen sowohl auf laufende Zinserträge als auch auf Kursgewinne an.

Muss ich Zinsen aus Anleihen versteuern?

Ja, alle Zinserträge aus Anleihen sind in Deutschland steuerpflichtig und unterliegen der Abgeltungssteuer. Dies gilt sowohl für laufende Zinszahlungen während der Haltedauer als auch für Zinsen, die bei Fälligkeit ausgezahlt werden. Allerdings steht Ihnen der Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro für Einzelpersonen beziehungsweise 2.000 Euro für Verheiratete zu. Bis zu dieser Höhe bleiben Ihre Kapitalerträge steuerfrei, wenn Sie einen Freistellungsauftrag bei Ihrer Bank eingereicht haben. Erst wenn Ihre gesamten Kapitalerträge aus allen Quellen diesen Freibetrag übersteigen, fallen Steuern an. Deutsche Banken führen die Steuer automatisch ab.

Was ist der Sparerpauschbetrag bei Anleihen?

Der Sparerpauschbetrag ist ein Freibetrag, bis zu dem Kapitalerträge steuerfrei bleiben. Seit 202 3beträgt er 1.000 Euro für Einzelpersonen und 2.000 Euro für gemeinsam veranlagte Ehepaare oder eingetragene Lebenspartner. Um ihn zu nutzen, müssen Sie einen Freistellungsauftrag bei Ihrer Bank einreichen. Dieser bewirkt, dass die Bank bis zur angegebenen Höhe keine Abgeltungssteuer einbehält. Sie können den Freibetrag auf mehrere Banken aufteilen, sollten aber darauf achten, dass die Summe aller Freistellungsaufträge Ihren persönlichen Freibetrag nicht überschreitet.

Werden Kursgewinne bei Anleihen besteuert?

Ja, Kursgewinne aus Anleihen werden in Deutschland besteuert. Wenn Sie eine Anleihe zu einem höheren Preis verkaufen als Sie sie gekauft haben, müssen Sie auf die Differenz Abgeltungssteuer zahlen. Dasselbe gilt, wenn eine Anleihe über dem Kaufpreis zurückgezahlt wird. Die Besteuerung erfolgt mit dem gleichen Satz wie bei Zinserträgen: 25 Prozent Abgeltungssteuer plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Auch hier können Sie den Sparerpauschbetrag nutzen. Umgekehrt können Sie Kursverluste aus Anleihen mit anderen Kapitalerträgen verrechnen und so Ihre Steuerlast reduzieren. Die Verrechnung erfolgt automatisch durch Ihre Bank, wenn alle Wertpapiere im selben Depot liegen.

Kann ich Verluste aus Anleihen steuerlich geltend machen?

Ja, Verluste aus Anleihen können Sie steuerlich geltend machen. Wenn Sie Anleihen mit Verlust verkaufen, werden diese Verluste automatisch mit Gewinnen aus anderen Kapitalanlagen verrechnet. Anleihen fallen in den Verlustverrechnungstopf für sonstiges Kapitalvermögen. Verluste aus diesem Topf können mit allen positiven Kapitalerträgen verrechnet werden, also auch mit Aktiengewinnen, Dividenden oder Zinsen aus anderen Quellen. Haben Sie im laufenden Jahr mehr Verluste als Gewinne, erfolgt ein automatischer Verlustvortrag ins nächste Jahr.

Wie funktioniert die Besteuerung ausländischer Anleihen?

Bei ausländischen Anleihen wird häufig im Ausland eine Quellensteuer einbehalten, bevor die Zinsen bei Ihnen ankommen. Diese liegt meist zwischen 10 und 15 Prozent, kann aber auch höher sein. Zusätzlich müssen Sie in Deutschland die Abgeltungssteuer zahlen. Um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden, greifen Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und dem jeweiligen Land. Diese ermöglichen die Anrechnung der ausländischen Quellensteuer auf die deutsche Steuer, typischerweise bis zu 15 Prozent. Bei deutschen Banken erfolgt die Anrechnung meist automatisch. Haben Sie ein Depot im Ausland, müssen Sie die Erträge selbst in der Anlage KAP Ihrer Steuererklärung angeben.

Was ist ein Freistellungsauftrag und wie stelle ich ihn?

Ein Freistellungsauftrag ist ein Formular, mit dem Sie Ihrer Bank mitteilen, dass Kapitalerträge bis zu einer bestimmten Höhe steuerfrei bleiben sollen. Damit nutzen Sie Ihren Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro beziehungsweise 2.000 Euro für Verheiratete. Ohne Freistellungsauftrag behält die Bank automatisch die volle Abgeltungssteuer ein. Den Auftrag stellen Sie direkt bei Ihrer Bank, entweder schriftlich mit einem Formular oder online im Banking-Portal. Sie benötigen dafür Ihre Steueridentifikationsnummer. Der Auftrag kann jederzeit erteilt, geändert oder widerrufen werden und gilt ab dem 1. Januar des Jahres.

Muss ich Anleihen in der Steuererklärung angeben?

Bei deutschen Banken müssen Sie Anleihen normalerweise nicht in der Steuererklärung angeben, da die Bank die Steuer automatisch abführt. Es gibt jedoch Ausnahmen: Wenn Sie ein Depot im Ausland führen, sind Sie verpflichtet, alle Kapitalerträge in der Anlage KAP Ihrer Steuererklärung anzugeben.

Fazit: Anleihen versteuern – mit dem richtigen Wissen Steuern sparen

Die Besteuerung von Anleihen folgt in Deutschland mit der 25-prozentigen Abgeltungssteuer einem grundsätzlich einfachen System. Zinserträge und Kursgewinne unterliegen dieser pauschalen Steuer, die zusammen mit Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer zu einer Gesamtbelastung von etwa 26,375-28,5% führt.

Der Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro für Einzelpersonen beziehungsweise 2.000 Euro für Verheiratete ist das wichtigste Instrument, das jeder Anleger nutzen sollte. Ein einfacher Freistellungsauftrag bei Ihrer Bank genügt, um diesen Freibetrag zu aktivieren.

Auch die Verlustverrechnung bietet Potenzial. Kursverluste aus Anleihen können mit anderen Kapitalerträgen verrechnet werden und mindern so die Steuerlast. Bei ausländischen Anleihen wird es komplexer. Quellensteuer im Ausland und die deutsche Abgeltungssteuer erfordern Aufmerksamkeit, um Doppelbesteuerung zu vermeiden.

Mit der richtigen Planung – einem optimal aufgeteilten Freistellungsauftrag, konsequenter Verlustverrechnung und einer durchdachten Depotstruktur – lassen sich bei Steuern auf Anleihen erhebliche Beträge sparen.

Quellen

  • Raisin: https://www.raisin.com/de-de/steuer/kapitalertragsteuer/

  • VR: https://www.vr.de/privatkunden/themenwelten/finanzen/investieren-anlegen/freistellungsauftrag-kapitalertraege.html

  • Sparkasse: https://www.sparkasse.de/pk/ratgeber/finanzplanung/investieren/in-wertpapiere-investieren/abgeltungssteuer.html

  • Wirtschaftlexikon Gabler: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/agiopapiere-30488

  • BFM: https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/BMF_Schreiben/Steuerarten/Abgeltungsteuer/2025-05-14-einzelfragen-zur-abgeltungsteuer.pdf

  • BaFin: https://www.bafin.de

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